Spagat zwischen Ökonomie und Naturschutz

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Man könnte meinen, der Stamm wäre ein Streichholz - so leicht wird er mit der Zange des Rückezuges bewegt.Helmut Will
Man könnte meinen, der Stamm wäre ein Streichholz - so leicht wird er mit der Zange des Rückezuges bewegt.Helmut Will
Daniel Ebert mit seinem Rückezug beim Einsatz im Wald oberhalb der Ortschaft Vorbach. Mit Leichtigkeit bugsiert er mit dem Kran Stämme, die er im Wald geholt und hier an einer Forststraße auf Polter zum Abtransport lagert.Helmut Will
Daniel Ebert mit seinem Rückezug beim Einsatz im Wald oberhalb der Ortschaft Vorbach. Mit Leichtigkeit bugsiert er mit dem Kran Stämme, die er im Wald geholt und hier an einer Forststraße auf Polter zum Abtransport lagert.Helmut Will
 
Hoch konzentriert und mit sicherer Hand führt Daniel Ebert den Rückezug.Helmut Will
Hoch konzentriert und mit sicherer Hand führt Daniel Ebert den Rückezug.Helmut Will
 
Der kleine Hebel links hinten ist das "Steuerrad" des Rückezuges für links und rechts.Helmut Will
Der kleine Hebel links hinten ist das "Steuerrad" des Rückezuges für links und rechts.Helmut Will
 
Kräftig packt die Zange des Rückezuges zu und hält meistens mehrere Stämme sicher im Griff.Helmut Will
Kräftig packt die Zange des Rückezuges zu und hält meistens mehrere Stämme sicher im Griff.Helmut Will
 
Mit acht breiten Reifen ist der Rückzug ausgestattet, um möglichst wenig Druck auf den Waldboden auszuüben.Helmut Will
Mit acht breiten Reifen ist der Rückzug ausgestattet, um möglichst wenig Druck auf den Waldboden auszuüben.Helmut Will
 
Daniel Ebert im Führerhaus des John-Deere-Rückezuges und (links) Chef Georg Ebert. Das Gefährt ist eine hochtechnisierte Maschine, die mit einem kleinen Knopf gelenkt wird.Helmut Will
Daniel Ebert im Führerhaus des John-Deere-Rückezuges und (links) Chef Georg Ebert. Das Gefährt ist eine hochtechnisierte Maschine, die mit einem kleinen Knopf gelenkt wird.Helmut Will
 
Komfortabel ist der Sitz in der geräuschgedämmten Fahrerkabine des Rückezuges. Er dreht sich automatisch in die Richtung, wo sich der Kran befindet.Helmut Will
Komfortabel ist der Sitz in der geräuschgedämmten Fahrerkabine des Rückezuges. Er dreht sich automatisch in die Richtung, wo sich der Kran befindet.Helmut Will
 
An Sonn- und Feiertagen oder in den Abendstunden planen (von links) Georg, Daniel und Erika Ebert Einsätze der nächsten Tage.Helmut Will
An Sonn- und Feiertagen oder in den Abendstunden planen (von links) Georg, Daniel und Erika Ebert Einsätze der nächsten Tage.Helmut Will
 

Naturschützer sehen moderne Forstmaschinen sehr kritisch. Auch die forstwirtschaftliche Firma Ebert in Reutersbrunn ist auf Schadensminimierung bedacht.

