Ratswahlkantate erklingt am Wahlsonntag in Rentweinsdorf

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Walter Frchert war viele Jahre Erster Konzertmeister der Bamberger Symphoniker.
Walter Frchert war viele Jahre Erster Konzertmeister der Bamberger Symphoniker.
In der Rentweinsdorfer Dreieinigkeitskirche findet am Sonntag ein besonderer Gottesdienst mit Bachkantate statt. Foto: Meißner
In der Rentweinsdorfer Dreieinigkeitskirche findet am Sonntag ein besonderer Gottesdienst mit Bachkantate statt. Foto: Meißner
 
Foto: Meißner
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In der Dreieinigkeitskirche in Rentweinsdorf findet am Sonntag ein besonderer Gottesdienst statt. Eric Fergusson führt eine Bachkantate mit prominenter Besetzung auf. Eine weitere Besonderheit: Das Werk passt prima zum Wahlsonntag.

In der Dreieinigkeitskirche von Rentweinsdorf findet am Sonntag, 16. März, ein besonderer Gottesdienst statt. Eric Fergusson führt eine Bachkantate mit prominenter Besetzung auf.
Wie an jedem Sonntag um 9.45 Uhr wird Pfarrer Hans Körner die Besucher des Gottesdienstes begrüßen. Das Besondere an diesem Tag ist, dass eine Kantate von Johann Sebastian Bach erklingen wird, für deren Ausführung sich der aus Rentweinsdorf stammende und in München lebende Sänger Fergusson musikalische Prominenz aus den Haßbergen und aus Bamberg geholt hat.

Passend zum Wahltag

"Wir werden die sogenannte ‚Ratswahl-Kantate‘ aufführen", gibt Fergusson bekannt: "Das ist ein echter Knüller". Die Kantate BWV 29 "Wir danken dir, Gott, wir danken dir" hat Johann Sebastian Bach anlässlich der "Rathswahl zu Leipzig" im Jahr 1731 komponiert.


"Die Sinfonia sei den Bach-Kennern als erster Satz der 3. Partita für Solo-Geige bekannt, erklärt Fergusson: "In der Kantate hat Bach daraus ein Orgelkonzert gemacht, bei dem es mit Pauken und Trompeten zur Sache geht". An diesem kommunalen Ratswahlsonntag in den Haßbergen wird der evangelische Dekanatskantor Matthias Göttemann den schwierigen Orgelpart übernehmen. Nicht weniger prominent besetzt hat Fergusson den Platz des Konzertmeisters mit Professor Walter Forchert aus Bamberg. Der bekannte Violinist und Musikprofessor Forchert wird unter anderem mit einem Violin-Solo zur Tenor-Arie zu hören sein. Als "ungeheuer schwierig" bezeichnet Fergusson diese Arie, da "der Sänger zwei Mal bis zum hohen h hinauf" müsse. Johann Winzer aus München übernimmt den Part.

"Gänzlich unpolitisch"

Im zweiten Satz, der die Vorlage für das Gratias/Dona nobis pacem der h-Moll-Messe ist, geht laut Fergusson "der Himmel auf", wenn drei Trompeten das Stück von der Vier- in die Sechsstimmigkeit leiten. Ein Bass-Rezitativ, das mit den Worten "Gottlob! Es geht uns wohl!" beginnt und allmählich in die Bitte um weiteren Segen für die Zukunft übergeht, will Fergusson als "gänzlich unpolitisch" verstanden wissen, gleichwohl er die Kantate nicht zufällig für diesen Tag ausgewählt habe. Das Rezitativ singt Fergusson selbst.

Eine getragene Sopran-Arie, gesungen von Ulrike Heyse aus Bamberg, und eine spritzige Alt-Arie, die Hilary Maier aus Hollfeld interpretieren wird, sowie ein fulminanter Schluss-Choral mit Pauken und Trompeten werden unter Fergussons Leitung alles in Bach'schem Sinne zu einem wohltemperierten Ganzen zusammenfügen.
Das Orchester ist mit einer guten "Mischung aus Bamberger Sinfonikern und anderen Profi-Musikern der Region" nach seiner Aussage "perfekt organisiert". Das Projekt wird von der Kirchengemeinde und der Marktgemeinde unterstützt. Eine Probe für den Chor findet am Samstag ab 17 Uhr in der Kirche in Rentweinsdorf statt, anschließend ist Hauptprobe mit Orchester. Kontakt: Eric Fergusson, Telefon: 017624608285; Mail: ericfergusson@gmx.de.

Bachs Aufgabe

Zu den Pflichten des Komponisten Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) gehörte in dessen Leipziger Zeit die jährliche Aufführung einer Festkantate, mit der dem jeweiligen Ratswechsel, das ein gesellschaftspolitisch hochrangiges Ereignis war, ein angemessener Rahmen verliehen werden sollte. Neun dieser Ratswahlkantaten sind heute noch überliefert. Eine davon ist die Kantate "Wir danken dir, Gott, wir danken dir" (BWV 29). Sie war Bachs Festmusik für das Jahr 1731. Ihren festlichen Charakter erhielt sie hauptsächlich durch die um drei Trompeten, sowie Pauken und Oboen erweiterte Orchesterbesetzung. Der unbekannte Textdichter folgte in seinem teilweise der Bibel entlehnten Libretto einem bewährten Schema, indem er den Dank für erwiesene Wohltaten mit der Bitte um künftigen Segen verknüpfte. Der Text lässt durchaus zu, dabei auch an "weltliche Herren" zu denken.