Rudi Langer übergibt "gut bestellten Acker"

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Das Diözesanbüro in Haßfurt hat eine neue "Hausherrin": Mirjam Wolf hat die Nachfolge von Rudi Langer, der nach fast drei Jahrzehnten als Leiter in den Ruhestand ging, angetreten und offiziell den Schlüssel in Empfang genommen. Der 62-Jährige hat laut Wolf einen "gut bestellten Acker" hinterlassen.Ralf Naumann
Das Diözesanbüro in Haßfurt hat eine neue "Hausherrin": Mirjam Wolf hat die Nachfolge von Rudi Langer, der nach fast drei Jahrzehnten als Leiter in den Ruhestand ging, angetreten und offiziell den Schlüssel in Empfang genommen. Der 62-Jährige hat laut Wolf einen "gut bestellten Acker" hinterlassen.Ralf Naumann

Nach fast drei Jahrzehnten als Leiter des Diözesanbüros in Haßfurt ging Rudi Langer vor einigen Wochen in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin ist Mirjam Wolf.

"Lass dich auf die Menschen und ihre Bedürfnisse ein. Schaue zu, dass ,Servicewüste' im Dekanat Haßberge keine Chance hat und die Menschen dagegen vom ,Serviceparadies' sprechen." Mit zwei Empfehlungen übergab Rudi Langer seiner Nachfolgerin Mirjam Wolf symbolisch den Schlüssel für das 1975 eröffnete Diözesanbüro in Haßfurt.
Bereits seit Anfang Oktober leitet Wolf die Geschicke und weiß, dass dort vielfältige Aufgaben auf sie warten. Die 46-Jährige aus Haßfurt, die inklusive einer Elternzeit-Unterbrechung 25 Jahre lange als Verwaltungskraft im Diözesanbüro und in der ebenfalls im Haus untergebrachten Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit gearbeitet hat, würde gerne Ansprechpartner für Menschen sein, die Unterstützung und Hilfe suchen. "Natürlich", fügt sie hinzu, "möchte ich auch trotz der beruflichen Veränderungen noch genügend Zeit für meine Familie haben."
Rudi Langer habe ihr einen "gut bestellten Acker" hinterlassen. "Eigene Ideen habe ich trotzdem." Ihre Hauptaufgaben liegen in der Vernetzung der diözesanen Dienststellen in Würzburg und den Pfarreiengemeinschaften mit den kirchlichen und sozialen Einrichtungen im Dekanat Haßberge. Das Diözesanbüro arbeitet eng mit dem Dekan, Dekanatsreferenten und den Dekanatsbeauftragten zusammen. Unterstützt werden die hauptamtlichen Mitarbeiter vor Ort wie Seelsorger oder Pfarrbüro-Angestellte.


Mit Freude ins Büro

Ganz besonders wichtig ist die Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter: Dekanatsräte ebenso wie Pfarrgemeinderäte, Kommunionhelfer oder Seniorenkreisleiter, die sich in ihren Gemeinden engagieren.
"Wir organisieren auch Veranstaltungen, Fortbildungen und Fahrten", sagt Wolf, die zudem auf das "große Feld" Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat über Homepage und Newsletter verweist. Nicht zu vergessen ist der normale Büro-Alltag mit Schriftverkehr, Finanzverwaltung und Buchhaltung.
Warum aber hat sie diese neue Herausforderung eigentlich übernommen? "Ich gehe auch nach 25 Jahren im kirchlichen Dienst jeden Tag gerne und mit Freude ins Büro", begründet dies Mirjam Wolf, die sich in den letzten drei Jahren berufsbegleitend zur Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen und zur Ausbilderin weiterqualifiziert hat. Die Aufgaben und Arbeitsfelder seien vielfältig und interessant und erforderten Kreativität, selbstständiges Arbeiten, eigene Ideen einzubringen und zu entwickeln, und dies alles mit einem kollegialen Team.