Waldbewirtschaftung und Naturschutz. Mitunter kommt es hier zu unterschiedlichen Meinungen, zu Konfrontationen. Die Bewirtschaftung des Waldes muss unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen, was nicht immer und überall Zustimmung findet. Kritisch steht dem der Bund Naturschutz (BN) gegenüber. Die Förster landauf und landab lassen bei ihrer Arbeit Aspekte des Umwelt- und Naturschutzes einfließen.
Es ist Donnerstag, Allerseelen. Daniel Ebert aus Reutersbrunn ist mit einem Rückezug im Wald oberhalb der Ortschaft Vorbach im Einsatz. Sein Vater Georg und er sind mit ihrem forstwirtschaftlichen Unternehmen im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Aspekten der Waldbewirtschaftung und dem Naturschutz tätig. Daniel sitzt in der schallgedämmten Kabine des Rückezuges, bedient den Koloss mit Leichtigkeit und packt mit dessen Greifzange Stämme, die er wie Streichhölzer aus dem Wald holt. Er lädt sie auf den Rückewagen, der etwa acht Festmeter fasst, um das Holz an eine Forststraße zu transportieren und es auf eine Unterlage (Polter) für den Abtransport zum Verbraucher bereitzulegen.
Für Naturschützer sind moderne Forstmaschinen "waldzerstörende Ungetüme". Mit Hilfe von Forstmaschinen wird die Holzernte produktiver und sicherer, sagen Georg Ebert und Förster Wolfgang Gnannt.
Der Bund Naturschutz vertritt laut Kreisvorsitzendem Klaus Mandery eine ökologisch verträgliche Waldwirtschaft und betont: "Wälder sind keine Holzfabriken!" Dabei legt der BN Wert auf Nachhaltigkeit. Intakte Böden seien eine zentrale Lebensgrundlage und der Waldboden sei Grundlage des gesamten Waldökosystems und daher von elementarer Bedeutung. Deshalb seien Bodenbeeinträchtigungen und Schäden bei der Bewirtschaftung weitgehend zu vermeiden. Das Befahren des Waldbodens bei Nässe mit schwerem Gerät führe zu massiven Verdichtungen und damit zur Abnahme des Grobporenanteils, der organischen Substanz und damit zur Abnahme der mikrobiellen Bodenaktivität, sagt der BN.
"Schon mein Vater Erich war, so lange ich denken kann, im Wald unterwegs", sagt Georg Ebert. Bis zum Jahr 2014 betrieben die Eberts in Reutersbrunn eine Gastwirtschaft. "Die Wirtschaft und die Arbeit im Forst hat mein Vater Erich schon seit vielen Jahren quasi als zweites Standbein für die Landwirtschaft betrieben", erklärt Georg Ebert. Seine Frau Erika weiß, dass "der Opa Erich" mit einem Lanzbulldog angefangen hat, im Wald Holz zu rücken, und später stolz auf den immer größer werdenden Maschinenpark war. Auf den alten Lanzbulldog folgten später zwei der Marke Fendt. "Die hatten schon Seilwinden", ergänzt Daniel Ebert. In den 70er Jahren seien zwei MB-Trucks gekauft worden, mit denen das Holzrücken wesentlich erleichtert wurde. "Und für den Betrieb der Seilwinde gab es auch schon Funkfernsteuerung, was viele Wege zwischen Stamm und Schlepper ersparte."
Georg Ebert ist im Jahr 1990 in den Betrieb seines Vaters eingestiegen, hat diesen mit ausgebaut und vergrößert. Für seinen Sohn Daniel, dem die Maschinen mit ihrer Technik am Herzen liegen, war es obligatorisch, dass er nach seiner Schulzeit im Jahr 2004 im Wald mithalf. Die beiden sind mit ihren Holzrückezügen in Staats-, Privat- und Gemeindewäldern im Einsatz. Das Einsatzgebiet habe sich nach der Forstreform bis in den Raum Kronach erweitert. Der Maschinenpark der Firma umfasst derzeit zwei John-Deere Forwarder, das sind Rückezüge, bestehend aus einer Zugmaschine mit Kran und einem Anhänger, der fest mit der Zugmaschine verbunden ist. "Mit dem Kran können wir Stammholz bis zu zehn Metern Länge auf dem Anhänger aufladen", sagt Daniel. Auch Mutter Erika kennt sich aus: "Wir haben einen Kotschenreuther K 175, das ist ein Traktor mit Zange und zwei Seilwinden, der hauptsächlich zum Rücken von Langholz Verwendung findet", sagt sie. Die moderne Technik macht es möglich, dass nur eine Person dazu nötig ist, mit den großen Maschinen die Rücke-Arbeiten zu verrichten. Auch ein John-Deere-Schlepper mit einer Seilwinde gehört noch zum Fuhrpark der Eberts.
