Neues Hallenbad: Ebern erhält ein "RückertBad"

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Noch fehlt das Herzstück, das Edelstahlbecken, an allen anderen Gewerken wird eifrig gearbeitet. Bis zu zehn verschiedene Firmen tummeln sich aktuell auf dem Gelände des neuen Hallenbades in Ebern, das gestern auf den Namen "RückertBad" getauft wurde. Foto: Ralf Kestel
Noch fehlt das Herzstück, das Edelstahlbecken, an allen anderen Gewerken wird eifrig gearbeitet. Bis zu zehn verschiedene Firmen tummeln sich aktuell auf dem Gelände des neuen Hallenbades in Ebern, das gestern auf den Namen "RückertBad" getauft wurde.  Foto: Ralf Kestel

Der Kreisausschuss taufte am Donnerstag das künftige Eberner Hallenbad. Die Kreisräte benannten es nach dem Dichter, der schon für das Gymnasium als Pate steht. Eine Gegenstimme gab es: Kurt Sieber bemühte die Geschichte für sein Votum.

Der Eberner Stadtrat will es so, und der Landkreis will es auch so: "RückertBad" wird das neue Hallenbad in Ebern heißen, das der Landkreis derzeit baut. Voraussichtlich zum Ende des Jahres soll das Sieben-Millionen-Projekt abgeschlossen sein und für die Badegäste geöffnet werden. Der Neubau war erforderlich, weil das alte Hallenbad in Ebern so marode war, dass es nicht mehr saniert werden konnte.

Bei der Namensgebung am Donnerstag im Kreisausschuss des Kreistags, der bis in die späten Nachmittagsstunden im Landratsamt in Haßfurt tagte, gab es weitgehend Übereinstimmung. Einzig der Kreisrat Kurt Sieber aus Königsberg (FDP/Freie Bürger) sprach sich für einen anderen Namen aus. Er kam aber nicht durch.
Nach den Angaben des Kreisrats und Eberner Bürgermeisters Jürgen Hennemann (SPD) hatte der Eberner Stadtrat zunächst die Bezeichnung "Angerbad" favorisiert. Aber "wir haben uns vom Landrat überzeugen lassen", dass eine Widmung nach dem Dichter Friedrich Rückert, der schon dem Gymnasium in der Stadt seinen Namen gibt, die bessere Lösung ist, sagte Hennemann. Der Stadtrat schwenkte um zu Rückert, der einige Jahre in Ebern lebte.

Der Kreisausschuss, das höchste Organ des Landkreises nach dem Kreistag, folgte diesem Wunsch. Kreisrat Kurt Sieber stellte die Frage in den Raum, ob es für einen Intellektuellen wie Rückert angemessen ist, etwas so "Profanes wie ein Hallenbad" nach ihm zu benennen. "Rückert wäre nicht begeistert", meinte Sieber. Zumal der Dichter nicht gerade die beste Meinung von Ebern hatte. Sieber schlug "Angerbad" nach der Lage des Hallenbades vor. Der Kreisrat blieb aber allein mit seiner Meinung.


Die Gebührenordnung

Einmütig verabschiedete der Kreisausschuss die Gebührenordnung für die beiden Landkreis-Hallenbäder in Ebern und Hofheim. Kämmerer Marcus Fröhlich erläuterte die Berechnungen. Danach geht der Landkreis in Ebern von jährlichen Betriebskosten von rund 230 000 Euro aus (für den reinen Grundbetrieb, ohne den Badebetrieb, für den die Stadt Ebern zuständig ist). Der Kreis erwartet für das Eberner Hallenbad eine 55-prozentige schulische Nutzung. Eine Zahl aus der Gebührenordnung: Der Eintritt für einen Erwachsenen soll in Ebern (wie auch in Hofheim) ab dem neuen Jahr 2,50 Euro kosten. 2016 tritt die Gebührenordnung in Kraft.



Flüchtlingsbetreuung läuft im Landkreis "sehr geordnet ab"

Im Kern sind sich alle Kreisräte einig, quer über alle Parteien und Wählergruppen hinweg: Die Betreuung der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kreis Haßberge läuft - auch dank des Einsatzes zahlreicher ehrenamtlicher Helfer vor Ort - ohne große Probleme und "sehr geordnet ab", wie Landrat Wilhelm Schneider (CSU) im Kreisausschuss des Kreistags sagte. Das Gremium tagte gestern Nachmittag im Landratsamt in Haßfurt. Die Kreisräte diskutierten ausgiebig über das Thema Flüchtlinge.

Das Landratsamt kümmert sich erstens um Asylbewerber, die regulär dem Landkreis zugewiesen werden. Derzeit liegt die Zuteilungsquote bei 25 Asylsuchenden pro Woche. Nach den Angaben von Dieter Sauer, dem Leiter des Sozialamts am Landratsamt, stehen dem Landkreis dafür derzeit etwa 50 dezentrale Unterkünfte mit 430 Wohnplätzen zur Verfügung. Und ständig werden dem Landkreis weitere Wohnungen angeboten. "An Angeboten mangelt es nicht", erklärte er. Seine Behörde lehne erst einmal nichts ab. "Wir schauen uns alles an", ob es geeignet ist. Zu den 430 Wohnplätzen kommen nach seinen Angaben weitere 50 in einer neuen Unterkunft in Haßfurt dazu.

