Der frühere Tanzsaal und die Gastwirtschaft von Salmsdorf kommen Ende Mai im Bamberger Amtsgericht unter den Hammer. Die Gutachter sprechen von einem "desolaten Zustand" und setzen nur einen symbolischen (Verkehrs-)Wert an.
Das ist weder ein Druckfehler, noch ein Schnäppchen: ein einstiges dörfliches Multifunktionszentrum mit einer Fläche von 0,3 Hektar für einen Euro. Wo gibt's denn das?
In Salmsdorf. Dort kommt ein Anwesen unter den Hammer, das viele Einheimische (und darüber hinaus) mit zum Teil aufregenden Jugenderinnerungen verbinden.
"Ich hab' dort selbst noch getanzt. Zur Kirchweih gab's jedes Mal heftige Schlägereien, vor 40 Jahren war bei uns richtig etwas los", enthüllt beispielsweise Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD) aus der Sturm-und-Drang-Zeit samt Besuchen im einstigen Tanzsaal seines Heimatortes.
Eine Gastwirtschaft gehörte in der Blütezeit dazu, eine Tankstelle, ein Lebensmittelladen, eine Schlosserei, zuletzt eine Flaschenbierhandlung und eine Schreinerei. Etwa seit 2008 nicht mehr bewohnt, verfiel das Ziegelsteinhaus mit mehreren Anbauten zusehends.
Zunächst drückten Schuldenlasten, dann - zur Jahreswende 2010/2011 - die Schneemassen, die mehrere Dächer zum Einsturz brachten, wodurch auch Nachbaranwesen in Gefahr gerieten.
Einen "maroden bis desolaten Zustand" attestierten nun die Gutachter aus Nürnberg für die Zwangsvollstreckung, die am 29. Mai im Bamberger Amtsgericht stattfinden soll. Als Verkehrswert wurde der ominöse ein Euro festgesetzt.
Eigentümer der heruntergekommenen Immobilie ist der Freistaat Bayern, da die Nachfahren des letzten Besitzers das Erbe ausschlugen, da erhebliche finanzielle Lasten im fünfstelligen Bereich bei Bank und Gemeinde darauf ruhen.
Einsturzgefahr besteht Nach dem Schneebruch im Winter 2010/2011 kümmerten sich zunächst Vertreter des Landratsamtes und der Gemeinde um die Liegenschaft. Wegen der drohenden Einsturzgefahr an einigen Gebäudeteilen wurde ein Schutzzaun aufgestellt, dessen Teile der Stadt Ebern abgekauft worden war, da die mit dem Kauf der Bundeswehrkaserne viele laufende Meter übrig hatte.
Verkehrssicherungspflicht heißt das im Beamtendeutsch. Weil auch das Dach über dem einstigen Tanzsaal leckte, ließ das Landesamt für Finanzen mit Sitz in Würzburg im Herbst 2014 noch ein paar Ziegeln richten, um den weiteren Verfall im Gebälk und den Lehmböden einzudämmen.
"Vielleicht kann im Rahmen der Dorferneuerung ein Abriss bezuschusst werden, damit wir diesen Schandfleck auf die Reihe bringen und das Gebäude nicht weiter einfällt", hat Bürgermeister Sendelbeck vor einem Jahr im Marktgemeinderat erklärt.
An ernsthafte Kaufinteressenten am Backsteinbau glaubte Sendelbeck damals jedenfalls nicht. "Es hat sich nur ein Bewerber gemeldet und der wollte nur einen Euro bezahlen. Da spielten die Gläubiger nicht mit." Das war im Februar 2014, der Versteigerungsvermerk wurde am 30. Juni 2014 ins Grundbuch eingetragen.
Vielleicht finden sich jetzt zur Versteigerung potente Künstler oder Architekten, die sich des einstigen Herold-Saals annehmen, denn beim Kaufpreis von einem Euro wird es nicht bleiben, soll eine weitere Nutzung angestrebt werden. Die Entsorgungs- und Altlasten lassen sich derzeit nicht einmal abschätzen.