Musik und Literatur statt Gaunerjagd

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Miroslav Nemec bei seinem Auftritt in Haßfurt. Foto: Klaus Schmitt
Miroslav Nemec bei seinem Auftritt in Haßfurt. Foto: Klaus Schmitt

Der aus dem TV bekannte Miroslav Nemec unterhielt in Haßfurt mit Einblicken in sein Leben zwischen Kroatien und Bayern.

Der gute Mann ist 61, aber er bewegt sich mit einem Schwung auf der Bühne, der einem 35-Jährigen alle Ehre machen würde. Kein Wunder, der Typ ist Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei und jagt die schweren Jungs, da muss er sich fit halten. Unsinn. Der Mann ist nicht bei der Kriminalpolizei, auch wenn das viele glauben und ihn unter seinem Künstlernamen Ivo Batic eher kennen als unter seinem richtigen Namen Miroslav Nemec.
Der Schauspieler, der seit 1991 zum Ermittler-Duo im Münchner Fernseh-"Tatort" gehört, gastierte am Wochenende in der Haßfurter Stadthalle. Fast zweieinhalb Stunden unterhielt er die Besucher in seiner Solo-Nummer mit Vorträgen aus seiner Biografie ("Miroslov - Jugoslav"), mit Anekdoten aus seinem Leben, mit Musik und vor allem mit vielen Witzen, die manchmal treffendere Schlaglichter auf eine Gesellschaft werfen als seitenlange wissenschaftliche Abhandlungen.

"Miroslav Nemec - der Nemec hinter dem Batic" lautete sein Programm. Und tatsächlich: Der "Tatort"-Kommissar kam in Haßfurt überhaupt nicht vor. Sieht man einmal vom allerletzten Lied ab, das er zusammen mit seinem "Tatort-Ermittlerkollegen Udo Wachtveitl alias Franz Leitmayr zusammengedichtet hat. Alle "Tatort"-Fans sollten jetzt nicht aufhören, diesen Artikel zu lesen, denn spannend war der literarische-musikalische Abend in Haßfurt trotzdem, weil er die andere Seite des Miroslav Nemec zeigte. Spannend war die auch, und es durfte viel gelacht werden.

Durch sein Bühnenprogramm zog sich die Ironie wie ein roter Faden. Sie hat Nemec offenbar auch sein ganzes Leben begleitet. Und irgendwo ist er immer der Lausbub geblieben, der 1954 in Zagreb, der heutigen Hauptstadt Kroatiens, geboren wurde und dort aufwuchs. Kroatien war damals Teil des sozialistischen Jugoslawiens. Einfach war das Leben nicht, und die Ironie half Miroslav Nemec durch diese entbehrungsreiche Zeit. Aus der Ironie wurde bisweilen tiefschwarzer Humor. Kein Wunder, reichen Nemec' familiäre Wurzeln doch bis in die österreichische Hauptstadt Wien.

Auch wenn die Familie nicht viel hatte, erinnert sich der Schauspieler gerne an seine Kindheit. An die Treffen der Mutter mit Freundinnen in der kleinen Wohnung, bei denen viel Kaffee getrunken und noch mehr geraucht wurde. Der Kaffeeduft und der Zigarettenrauch "lösen bei mir heute noch Wohlbehagen aus". Und wenn die kleinen Mokkatassen leer waren, "blieb der Kaffeesatz übrig. Mama begann daraus zu lesen. Ich liebte diese geheimnisvollen Zeremonien", beschrieb Nemec in Haßfurt.

Mit zwölf Jahren kam der Bub zu Verwandten nach Deutschland. Nach dem Schulbesuch ging er aufs Mozarteum in Salzburg. Doch die klassische Musik war eher nicht das Ding des jungen Mannes. "Mein Herz schlug für Rock, Pop, Jazz und Blues." Und für die Frauen: "In erotischer Hinsicht habe ich versucht, nichts zu versäumen."
Bei der Musik blieb er nicht. Aber sie hat ihn sein Leben lang mitgeprägt, wie zahlreiche Stücke am Flügel und auf der Gitarre in der Haßfurter Stadthalle deutlich machten. Nemec wurde Schauspieler. Eine Freundin brachte ihn auf diesen Weg. Sicher war er sich nicht, ob er das konnte und den Beruf wagen sollte. Aber er tat es. Nemec: "Ein Schauspieler macht es, oder er macht es doch." Da war sie wieder: die Ironie des Miroslav-Jugoslav, wie ihn seine Altersgenossen während der Jugendzeit im bayerischen Freilassing genannt hatten.

"Miroslav - Jugoslav" wurde der Titel seiner Autobiografie, die er jetzt geschrieben hat. Eigentlich hatte er sich andere Titel ausgeguckt. Aber die waren alle zu lang. Besser hätte ihm gefallen: "Entweder man lebt, oder man ist konsequent." Oder: "Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich nicht dazu."