Mehrere 10 000 Festmeter Holz holen die beiden Reutersbrunner im Jahr aus dem Forst. Froh ist Georg Ebert, dass weder sein Sohn Daniel noch er in den vielen Jahren im Forst ernstlich verletzt wurden. "Mein Vater musste mal eingeklemmt im ,Fichtig' bei Ebern auf Hilfe warten, aber es war auch nicht weiter schlimm." Chef Georg Ebert, der auch bei der Berufsgenossenschaft seine Qualifikation nachweisen musste, um den Betrieb führen zu können, sagt: "Unsere Fahrzeuge sind heute mit Notrufsystemen ausgerüstet." Sicherheit steht ganz oben. Die Firma muss sich jährlich mit dem RAL-Gütezeichen für Wald- und Landschaftspflege immer wieder neu beweisen. Ebert: "Bei den Überprüfungen werden die Maschinen abgenommen, auf unsere Arbeitskleidung geschaut und auch unsere Arbeit vor Ort im Wald kontrolliert."
Mit Förster Wolfgang Gnannt arbeitet das Forstunternehmen Ebert eng zusammen. Die Frage an Gnannt, warum im Wald Maschinen wie in diesem Fall zum Holzrücken zum Einsatz kommen, beantwortete dieser mit einer Gegenfrage: "Wer oder wie soll es sonst gemacht werden? Die Waldeigentümer sind nicht in der Lage, diese Arbeit in Eigenregie zu tun. Wir brauchen für diese Aufgabe Unternehmer, die über entsprechende Maschinen verfügen und das nötige Know-how haben." Die Zeiten, in denen Landwirte oder Holzrücker mit Pferden das Holz geholt haben, sind vorbei.
Der Bodenschutz und das Erschließungssystem gewinnen bei der waldbaulichen Orientierung hin zur dauerwaldartigen Bewirtschaftung erheblich an Bedeutung. Im Sinne der Nachhaltigkeit müssen Forstmaschinen so bodenschonend eingesetzt werden, dass die Produktivität der Wälder nicht beeinträchtigt wird. "Daran haben wir ein ureigenes Interesse", sagt der Forstmann.
Georg Ebert übernimmt mit seinem Unternehmen Aufträge im Staatsforst, die neben dem Holzrücken auch das Fällen der Hölzer einschließen. "Den Einschlag lassen wir von Subunternehmern machen", sagt er dazu.
Wie sehen Georg und Daniel Ebert den Naturschutz im Wald? "Wir sind ganz klar interessiert, darauf zu achten, dass wir möglichst wenig Schaden beim Holzrücken anrichten", sagen sie unisono. Daniel Ebert: "Wenn es bestimmte Arten von Spuren gibt, müssen wir den zuständigen Betriebsleiter anrufen, der entscheidet, ob das Holzrücken eingestellt oder fortgesetzt werden darf."
Sein Vater Georg weist darauf hin, dass die Förster schon sehr sensibel und darauf bedacht seien, möglichst wenig Schäden im Wald zu verursachen. Um diese zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten, sind alle Fahrzeuge mit breiten Reifen ausgestattet, um den Druck auf den Waldboden zu vermindern. "Unser Rückezug hat acht Räder. Sonst dürften wir nicht in die Staatsforsten", sagt Georg Ebert. Sogar "Bänder", ähnlich wie Ketten auf Raupen, werden aufgezogen, wenn es im Wald etwas feuchter ist, um den Druck auf den Boden noch weiter zu minimieren.
"Wir lehnen uns da nicht aus dem Fenster und sichern uns immer beim Förster ab", sagt Georg Ebert. Es müsse halt immer versucht werden, alles in Einklang zu bringen - von der Fällung, über das Rücken, bis zum Abtransport zum Verbraucher.
Neben den Holzrücke-Arbeiten führt die Firma Ebert auch Baggerarbeiten, Wegepflege und Winterdienst für die Stadt Ebern durch. Investiert muss Einiges werden, um diese Arbeiten verrichten zu können. "Ein Zangenschlepper kostet 300 000 Euro, die Rückezüge etwa 320 000 Euro", sagt Daniel Ebert. Seine Mutter Erika und Vater Georg blicken sich an und wissen, dass der Fuhrpark weit über eine Million Euro gekostet hat. Eine 40-Stunden-Woche haben die Eberts dafür nicht.