Stammplatz fürs Kunstwerk oder platzt der Traum?

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Beim Gemeindefest wird sich entscheiden, ob das Kunstwerk mit den Luftballons in der Christuskirche bleibt. Foto: Johanna Eckert
Beim Gemeindefest wird sich entscheiden, ob das Kunstwerk mit den Luftballons in der Christuskirche bleibt. Foto: Johanna Eckert

Beim Gemeindefest am Sonntag stimmen die evangelische Christen in Ebern darüber ab, ob sie Gerhard Rießbecks Kunstwerk in ihrer Christuskirche behalten wollen.

Ebern"Ich wage keine Prognose", gesteht Pfarrer Bernd Grosser im Hinblick auf das bevorstehende Gemeindefest der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ebern. Dabei blickt der Gemeindepfarrer zwar wortwörtlich gen Himmel, aber das Wetter spielt für ihn kaum eine Rolle. Es geht um das Kunstwerk des Malers Gerhard Rießbeck aus Bad Windsheim, das im Oktober vergangenen Jahres als Beitrag zur Kunstaktion "12 (W)Orte" an der Decke und den Wänden in der Christuskirche aufgehängt wurde.


Geteilte Meinungen

In wenigen Wochen ist die Aktion vorbei und die Gemeindemitglieder müssen entscheiden, ob die Installation in der Christuskirche verbleibt oder wieder abgenommen wird.
Die Darstellung von Jesu Tod und Leid in Form von Luftballons und einer Dornenkrone hat durchaus hitzige Diskussionen in ergeben. "Wir hatten sogar zwei Kirchenaustritte, die damit begründet wurden", sagt Pfarrer Grosser.
"Ich finde das komisch. Denn die Entscheidung, ob das Kunstwerk bleibt oder nicht, fällt an diesem Sonntag in einer demokratischen Abstimmung." Auch wenn es bleibt, werden die Kritiker den Pfarrer nicht alleine lassen: "Einige, die sehr gegen das Kunstwerk sind, haben mir gesagt, dass es trotzdem keinen Einfluss auf ihr Gottesdienstverhalten hat."

Gerhard Rießbeck verlangt für seine Installation 25 000 Euro plus Mehrwertsteuer. "Am Geld darf es aber nicht scheitern", betont Pfarrer Grosser, der etliche Sponsoren gefunden hat. "Es sind so viele Zuschüsse am Laufen, dass sich der Eigenanteil der Gemeinde auf 6250 Euro beläuft", informiert er.
Über die Frage: "Soll die Gemeinde das Kunstwerk von Rießbeck anschaffen?" können die Gemeindemitglieder ab 14 Jahren abstimmen. Die Wahlurne steht am Tag des Gemeindefestes, von 11.30 Uhr bis 18 Uhr im Gemeindehaus bereit. Gleich im Anschluss wird ausgezählt. "Ich finde es sehr spannend", meint der Pfarrer. Fest steht für ihn, "das Kunstwerk ist sehr bekannt geworden".


"Vielfalt statt Einfalt"

Das Motto des Gemeindefests lautet: "Vielfalt statt Einfalt". "In Kooperation mit der Stadt Ebern und dem Asylbewerberunterstützerkreis wollen wir den Flüchtlingen in Ebern die Möglichkeit geben, deutsche Leute zu treffen. Ein Jahr Asylbewerber in der Kaserne", war unter anderem ein Grund, das Thema zu wählen, so Grosser.
Um 10.30 Uhr wird ein Familiengottesdienst stattfinden. Zum Mittagessen wartet auf die Besucher ein internationales Büffet, bei welchem auch die Asylbewerber Köstlichkeiten aus ihrer Heimat beisteuern.

Zu einem Round-Table-Gespräch sind alle Interessierten ab 13.30 Uhr eingeladen. "Wir wollen diskutieren und hören, was die Flüchtling in diesem Jahr zur kulturellen Vielfalt beigetragen haben", erklärt Pfarrer Grosser.
Einen dritten Programmpunkt bildet die Musik. Ab 14 Uhr läuft ein Angebot für Kinder mit dem Liedermacher "Biber". Um 16 Uhr präsentieren sich in einem bunten Programm Musikgruppen der Gemeinde sowie Solisten in der Kirche. "Es wird auch ein Asylbewerber an der Orgel spielen. So können wir die Brücke zum inhaltlichen Teil spannen", freut sich Grosser.