Nicht zu vergessen: Neben der dezentralen Unterbringung des Landkreises gibt es die zentrale Unterbringung im Landkreis. Dafür ist aber nicht das Landratsamt zuständig, sondern die Regierung von Unterfranken in Würzburg.

Zweitens kümmert sich das Landratsamt um Flüchtlinge im Zuge der sogenannten Notfall-Unterbringung. Dafür bestehen aktuell 261 Plätze. 20 weitere kommen in Haßfurt dazu. Insgesamt hat das Landratsamt in der Notfall-Unterbringung bisher 863 Personen betreut. Viele von ihnen sind bereits auf feste Einrichtungen verteilt worden, auch außerhalb von Bayern.

Diese Verteilung könnte laut Dieter Sauer etwas schneller laufen. Derzeit "geht's schleppend" voran, sagte er. Die Ursache liege aber nicht beim Landratsamt, sondern bei Behörden außerhalb des Landkreises.

Zusammenfassend erläuterte der Fachmann, dass seine Behörde und der Landkreis mit der Situation zurechtkommen. "Wir sind im grünen Bereich. Wir versuchen , das Beste aus der Situation zu machen." Dass alles klappt, schreibt Sauer auch dem großen Einsatz ehrenamtlicher Helfer vor Ort zu.

Dieter Sauer gehört zu den Mitarbeitern im Landratsamt, die erheblich Überstunden wegen ihrer Arbeit für die Flüchtlinge angehäuft haben. Etwa 700 Mehrstunden sind mittlerweile im Landratsamt wegen der Asylarbeit aufgelaufen, berichtete Horst Hofmann, Geschäftsleiter der Behörde, den Kreisräten. Fünf volle Stellen seien mit dieser Aufgabe betraut. Er wagte keine Prognose darüber, wie stark das Personal in Zukunft gefordert wird. Horst Hofmann: "Wie sich insgesamt der Bedarf entwickelt, kann man noch nicht sagen."

Landrat Wilhelm Schneider sowie die Vertreter der Parteien und Wählergruppen sparten nicht mit Lob für die ehrenamtlichen Helfer, die Hilfsorganisationen und die Mitarbeiter des Landratsamtes. Sie sprachen von einer fantastischen Gemeinschaftsleistung im Kreis.

Sogar der Landrat selbst bekam ein Lob - von den Grünen. Die Eltmanner Kreisrätin Rita Stäblein lobte Wilhelm Schneider dafür, dass er in der Flüchtlingsfrage vorangehe, seinen Mitarbeitern und den Helfern den Rücken stärke, für Transparenz sorge und die "Bürger mitgenommen" habe.

SPD-Kreisrat Jürgen Hennemann (Ebern) bestätigte: "Wir haben das richtige Konzept. Das kommt bei den Menschen an." Bei den Helfern und bei den Flüchtlingen. Mit Hilfsbereitschaft und dem Willen zur Integration "kann man viel machen mit einfachen Mitteln", sagte er. Sein Fraktionskollege Bernhard Ruß (Sand) ergänzte: "Es klappt sehr gut. Alle sind berührt." Der CSU-Kreisrat und Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (Theres) stimmte zu: "Der Landkreis hat Herz gezeigt."


Es wurde emotional

Und die Menschen werden nach seiner Meinung noch viel Herz zeigen müssen, denn der Flüchtlingsstrom werde nicht so schnell abbrechen. Damit (und nach einer landespolitischen Generalkritik von Grünen-Kreisrätin Rita Stäblein an der CSU) landete die Diskussion bei der "großen" Politik - und wurde emotional. Vogel warnte davor, das Engagement der Ehrenamtlichen überzustrapazieren. Jahrelang sei das nicht durchzuhalten. Landrat Wilhelm Schneider stimmte zu. "Es gibt Risiken", räumte er ein. Es gebe aber auch Chancen, erklärte der Landrat.



Positiv für Landkreis Haßberge

Der Landkreis ist auch Unternehmer. Er ist an fünf Unternehmen in Privatrechtsform beteiligt, wie es offiziell heißt. Diese Beteiligungen und die Ergebnisse des Wirtschaftens stellten gestern die Vertreter des Landratsamtes dem Kreisausschuss des Kreistags vor, der in der Landkreisbehörde in Haßfurt tagte. Laut ihren Berichten gab es weitgehend positive Resultate in den fünf Betrieben.

Beteiligt ist der Landkreis an folgenden fünf Unternehmen: Gemeinschaftskraftwerk / GKS in Schweinfurt (Müllverbrennung), Abfallvermarktung Haßberge GmbH, Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises, GUT (Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte; zur Energiewende) sowie Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH. Einzig für die Verkehrslandeplatz GmbH gibt es seit einigen Jahren immer wieder mal Defizite: Aber: Sie liegen nur im vierstelligen Bereich. Würden die drei kommunalen Gesellschafter keine Zuschüsse geben (zusammen 75 000 Euro), wäre der Verlust erheblich. Die Zuschüsse, die früher immer zur Grundsatzdiskussion über das Für und Wider des Flugplatzes geführt hatten, sind mittlerweile kein Thema mehr.