Naturpark Haßberge: Die Wanderer laufen Joggern hinterher

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Von einem "Einfallstor zu den Haßbergen" zum anderen: In Bad Königshofen wurden die neuen Begrüßungstafeln, wie sie hier in Baunach aufgestellt wurden, als Neuerung präsentiert. Foto: Ralf Kestel
Von einem "Einfallstor zu den Haßbergen" zum anderen: In Bad Königshofen wurden die neuen Begrüßungstafeln, wie sie hier in Baunach aufgestellt wurden, als Neuerung präsentiert. Foto: Ralf Kestel
Vor der Sitzung des Naturparkvereinas führte Kurdirektor Werner Angermüller (rechts) durch die Frankentherme in Bad Königshofen, die im Jahr 160 000 Bersucher verzeichnet und als bedeutendes Glied in der touristische Kette des Naturpark Haßberge gilt, wie es Landrat Wilhelm Schneider als Vorsitzender formulierte. Foto: Ralf Kestel
Vor der Sitzung des Naturparkvereinas führte Kurdirektor Werner Angermüller (rechts) durch die Frankentherme in Bad Königshofen, die im Jahr 160 000 Bersucher verzeichnet und als bedeutendes Glied in der touristische Kette des Naturpark Haßberge gilt, wie es Landrat Wilhelm Schneider als Vorsitzender formulierte. Foto: Ralf Kestel
 

Die Internet-Präsentation des Laufparadies' Haßberge ist mit Touren für Radfahrer schon verknüpft, nun sollen auch Schusters Rappen über ein Smartphone und GPS-Daten marschieren.

Das läuft in seinem Sinne: Landrat Wilhelm Schneider joggt - wenn es denn seine Zeit zulässt - mit Vorliebe in den Wäldern zwischen Maroldsweisach und Ermershausen, wie sich über seine Facebook-Seite meist am Samstagnachmittag verfolgen lässt. Jüngst beim Urlaub am Tegernsee scheiterte er in fremder Umgebung. "Da hab ich abgebrochen."

Das soll Besuchern in den Haßbergen nicht passieren. Schneider will Klarheit und hofft bald auf mehr Wald- statt Irrläufer, auch Wanderer, die mit einem Smartphone anhand von GPS-Daten zielsicher losmarschieren und wissen, wohin ihr Weg führt.

So soll es auch nach dem Willen der Verantwortlichen im Naturparkverein laufen. Der tagte am Dienstag in der Frankentherme in Bad Königshofen und beschloss dabei, dass sich die Wanderer nunmehr auch den Radfahrern und den Langläufern anschließen sollen. Zumindest via Internet.

Interaktive Internetplattform
Als "Laufbahn", besser: Plattform, dient dazu eine Verknüpfung des bestehenden, interaktiven Kartenportals des Laufparadies' Haßberge (www.laufparadies.info) mit den vorhandenen Wanderrouten, die den Naturpark Haßberge durchziehen. 5000 Euro wurde dafür genehmigt, nachdem Marco Depner das bestehende Portal vorgestellt hatte, das bereits für Lauf- und Radfahrstrecken vorliegt, wobei auch topografische Gegebenheiten und Sehenswürdigkeiten und andere Details abrufbar sind. Per GPS und Smartphone auch entlang den Strecken.



Das sind 1000 Kilometer an Radwegen, 850 Kilometer an Laufrouten und künftig nochmals 1000 Kilometer an Wanderwegen, die aber zumeist deckungsgleich sind, wie Forstoberrat Franz Eder, als Waldreferent erfuhr, da er erhöhten Publikumsverkehrs auf neuen Trassen in den Wäldern befürchtete. "So etwas müsste mit den Wald-eigentümern abgestimmt werden, nicht damit die Holzmacher Stämme auf diese Wege werfen und es dann Beschwerden von Urlaubern gibt."

Außerdem fürchtet der Waldexperte, dass noch mehr Hinweisschilder an irgendwelche Bäume genagelt werden. "Das Nageln ist passé."

Wertminderung durch Nägel
Naturparks-Geschäftsführer Winfried Seufert weiß um diese Sorge: "Wir wurden auf die Wertminderung schon hingewiesen, wenn ein Stamm wegen um zwei Meter abgesägt werden muss, weil er innen wegen eines Nagels schwarz wurde." Längst sei man auf Farbmarkierungen durch entsprechende Schablonen umgestiegen, versicherte Seufert.

An seine Fersen heftet sich Marco Depner, im Hauptberuf Kämmerer der Gemeinde Knetzgau, der sein Hobby zur Berufung machte und das Laufparadies Haßberge "quasi ins Leben gerufen hat", so Landrat Schneider. "Die 850 Kilometer bin ich schon zwei Mal durchlaufen", versicherte er und zeigte die Vorzüge des interaktiven Kartenportals anhand einer Rundstrecke von Baunach nach Reckendorf sowie der Landkreis-Querung von Geusfeld bis nach Hafenpreppach über 55 Kilometer.

Angebot für moderne Familien
Die hat der Landrat zwar noch nicht geschafft, aber die Werbetrommel will er trotzdem dafür rühren. "Das muss man publik machen. Auch solchen Leuten, die mit den neuen Techniken noch nicht so vertraut sind. Auch wenn wir die Schilder in den Wälder noch brauchen, sind das die Wege der Zukunft."

Das fand auch Herbert Baum aus Maroldsweisach so. "Ohne Digitalisierung haben wir keine Chance."
Skepsis indes klang bei Günther Geiling aus Breitbrunn an "Wer nutzt denn dieses Portal bisher, das dem Landkreis schon zwischen 160 000 und 180 000 Euro gekostet hat?"
Dazu hat Initiator Marco Depner die entsprechenden Erfahrungswerte parat: "Ich habe schon Prospekte von München bis nach Hamburg verschickt und bekomme E-mails aus ganz Deutschland." Daher weiß er, dass für Familien, solche detaillierten Informationen über Laufstrecken ein Kriterium sind. "Ich selbst habe im nördlichen Landkreis Dinge kennen gelernt, von denen ich nicht zu träumen wagte", schwärmte der begeisterte Läufer.

Zusammenarbeit mit Wanderern
Unterstützung erfuhr er von Hans-Peter Beck aus Ebelsbach, der für die Haßbergvereine und damit Wanderer sprach. "Wenn wir zusammenrutschen, wird das Angebot umso besser." Bei vielen Wanderwarten stecke die Erfahrung von bis zu 40 Jahren dahinter.