Showdown in zwei Zeiler Gasthäusern

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Krimiautor Josef Rauch ist "Der Mittelfranke" Fotos: Klaus Schmitt
Krimiautor Josef Rauch ist "Der Mittelfranke" Fotos: Klaus Schmitt
Thomas Kastura ist "Der Oberfranke"
Thomas Kastura ist "Der Oberfranke"
 
Günter Huth ist "Der Unterfranke"
Günter Huth ist "Der Unterfranke"
 

Drei Autoren aus Ober-, Unter- und Mittelfranken stellten sich und ihre Bücher bei der Krimi-Rallye vor. Thomas Kastura, Günter Huth und Josef Rauch ließen tief blicken in die fränkische Gauner- und Polizisten-Seele. Es gibt Ähnlichkeiten in den Ansätzen, aber auch große Unterschiede.

Es gab Besucher, die hatten sich darauf eingestellt. Sie hatten sich innerlich vorbereitet, dass sie die Leichen zählen würden, die ihnen am Freitagabend aufgetischt würden. Bei Buchtiteln wie "Drei Morde zu wenig" oder "Fünf Leichen zu viel" oder "Der Schoppenfetzer und die Silvanerleiche" war zu erwarten, dass reichlich zu addieren sein würde. Aber: Es floss gar nicht so viel Blut. Die drei Autoren, die am Freitagabend die Krimi-Rallye in Zeil bestritten haben, hielten sich zurück. Wenngleich sie natürlich wissen und das auch alle drei betonten: Ein guter Krimi braucht mindestens ein Mordopfer.

Die Volkshochschule und die Stadtbibliothek Zeil hatten den oberfränkischen Krimi-Autoren Thomas Kastura aus Bamberg, den unterfränkischen Schriftsteller Günter Huth aus Würzburg und den Mittelfranken Josef Rauch aus Fürth eingeladen, aus ihren Büchern zu lesen.
Das taten sie abwechselnd vor Publikum im Gasthaus "Bürgerstube" und im Naturfreundehaus "Warme Sonne". Die Zuhörer ließen sich dazu ihre Brotzeit schmecken. Nein, Blutwurst war auf den Tischen nicht zu entdecken.

Wenn ein Ober-, ein Unter- und ein Mittelfranke aufeinander treffen, müssen die Unterschiede herausgekehrt werden. Was ist typisch für einen Oberfranken, der Region mit der höchsten Brauereidichte? Die Antwort: der Bierbauch. Ein solcher Begriff darf im Buch von Thomas Kastura nicht fehlen. Wie würde ein Unterfranke seinen Hund nennen, in einem Landstrich, der vom Weinbau geprägt wird? Nur so: Der Vierbeiner des Protagonisten in den 13 "Schoppenfetzer"-Bänden von Günter Huth heißt Öchsle. Und wie macht ein Mittelfranke aus Fürth deutlich, dass er vom Nachbarn Nürnberg eher wenig hält? Richtig: "Fürth ist die Stadt, die im Fußball gerade erst gegen Nürnberg gewonnen hat", sagte Josef Rauch mit einem Grinsen.


"Voll fränkisch"

Thomas Kastura bekennt gerne, dass seine Bücher "voll fränkisch sind". Und dass die Handlungen einer blühenden Fantasie entspringen und kaum etwas mit der Realität zu tun haben: "Meine Geschichten sind nicht in der Wirklichkeit verankert." Seine Krimis strickt der Bamberger um das Ermittler-Duo Staatsanwalt Brandeisen, eher "der Totengräbertyp", und Kommissar Küps, den Kastura als "quadratisch, praktisch, fränkisch, gut" charakterisiert.

Bei so einer Besetzung muss die Observation von Drogenverdächtigen im Steigerwald zur Katastrophe werden. Ausgerechnet im Steigerwald, als ob die Region durch die Diskussion um einen Nationalpark nicht schon genug am Hals hätte. Jetzt auch noch Drogen? Nein, am Schluss der Kastura-Erzählung "Showdown im Steigerwald" stellt sich heraus, dass Brandeisen und Küps kein fahrendes Drogenlabor beobachtet und verfolgt haben, sondern eine Apparatur zur Bierherstellung. "Ich habe hier mit Bier experimentiert", schildert der Verdächtige den Ermittlern. "Synthetisch hergestelltes Rauchbier" will er damit produzieren. Na dann, Prost.


Leiche am Mainufer

Auf das Wohl und die Gesundheit der anderen stößt auch Erich Rottmann häufig an. Der Ex-Kommissar ist die Hauptfigur in den "Schoppenfetzer"-Büchern des Würzburger Autoren Günter Huth. 13 Werke hat er bereits geschrieben, das 14. Buch erscheint demnächst.

"Die Schoppenfetzer" sind ein Stammtisch in einer Würzburger Weinstube, an dem ausgiebig diskutiert und noch mehr getrunken wird. Natürlich Wein, die Handlung spielt ja in Unterfranken, und der Rottmann geht mit gutem (?) Beispiel voran, obwohl er vor zu viel Alkohol gewarnt wird. Der Rottmann "sollte seine Pension nicht nur in Schoppengläser füllen", zitierte Günter Huth aus dem Band "Der Schoppenfetzer und das dunkle Geheimnis". Sehr zur Freude des Publikums hält der Weinkonsum den Ex-Kommissar mit dem treuen Vierbeiner "Öchsle" nicht davon ab, Kriminalfälle zu lösen. Zum Beispiel um Leichen, die der Main anschwemmt.

In eine andere Richtung geht der Fürther Josef Rauch. Er beschreibt sich selbst schmunzelnd als die "fränkisch-bayerische Antwort auf ,Sakrileg'". In seinem über 400 Seiten starken Werk "Schwarze Madonna", das mit dem Co-Autoren Xaver Maria Gwaltinger entstanden ist, geht es um ein verschwundenes Kind und eine obskure Sekte, die mit einer pervertierten Marienverehrung die Christenheit in ihren Grundfesten erschüttern will. "Gott ist in Wirklichkeit weiblich. Gott ist eine Göttin", beschrieb Rauch in Zeil die Haltung der fanatischen und mörderischen Sekte. Die Handlung um den Privatdetektiv Philipp Marlein und seinen Kollegen aus dem Allgäu spielt in Altötting, wo die berühmte Madonna gestohlen wurde, in Bamberg, in den beiden Marien-Wallfahrtsorten Gößweinstein und Marienweiher und in Reutersbrunn bei Ebern. Dort ist "die letzte und zugleich wichtigste Station" seines Buches angesiedelt. Der "Hohle Stein", ein Naturdenkmal, nehme eine "bedeutende Rolle" ein, schilderte Josef Rauch dem Publikum in Zeil.