Selbstständig leben und teilhaben

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Ein bisschen Zuwendung tut gut... Sarah Rinkowitz nimmt am Kurs "Selbständig leben" teil und zeigt der Betreuerin Angelika Seifert auf ihre Art, wie dankbar sie ist.
Ein bisschen Zuwendung tut gut... Sarah Rinkowitz nimmt am Kurs "Selbständig leben" teil und zeigt der Betreuerin Angelika Seifert auf ihre Art, wie dankbar sie ist.
Um bei einer Verletzung schnell und richtig handeln zu können, werden die wichtigsten Handgriffe und Verhaltensweisen geübt. Im Bild (v. li.): Dozent Frank Zimmermann, Sarah Rinkowitz, Klaudia Karg (liegend), OGA-Ansprechpartnerin Angelika Seifert, Denise Benischek und Esther Neugebauer.
Um bei einer Verletzung schnell und richtig handeln zu können, werden die wichtigsten Handgriffe und Verhaltensweisen geübt. Im Bild (v. li.): Dozent Frank Zimmermann, Sarah Rinkowitz, Klaudia Karg (liegend), OGA-Ansprechpartnerin Angelika Seifert, Denise Benischek und Esther Neugebauer.
 
"Wie möchtest Du leben und welche Ziele hast Du für Freizeit und Bildung?" Im lockeren Gespräch mit den Betreuern der Rummelsberger Diakonie erhält Kursteilnehmerin Denise Benischek (re.) Hinweise für ihr zukünftiges Leben in einer Außenwohngruppe in Ebern. Im Bild außerdem: Angelika Seifert, Ansprechpartnerin für "Offene Behindertenarbeit Haßberge" (OBA) und Dozent Frank Zimmermann.
"Wie möchtest Du leben und welche Ziele hast Du für Freizeit und Bildung?" Im lockeren Gespräch mit den Betreuern der Rummelsberger Diakonie erhält Kursteilnehmerin Denise Benischek (re.) Hinweise für ihr zukünftiges Leben in einer Außenwohngruppe in Ebern. Im Bild außerdem: Angelika Seifert, Ansprechpartnerin für "Offene Behindertenarbeit Haßberge" (OBA) und Dozent Frank Zimmermann.
 

Die "offene Behindertenarbeit" im Landkreis zieht von Maroldsweisach nach Haßfurt um. Hinter dem Angebot stehen die Rummelsberger Dienste. Kursangebote leiten Menschen mit Behinderung zum selbstständigen Leben in eigenen Wohneinheiten an.

"Wie koche ich? Wie trenne ich Müll? Wie pflege ich meinen Körper?" Für viele Menschen ist die Beantwortung solcher Fragen nicht besonders schwierig. Oder sie wissen, woher sie Ratschläge bekommen, die ihnen weiterhelfen.

Aber es gibt Personen, die in ihrer Entwicklung Beeinträchtigungen erfahren haben und nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Ihnen helfen die Mitarbeiter von "Offene Behindertenarbeit Haßberge" (OBA), einem Teilhabedienst unter dem Dach der Rummelsberger Diakonie. Ansprechpartnerin ist Angelika Seifert.

Bisher war sie in Maroldsweisach zu erreichen, ab Dienstag, 6. Mai, wird ihr Beratungsbüro in der Hauptstraße 11 in Haßfurt geöffnet sein.

Umzug steht bevor

Auch die Bewohner von Schloss Ditterswind kommen in absehbarer Zeit in das Maintal, wo in Zeil und in Ebelsbach Objekte mit Wohnungen für je 24 Personen entstehen. Für die Menschen mit Unterstützungsbedarf gibt es seit Oktober eine Fortbildungsreihe zum Thema "Selbständig leben".

15 Teilnehmer haben sich für den ersten Kurs dieser Art gemeldet und treffen sich seitdem einmal im Monat in den Räumen der Lebenshilfe Altershausen, um von Dozent Frank Zimmermann ganz praktische Dinge zu erfahren und Handhabungen zu trainieren. "Was mache ich, wenn ich mich verletze" und "Was mache ich bei der Verletzung eines anderen?", lauteten die Fragen des Apriltermins. Mit einer praktischen Übung ging es los, und die "Rollen" waren schnell vergeben.

Spaß beim Üben

Denise Benischek, die gegenwärtig noch in Ditterswind wohnt und ab Mai in einer Außengruppe in Ebern leben wird, ließ sich vom Dozenten den Arm verbinden. Klaudia Karg ließ sich wie eine Verletzte auf dem Boden in stabile Seitenlage bringen und wurde von Sarah Rinkowitz mit der Frage "Geht's Dir gut, Klaudi?" liebevoll betreut. Obwohl den Klienten der tiefere Sinn der Maßnahme bewusst war, gab es viel zu lachen an diesem Vormittag.

"Wer allein in der Wohnung leben möchte, muss auf bestimmte Dinge vorbereitet sein", sagte Seifert. Schon das Wäsche waschen, der Einkauf oder der Hausputz könne zum Problem werden. "Alle Menschen sollen das Recht haben, ihr Wissen zu erweitern", betonten beide Betreuer und erläuterten den Bildungscharakter der Fortbildung.

Wechsel der Sichtweise

Zimmermann ergänzte: "Wir wollen weg von der sogenannten Institutionssicht." Ziel sei für alle, unter anderen Menschen zu leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. "Das Leben allein meistern zu können, dabei geben wir Unterstützung", wohl wissend, dass nicht alles perfekt funktionieren wird. "Aber wer ist schon perfekt?" "Gerade diese Menschen sind sehr wissbegierig", meinte Seifert.

Teilnehmerin Denise Benischek bestätigte, dass der Kurs "sehr hilfreich" sei. "Wir lernen hier viel aus dem Leben", sagte die Frau, "zum Beispiel wie der Müll getrennt werden soll".

Bei einem früheren Kurstermin hatte Teilnehmerin Sarah Rinkowitz ihren Traum verraten. Sie möchte "einmal mit dem Flugzeug fliegen". Damals ahnte sie nicht, dass sich der sehnlichste Wunsch bald erfüllen würde. Dank OBA und der Initiative der Betreuer wird sie noch dieses Jahr mit der Gruppe im Flugzeug nach Mallorca reisen. Zwei Termine für Mai und Juni stehen bis dahin noch aus. Dann gibt es Antworten auf die Fragen: "Was will ich über Sex wissen? Wie pflege ich meinen Körper? Was mache ich, wenn es brennt?"