Begegnungen mit Menschen

Rudi Langer kann völlig entspannt seinen neuen Lebensabschnitt genießen. Und der dreifache Familienvater blickt auch "eindeutig positiv" auf sein umfangreiches Arbeitsleben bei "Mutter Kirche" zurück. Der Ebelsbacher, der nach seinem Sozialpädagogikstudium von 1979 bis 1988 als Jugendreferent in der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit (KJA) mit dem ehemaligen Regionaljugendseelsorger Reiner Fries tätig war, ist der festen Überzeugung, dass die Kirche im Vergangenen wie im Künftigen sichere Arbeitsplätze, mit einer gehörigen Portion Verantwortung, aber auch persönlichem Freiraum ausgestattet, anbietet. So wie ihm und seinen neun ehemaligen Kollegen der einzelnen Diözesanbüros von Aschaffenburg bis Bad Neustadt.
Bedeutsam waren Langer stets die Begegnungen mit Menschen, die zum Teil eine Generation älter waren, zum Teil aber auch deutlich jünger. "Die gesamte Bandbreite also", sagt er. Vor allem aber deren Sicht auf die Dinge, sowohl rückblickend als auch in die Zukunft gewandt, interessierte ihn.
Die Rahmenbedingungen ändern sich immer wieder. "Anfangs", erinnert er sich, "waren noch mehrere Frauen- und Männerorden über die Dekanate Ebern und Haßfurt verbreitet. Heute keine mehr." Stark rückläufig sei zudem der Bestand an Priestern sowie Gemeinde- und Pastoralreferenten.
Richtig froh ist der 63-Jährige über die "Eine Welt-Arbeit" mit dem Aspekt des fairen Handels und der Eröffnung des ersten Ladens in Haßfurt vor 31 Jahren. Durch das engagierte Mitmachen zahlreicher Ehrenamtlicher laufe er bis heute.
Im gleichen Atemzug verweist Langer beim persönlichen Rückblick auf sein Arbeitsleben auf den ökumenischen Verein "Bibelwelten", den er zusammen mit Pfarrerin Otminghaus 2005 ins Leben rief. "Er entstand letztlich aus der Erfolgsgeschichte Ostergarten, mit dem wir mittlerweile rund 30 000 Besucher im Bibelturm begrüßen konnten." Dazu gehörten noch der Bibelgarten sowie die Jesus-Ausstellung im Bibelkeller unterhalb des Kupsch-Marktes in Haßfurt, außerdem der begehbare Adventskalender mit täglichen Fensteröffnungen im Dezember.


Um viele "Baustellen" gekümmert

Keine Frage: Rudi Langer kümmerte sich in all den Jahren um viele "Baustellen". Ob er dabei den (eigenen) Ansprüchen gerecht werden konnte? "Darauf sollen Andere eine passende Antwort geben", will er sich nicht selbst ein Zeugnis ausstellen. Doch er ist der Meinung, dass man dann ein gutes Arbeitsergebnis erzielt, wenn man motiviert ist und gut gelaunt an eine Sache herangeht. Auch im kirchlichen Dienst spiele der Spaßfaktor eine Rolle. "Der kann sich bei einem erfrischenden Telefonat einstellen oder auch durch die Zusage des begehrten Referenten für die Fortbildungsveranstaltung." Auch wenn man mit einem Bus voller Ehejubilare von einem Empfang des Bischofs aus Würzburg zurück ins Dekanat kommt, die Ehepaare glückselig über das ganze Gesicht strahlen und sich bedanken. Nach seinem von sich an ihn selbst gestellten Anspruch sah er im Diözesanbüro "eine Anlaufstelle für Dinge von ,Gott und der Welt'".
"Natürlich", das räumt der Ebelsbacher ohne Ausreden ein, habe er "einige Hürden" überwinden müssen. Etwa in der Position und Rolle des Laien, des Nicht-Klerikers, oder auch die Trennung der christlichen Kirchen, bei halbherzigen ökumenischen Gehversuchen oder mangelnder Übereinstimmung von Reden und Tun.
"Jeder Christ sollte sich selbst die Frage beantworten, was er mit diesem Merkmal, ein Kind Gottes zu sein, aus seinem Leben machen will", rät er. Der Kinder- oder Schülerglaube taugt seiner Meinung nach "vielleicht nicht fürs ganze Leben." Dabei verweist er auf die Erste-Hilfe-Ausbildung, die nur eine gewisse Zeit im Leben tauge. Dann allerdings bedürfe es regelmäßig einer Auffrischung und Aktualisierung. Auch beim Glauben stelle sich die Frage: Ist es Zeit für ein Update? Außerdem sollten die Gläubigen "ihre Sache vermehrt selbst in die Hand nehmen und für kirchliches Leben in ihrem Lebensumfeld sorgen, statt auf einen hauptamtlichen Seelsorger zu warten".
Da in der Diözese Würzburg eine Neustrukturierung in Planung ist, wartet Mirjam Wolf gespannt auf Änderungen im Dekanat Haßberge. Wie finden die neuen Seelsorge-Einheiten einen gemeinsamen Weg? Erreichen wir mit unseren kirchlichen Angeboten die Menschen? Haben wir genügend personelle Ressourcen, die Menschen in schwierigen Lebenslagen zu begleiten? Das sind nur drei Fragen, welche die neue Leiterin des Diözesanbüros beschäftigen. Nun muss sie abwarten, wann und vor allem welche Antworten sie bekommt.
Angesichts des Wechsels im Diözesanbüro findet am Donnerstag, 30. November, im Haßfurter Pfarrsaal der Empfang zur Verabschiedung und Neueinführung mit Domkapitular Christoph Warmuth und Dekan Stefan Gessner (Baunach) statt. Beginn ist um 17 Uhr.