Die Marktkaufleute beim Pfingstfest schimpfen über die hohen Stromanschlusskosten für ihre Stände. Der Familien- Charakter der "Feiertage" gerät in Gefahr.
Sie sind heute hier und morgen da und übermorgen wieder woanders. Schausteller und Marktkaufleute sind viel unterwegs. Das bringt den Vorteil mit sich, dass sie die Bedingungen für ihr Geschäft gut vergleichen können. Das haben sie dieser Tage wieder getan und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass beim Königsberger Pfingstfest, das am heutigen Dienstag mit dem Auszug der historischen Bürgerwehr 1848 endet, etwas schief läuft. Wenn sich das nicht ändert oder wenn es gar noch schlimmer wird, sehen sie den Charakter des Königsberger Pfingstfestes als eine Veranstaltung für die ganze Familie ernsthaft in Gefahr - wenn nicht sogar das ganze Pfingstfest selbst.
Es geht um die Energiekosten, konkret um die Stromanschlusskosten, die das Stromversorgungsunternehmen (in Königsberg ist es das Bayernwerk) bekommt. Ein normaler Stand muss in Königsberg für das Fest von Freitag bis Dienstag 455 Euro auf den Tisch legen. Ein Fahrgeschäft bezahlt einmalig 825 Euro. Im Prinzip heißt das: 455 oder 825 Euro dafür, dass ein Stand oder Fahrgeschäft den Stecker an das Stromnetz hängen darf, um Energie zu bekommen.
Die Zahlen nennt Werner Baumeister unserer Zeitung. Er betreibt einen Eis-Stand und einen Mandel-Wagen und kommt seit 54 Jahren nach Königsberg. Seit zehn Jahren wirkt er als Pressesprecher im bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller.
Neben Verträgen mit den Zahlen für Königsberg zeigt Baumeister auch Unterlagen für andere Volksfeste. Danach muss ein Stand bei Veranstaltungen in Würzburg, Nürnberg, Marktheidenfeld oder Lauda/Königshofen einmalig zwischen 50 und 150 Euro für den Stromanschluss auf den Tisch legen. Und dort dauern die Feste teilweise wesentlich länger und es kommen mehr Besucher. Zusammengefasst: Ausgerechnet beim kleinsten und kürzesten Volksfest, dem Königsberger Pfingstfest, sind die einmaligen Stromanschlusskosten außergewöhnlich hoch.
Werner Baumeister ist mit seiner Kritik nicht allein. Auch Ralf Pazdera, der in Königsberg auf dem Festgelände ein Fischrestaurant betreibt, klagt über die hohen Anschlusskosten. Ralf Pazdera ist außerdem seit 17 Jahren Leiter der Sektion Süddeutschland im deutschen Schaustellerbund. Die hohen Anschlusskosten in Königsberg sind für Pazdera "nicht mehr vermittelbar". Baumeister sagt: "Wir sind in einer Kostenfalle." Beide fühlen sich und ihre Kollegen abgezockt.
Und sie erzählen: Nur mit Mühe sei es gelungen, den Betreiber eines kleinen Standes zu überreden, dass er heuer in Königsberg wieder mitmacht. Der kleine Stand hatte wegen der hohen Kosten eigentlich aufgeben wollen.
Als Schuldigen machen die Schausteller den Stromkonzern Bayernwerk aus. Das Unternehmen habe eine Monopolstellung in Königsberg und könne deshalb solche Preise verlangen, erklären Baumeister und Pazdera.
Die einmaligen Anschlusskosten sind nur ein Teil dessen, was die Betreiber der Stände und Fahrgeschäfte aufbringen müssen. Werner Baumeister ist mit seiner Firma "Rolf Baumeister eK" der Generalpächter beim Königsberger Pfingstfest. Für den Sicherheitsdienst, der angesichts der Lage in der Welt immer umfangreicher und damit auch teurer wird, sowie für Wasserversorgung, Müllentsorgung und Versicherungen muss er nach eigenen Angaben rund 12 000 Euro zahlen. Dieses Geld geben ihm gemäß ihren Anteilen die Stände. Und: Der Stromverbrauch muss zusätzlich zu den einmaligen Anschlusskosten bezahlt werden. Dafür berechnet das Bayernwerk den Marktkaufleuten laut Baumeister und Pazdera den teureren Baustellenstrom statt des günstigeren Haushaltsstromes oder des noch billigeren Industriestromes.
Natürlich könnten Baumeister, Pazdera und ihre Kollegen die höheren Kosten einfach auf die Preise umlegen. Aber das wollen sie nicht. Die Schausteller wollten das Pfingstfest "bezahlbar halten", verspricht Ralf Pazdera. Würden die Preise für die Besucher nach oben gehen, sehen die Schausteller den Familien-Charakter des traditionsreichen Königsberger Pfingstfestes in Gefahr - wenn nicht sogar das ganze Pfingstfest selbst. "Hier nimmt dieser große Konzern den Leuten etwas weg", rügt Werner Baumeister das Bayernwerk. Ein Volksfest sei schließlich auch ein Kulturgut, unterstreicht der Unternehmer.
Stadt schaltet sich ein
Und das soll es bleiben, meint auch die Stadt. Bürgermeister Claus Bittenbrünn (FW) hat dieser Tage erstmals von den hohen Stromanschlusskosten für die Stände gehört, wie er unserem Portal bestätigt. "Wir sind nicht glücklich darüber", sagt er. Man finde kaum noch Schausteller, die solch kleine Feste wie Königsberg beschicken, erklärt er. Wenn die Kosten steigen, werde das noch schwieriger. Die Stadt selbst ist bei der Preisgestaltung außen vor.
Auch Bittenbrünn kritisiert das Bayernwerk wegen der Anschlusskosten: "Ich sehe das fast etwas als Willkür an. Ich verstehe das nicht. Das ist ganz einfach nicht tragbar." Er will das Gespräch mit dem Unternehmen suchen.
Gesprächsbereitschaft signalisierte am Wochenende auch das Bayernwerk. "Wir prüfen das", versichert Maximilian Zängl, Pressesprecher beim Bayernwerk, dass das Unternehmen die Anschlusskosten unter die Lupe nimmt. Bayernwerk werde auf die Stadt zugehen, verspricht er.
Wegen der Feiertage konnte Zängl über Pfingsten nicht klären, woher die hohen Anschlusskosten für das Königsberger Fest kommen. Aber er betont: Die Königsberger Preise hätten sicher ihre Gründe. "In keinster Weise ist Willkür im Spiel."