Neue Blickwinkel für den Burgenwinkel

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Mit 3D-Brillen tauchten die rund 30 Besucher unmittelbar in die gezeigten Ruinen ein.Foto: Ralf Kestel
Mit 3D-Brillen tauchten die rund 30 Besucher unmittelbar in die gezeigten Ruinen ein.Foto: Ralf Kestel
Zocker oder Zeitvertreib? Der Würfel, aus einem Knochengefertigt und an der Ruine Lichtenstein gefunden, ist schon viele Jahrhunderte alt. Die Punkteaufteilung ist bis heute unverändert.
Zocker oder Zeitvertreib?  Der Würfel, aus einem Knochengefertigt und an der Ruine Lichtenstein gefunden, ist schon viele Jahrhunderte alt. Die Punkteaufteilung ist bis heute unverändert.
 
Die Reste eines Degens (links) und Fragmente einer Bleiverglasung.Foto: Ralf Kestel
Die Reste eines Degens (links)  und Fragmente einer Bleiverglasung.Foto: Ralf Kestel
 
Nicht nur auf Bildern hatte Manfred Künzel (links) einige seiner Fundstücke dabei.Foto: Ralf Kestel
Nicht nur auf Bildern hatte Manfred Künzel (links) einige seiner Fundstücke dabei.Foto: Ralf Kestel
 
Künzel präsentiert seine 3D-Kamera und deren Funktionsweise. "Die hat damals 5500 Mark gekostet." Foto: Ralf Kestel
Künzel präsentiert seine 3D-Kamera und deren Funktionsweise. "Die hat damals 5500 Mark gekostet."   Foto: Ralf Kestel
 

Völlig neue Blickwinkel auf die Ruinen im Kreis Haßberge eröffnete Manfred Künzel (65) bei einem Vortragsabend des Historischen Vereins in Ebern.

Nicht, dass der Optiker aus Lahm zusammen mit dem Vereinsvorsitzenden Wolfgang Jäger neue Kapitel in der historischen Bewertung der alten Gemäuer aufgeschlagen hätte - bis auf eine kleine Ausnahme, aber seine 3D-Aufnahmen versetzten die Betrachter im kleinen Saal der Frauengrundhalle am Donnerstagabend in Verzückung.

Der passionierte Fotograf, Oldtimer-Sammler und -Restaurator, Bodendenkmal-Erkunder, Geschichtsforscher hat nicht nur Licht ins Dunkel beim Jagdbomber-Beschuss des Treinfelder Bahnhofs oder den Absturz von Kriegsflugzeugen bei Mauschendorf und Heilgersdorf gebracht, sondern mit seiner Doppel-Kamera auch den Ruinen in den Haßbergen und dem Steigerwald heimgeleuchtet.

Das Ergebnis seiner Streifzüge in den Jahren 1992/96 ließ in die Ruinen eintauchen und öffnete neue Blickwinkel, die sich zum Teil schon wieder überholt haben.

Dazu zeigten Jäger und Künzel Fundstücke, auf bei diesen Streifzügen - "ohne Metallsuchgerät" - entdeckt wurden: Kacheln bis aus dem 11. Jahrhundert, Armbrust-Bolzen, Lanzen- und Pfeilspitzen, alte Zangen, Schlüssel und Hufeisen.

Mehrere Ofenkacheln aus dem 16. Jahrhundert, die Künzel rund die Ruine Rotenhan auflas, ließen Wolfgang Jäger schlussfolgern, dass "in der Rotenhan auch nach 1323, als sie vom Bischof von Würzburg geschleift worden war, später doch noch ein Behausung eingerichtet war". Eine These, der auch Manfred Künzel folgte: "Es kann zwar auch sein, das bei einem Umbau des neues Schlosses im Talgrund dort alte Kachelöfen entsorgt worden waren. Aber wer schleppt denn solches Zeug schon den Berg hinauf?"

Die Funde stammten neben der Ruine Rotenhan, von der Bramburg, der Raueneck, der Rotenstein, der Schmachtenburg (Schlüssel und Schrapnell-Geschoss), von Lichtenstein, dem Scherenberg, dem hohen Haus bei Bischofsheim und dem Wildberg.