Psychologische Hilfe während Corona-Krise: Beraterin aus Sand bietet Video-Sprechstunden an
Autor: Teresa Hirschberg
LKR Haßberge, Dienstag, 31. März 2020
Normalerweise begrüßt Diana Beuerlein ihre Kunden direkt in ihrer Praxis "Seelenkunst". In der Corona-Krise geht die psychologische Beraterin jedoch neue Wege.
"Wie schaffe ich es, meinen Partner nicht zu erschlagen?" Das ist momentan die häufigste Frage, die Diana Beuerlein erreicht. Die 27-Jährige ist psychologische Beraterin und Lifecoach. Weil sie ihre Patienten aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr persönlich in ihrer Praxis "Seelenkunst" in Sand am Main empfangen kann, stieg sie auf Gespräche via Telefon und Videochat um. Gemeinsam mit der Eltmanner Diplom-Psychologin Nicole Seifert verrät sie, wie sich der gefürchtete Lagerkoller trotz Ausgangsbeschränkungen umgehen lässt.
1. Wie können Paare ein harmonisches Zusammenleben aufrechterhalten?
Diana Beuerleins Rezept für mehr Harmonie: Rückzugsmöglichkeiten schaffen, egal ob in einem geräumigen Haus oder einer engen Zwei-Zimmer-Wohnung. Nicht permanent aufeinander zu hocken und sich räumliche sowie kreative Freiräume zu nehmen, könne Spannungen abbauen. Freundlich und offen sollten Paare dabei aber immer miteinander umgehen. "Man kann sagen: ,Ich liebe dich, aber ich brauche jetzt eine Stunde für mich‘", schlägt Beuerlein vor. "Oder man könnte sich eine Ecke zum Meditieren einrichten. Selbst wenn es nur ein Quadratmeter ist."
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Die Corona-Krise biete auch eine Chance, findet Nicole Seifert. Die aktuellen Einschränkungen bringen uns dazu, Dinge bewusster wahrzunehmen und zu hinterfragen, wer und was uns wirklich wichtig ist. Wer nun die meiste Zeit zuhause verbringt, finde auch schlechter Ausreden, um unliebsamen Aufgaben - wie dem Frühjahrsputz - aus dem Weg zu gehen. "Das wirkt auch gleich befreiend", empfiehlt die Psychologin. Entspannung sei aktuell die beste Medizin gegen aufkeimende Ängste: "Atmen Sie tief durch und gehen Sie so viel wie möglich raus in die Sonne, ob am offenen Fenster, im Garten oder auf dem Balkon!"
2. Und wie sieht es bei Familien mit Kindern aus?
Für Eltern ist es nun wichtig, die Balance zwischen Ehrlichkeit und Ruhe zu finden. "Kinder spüren es, wenn ihre Eltern nervös sind", sagt Beuerlein. Daher müssten sie die aktuelle Situation offen, aber kindgerecht erklären. Drama und Panikmache sind hier unangebracht. Warum können wir nicht mehr zur Schule gehen, warum dürfen wir unsere Freunde und Großeltern nicht sehen? "Das alles können Eltern beispielsweise in einer schönen Geschichte verpacken und die Figuren darin durch Familienmitglieder ersetzen", rät Beuerlein. Wer beim Kontrollieren der Schulaufgaben an seine Grammatik- und Rechengrenzen stößt, solle sich nicht scheuen, online bei Tutoren, Nachhilfelehrern oder anderen Eltern um Hilfe zu bitten.