Haßfurter "Hawks" verpassen den Sieg im Derby gegen Schweinfurt knapp

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Alarmstufe Rot: Gerade noch kann der Haßfurter Ingo Krapf (rechts, am Boden) dafür sorgen, dass der Puck am Tor vorbeirutscht; mit auf dem Bild (von links): der Schweinfurter Fritz Geuder sowie die Haßfurter David Franek und Michael Breyer. Foto: rn
Alarmstufe Rot: Gerade noch kann der Haßfurter Ingo Krapf (rechts, am Boden) dafür sorgen, dass der Puck am Tor vorbeirutscht; mit auf dem Bild (von links): der Schweinfurter Fritz Geuder sowie die Haßfurter David Franek und Michael Breyer. Foto: rn

Der ESC Haßfurt verkauft sich im Nachbarduell der Landesliga prächtig.

22 - eigentlich eine ganz normale Zahl. Am Freitagabend stand die 22 aber zwei Mal im Mittelpunkt - zumindest im Haßfurter Eisstadion, wo sich die "Hawks" des ESC und die "Mighty Dogs" des ERV Schweinfurt wieder einmal ein tolles und bis zur Schlusssekunde spannendes Derby zweier fast gleichwertiger Teams lieferten. Knapp mit 4:5 verloren die Kreisstädter nach ihrer bislang besten Saisonleistung das Landesliga-Derby - allerdings erst nach Penaltyschießen. Am Ende der regulären Spielzeit hatte es 4:4 (0:1, 1:2, 3:1) gestanden.
Die 22 zum Ersten: Der Schweinfurter Mathias Kohl sorgte exakt 22 Sekunden vor der Schlusssirene dafür, dass seine Mannschaft überhaupt noch einmal die Chance bekam, nicht erstmals in dieser Saison sowie erneut gegen Haßfurt leer auszugehen.
Vor diesem Zeitpunkt lagen die "Hawks" nämlich noch mit 4:3 in Führung, wobei die 22 erneut eine gewaltige Rolle spielte: Der Haßfurter Jan Slivka, 22 Jahre alt mit der Rückennummer 22, hatte seinen ganz großen Tag, denn auf sein Konto gingen alle vier ESC-Treffer. Und nachdem der ehemalige Schweinfurter, der in fünf Partien zuvor lediglich einmal ins Schwarze getroffen hatte, den Außenseiter 81 Sekunden vor dem Ende erstmals in Führung gebracht hatte, glich das Eisstadion einem Tollhaus.
Doch die Mannschaft von Gästetrainer Thomas Berndaner, deren spielerische und individuelle Klasse trotz des Fehlens von Zdenek Vanc oftmals zum Tragen kam, wollte sich mit einer weiteren Niederlage im Eishockey-Klassiker am Main nicht abfinden. Erst recht nicht, da Maximilian Schneider (10. Min.) sowie Andreas Kleider (23.) zwei Überzahlsituationen in zwei Tore ummünzten und Mathias Kohl den Anschluss durch Jan Slivka (25.) nur 21 Sekunden später mit der erneuten Zwei-Tore-Führung beantwortete (25.).
Fakt ist allerdings, dass sich die "Hawks" nach einer Umstellung von Trainer Martin Reichert wieder herankämpften. Jan Slivka, zweimal mustergültig bedient von David Franek sowie einmal von Marco Hildenbrand, sorgte im Schlussdrittel mit einem "Hattrick" für die nicht mehr erwartete Wende zum 4:3 (43./48./59.).
"Dass ich im Schlussdrittel auf zwei Reihen umstellen musste, war klar. Das hat sich ausgezahlt, denn die Jungs haben noch einmal richtig Gas gegeben", freute sich ESC-Coach Reichert über die tolle Aufholjagd. Bis 22 Sekunden vor dem Ende sah es tatsächlich nach einem weiteren ESC-Derbysieg aus. Um erneut in Überzahl agieren zu können, machte ERV-Schlussmann allerdings Benny Dirksen in der letzten Minute Platz für einen weiteren Feldspieler. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Mit sechs Feldspielern gelang Mathias Kohl doch noch der nicht unverdiente Ausgleich und somit die Rettung seiner Mannschaft ins Penaltyschießen. Während bei Haßfurt lediglich Jan Slivka traf, waren bei den "Dogs" Dion Campbell und Fritz Geuder erfolgreich, der "Derbysieg light" unter Dach und Fach.
