Für den Kirchlauterer Gemeindeteil haben Stuttgarter Studenten ein halbes Jahr lang nach neuen Impulsen und Entwürfen gesucht.
Der ländliche Raum ist derzeit mehr denn je in der Diskussion und steht vor großen Herausforderungen. Als einen Glücksfall kann es deswegen die Gemeinde Kirchlauter ansehen, dass die Universität Stuttgart mit ihrem "Institut für Städtebau und Entwerfen" ausgerechnet den Gemeindeteil Neubrunn ausgesucht hat: 13 Studenten aus ganz Deutschland und sogar aus China und Osteuropa entwickelten an dem fränkischen Dorf Zukunftsideen.
Lebendige Dorfgemeinschaft
Mit den Zielen: Ortsmitte reaktivieren und Dorfgemeinschaft neu entdecken. Zum Semesterabschluss stellten die Universitätsvertreter das Ergebnis der Bevölkerung vor. Da gab's ein Wiedersehen.
Dass das "Institut für Städtebau und Entwerfen" auf Neubrunn kam, hat seinen Grund. Die Architektin und Stadtplanerin Martina Baum kommt aus Neubrunn und ist seit 2014 Direktorin des Städtebauinstituts und Lehrstuhlinhaberin an der Universität. Das Städtebauinstitut ist mit vier Lehrstühlen und Fachgebieten sowie über 40 Mitarbeitern das größte Institut der Fakultät Architektur und eines der größten universitären Institute mit diesem Schwerpunkt in Deutschland. Es deckt das weite Spektrum der ländlichen Planung von der Analyse über die Planung bis hin zur detaillierten Gestaltung in Forschung und Lehre ab. "Wir sind mit unseren Projekten durchaus auch weltweit unterwegs, arbeiten weltweit zusammen und ganz konkret an bestimmten Orten". Als Beispiel nannte Baum die Elendsviertel von Buenos Aires, wo sie Kindergärten und soziale Einrichtungen planten.
"In Neubrunn hatten wir schnell Zugang zu Leuten und Informationen und deswegen war es für mich naheliegend, dieses Dorf herauszusuchen. Außerdem kann ich damit auch meinem Heimatort etwas zurückgeben", freute sich die Architektin; auch die Studenten waren begeistert von der Aufnahme durch die Bevölkerung. "Wir waren alle überrascht von dem Zusammenhalt im Ort und dass es noch so viele Vereine gibt, die wirklich funktionieren," meinte eine Studentin. Ein anderer stellte fest "wir haben hier auch gespürt, dass das Landleben ein sehr emotionales Thema ist und eigentlich jeder etwas dazu zu sagen hat. Die Bürger denken trotzdem, dass bei ihnen vieles im Reinen ist, aber als Außenstehender sieht man doch noch Potenziale brachliegen."
Der Einsatz der Studenten hat seinen Wert
Die Studenten waren im November zu einer Exkursion in Neubrunn, haben mit Vertretern des Landratsamtes, der Leadergruppen und vor allem den Bürgern gesprochen - sogar am Wirtshaustisch.
Aus planerischer Hinsicht waren sie begeistert von der Bauqualität der Architektur, die man in kleineren Orten oft nicht so sehe. "Vieles ist noch top wie der schöne Platz vor der Kirche. Man spürt hier auch, dass die Leute auf ihr Zeug oder ihr Eigentum noch aufpassen. Auch ist es ein Glück für die Region, dass man in früherer Zeit alte Gebäude stehen ließ."
Martina Baum stellte heraus, dass es wichtig sei, sich auf den Ort einzulassen. Man sehe Gebäude, die nicht überall stehen. "Deswegen muss man sich einen solchen Ort genau ansehen, denn er hat Kontinuität. Diese wollen wir aufgreifen, aber gleichzeitig in die Zukunft führen. Hierzu muss man die Identität des Ortes verstanden haben. Erst dann kann man Ideen entwerfen und überprüfen, ob man richtig liegt."