Zum 150. Todestag kehrt der Dichter in Eberns Nachtleben zurück. Licht-Installationen lassen ihn in seinem Zimmer und beim Bummel entdecken.
Bei der Neubürger-Begrüßung jüngst spielte er nur eine Nebenrolle. Dabei ist er doch in diesen Tagen - und im gesamten Jahr - in aller Munde. 150 Jahre nach seinem Tod sitzt er wieder am Fenster in der Wohnung seiner Eltern. Friedrich Rückert linst zu später Stunde aus dem Fenster des Rent- jetzt Finanzamtes hinab auf die Rittergasse. Ob er sich auch heuer wieder über die Fronleichnamsprozession der Eberner lustig macht?
Der Meister des geschliffenen Wortes und Reimes sitzt wie eine Schattenfigur mit Feder in der Hand am Fenster. "Heimgeholt" hat den Schattenmann ein Fremder, zumindest ein Neubürger: Norbert E. Wirner, im Hauptberuf Immobilienmakler in Regensburg, mit seiner Nebenbeschäftigung als Lichtgestalter setzt er historische Fassaden, wie die seines Zweitwohnsitzes in Schloss Eyrichshof, ins rechte Licht.
Zuletzt hat der Farbenspieler beim Maibaum-Fest die Stadtpfarrkirche und den Rest des Marktplatzes
ausgeleuchtet. Jetzt hat er sich zum 150. Todestag des Dichters und Orientalisten Friedrich Rückert angenommen.
Mit Feder und Weinflasche
Wenn man aufmerksam am Gebäude Rittergasse 1 (heute Finanzamt) emporblickt, kann man ihn manchmal hinter den Fenstern sehen, lesend mit einem Buch oder schreibend, mit einer guten Flasche Wein vor sich. "Als er einzog, ließ er mich wissen, dass er die nächsten Wochen vornehmlich nächtens ungestört in den Räumlichkeiten, die er weiland schon einmal bewohnt hatte, arbeiten möchte. Vieles von damals sei angeblich unfertig liegen geblieben und vieles müsse er neu verfassen", schrieb Wirner im Rückertschen Duktus scherzhaft an den "Stadtvorsteher" Hennemann.
Der wiederum findet, dass ein Stadtspaziergang auf Rückerts Spuren immer umfangreicher wird.
Neben den Schaufenstern mit Rückert-Transparenten kann die Blütenpracht am Rückert-denkmal bestaunt und jetzt auch noch eine Rückert-Lichtinstallation im und am Finanzamt. "Anschauen lohnt", meint der Bürgermeister. In den nächsten Tagen kommt auch noch ein wandelnder Rückert, eine Lichtanimation auf der Rückseite des Sparkassengebäudes, dazu.
"Wie ich den Herrn einschätze, wird er seine Einsiedelei bald aufgeben und nächtens durch die Eberner Strassen streifen", schreibt Wirner. "Vielleicht sollten Sie als Bürgermeister die Schankwirte der Umgebung sachte über den hohen Gast der Stadt informieren und wer weiß? Sollte es nicht auch ratsam sein, sorgenden Eltern einen leisen Wink zu geben, in diesem Jahr besonders wachsam darauf zu sehen, wann und mit wem sich ihre blühenden Töchterlein im Blumenhaine treffen....?
Ein Blumenmeer blüht auf jeden Fall am Pfingstmontag auf, wo um 16 Uhr zum Rückert-Geburtstag eine Party der Stadt stattfindet. Dabei werden auch die Gewinner-Postkarten und deren Einreicher vorgestellt. Sicher macht sich auch jemand einen Reim auf Rückert.