"Am Ende ganz unglücklich für die Mannschaft, die heute wirklich hervorragend gespielt hat und auch mal die Scheibe vors Tor gebracht hat. Alle haben gesehen, wie gefährlich wir waren", bedauerte Reichert den Ausgang. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir uns so weiterentwickeln." Sein Schweinfurter Kollege Thomas Berndaner war indes aufgrund des zweimaligen Zwei-Tore-Vorsprungs nicht ganz glücklich mit dem knappen Erfolg seiner Mannschaft. "Ich bin natürlich nicht ganz zufrieden mit der Leistung. Wir bringen Haßfurt wieder ins Spiel durch eigene dumme Strafzeiten beziehungsweise Abspielfehler. Das ist ärgerlich." Die zwei weiteren Punkte für die angestrebte Meisterschaft nahm er dagegen gerne mit zurück. "Ich muss freilich zufrieden sein mit dem Ergebnis. Du führst 3:1, liegst dann 3:4 hinten." Das Risiko mit der Herausnahme von Benny Dirksen habe sich ausgezahlt. Den Sieg bezeichnete er als "verdient. Wir hatten schon mehr Spielanteile. Es war klar, dass es nicht einfach wird. Haßfurt hat einige gute Leute in der Mannschaft. Wenn alle ihren Part erfüllen, die der Trainer vorgibt, dann ist es klar, dass es schwer wird."
Mit offiziell 1116 waren zwar nicht so viele Zuschauer gekommen wie in den beiden Vorjahren. Doch das Verhalten beider Lager war diesmal - zumindest im Eisstadion - vorbildlich trotz oder gerade wegen der räumlichen Trennung, nachdem ein ganzer Block im Eisstadion aufgrund der unschönen Vorkommnisse beim letzten Aufeinandertreffen abgesperrt war. Laut Polizei, die "ein großes Lob für die Organisation" parat hatte, gab es "keinerlei Vorkommnisse" vor Ort, wie Vorstandsmitglied Andreas Kurz mitteilte.
Und vor der Partie gedachten sowohl die Haßfurter als auch die mehreren hundert Schweinfurter Anhänger dem im Frühjahr bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Vorsitzenden der Eishockeyfreunde Haßberge, Marcel Vetter aus Salmsdorf. "Viele Lichter für die Erinnerung" leuchteten für den als "Celly" bekannten 32-Jährigen. "Ruhe in Frieden" stand auf einem Banner im Schweinfurter Fanblock. In der ersten Minute der Partie verzichteten alle Zuschauer schließlich noch auf ein Anfeuern der beiden Mannschaften und absolvierten somit eine Schweigeminute.
Nicht ganz glücklich war Jan Slivka, der vierfache Torschütze für die "Hawks", nach der Partie: "Ich freue mich natürlich über meine fünf Tore. Aber leider haben wir das Spiel letztlich knapp verloren. Ein Punkt ist sicher auch gut. 22 Sekunden vor dem Ende ist aber schon bitter."
ESC Haßfurt: Martin Hildenbrand, Köhler - Stahl, Marco Hildenbrand, Marx, Rambacher, Bates, Breyer - Thebus, Krapf, Kinereisch, Slivka, Lang, Franek, Hümmer, Dietrich, Rister / ERV Schweinfurt: Kessler, Dirksen - Knaup, J. Schneider, Heckenberger, Kleider, Faust, Schäfer, Marquardt - Stumpf, Kohl, Manger, Geuder, Andrusovich, Campbell, Rabs, M. Schneider / SR: Sintenis, Voigt / Zuschauer: 1116 / Tore: 0:1 (10.) M. Schneider (Kleider, Marquardt) 4-5, 0:2 (23.) Kleider (Campbell) 4-5, 1:2 (25.) Slivka (Franek), 1:3 (25.) Kohl (Manger, Kleider) 4-5, 2:3 (43.) Slivka (Franek) 5-4, 3:3 (48.) Slivka (Franek), 4:3 (59.) Slivka (Marco Hildenbrand); entscheidender Penalty für Schweinfurt: Campbell / Strafzeiten: Haßfurt 10 / Schweinfurt 16 plus Disziplinarstrafe gegen Manger