Metaller gehen für mehr Geld auf die Straße

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Mehr wert als einen Krapfen im Fasching und ein Ei zu Ostern. Gewerkschafts-und Betriebsratsvertreter bei FTE in Ebern; Jürgen Hennemann, Matthias Gebhardt, Werner Strätz und Karin Wirsing (im Bild von links). Fotos: Ralf Kestel
Mehr wert als einen Krapfen im Fasching und ein Ei zu Ostern. Gewerkschafts-und Betriebsratsvertreter bei FTE in Ebern; Jürgen Hennemann, Matthias Gebhardt, Werner Strätz und Karin Wirsing (im Bild von links). Fotos: Ralf Kestel
Bei FAG in Eltmann gingen die Metaller in den Warnstreik. Auch aus Augsfeld (Bosch-Rexroth) und Königsberg (Fränkische) waren Gewerkschaftsmitglieder gekommen. Im Bild spricht Thomas Höhn, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt, zu den Arbeitern. Foto: Andreas Lösch
Bei FAG in Eltmann gingen die Metaller in den Warnstreik. Auch aus Augsfeld (Bosch-Rexroth) und Königsberg (Fränkische) waren Gewerkschaftsmitglieder gekommen. Im Bild spricht Thomas Höhn, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt, zu den Arbeitern. Foto: Andreas Lösch
 
Verhüllungsaktion Sonja Meister und Thomas Werner drapieren das Firmen-Logo mit einer Gewerkschaftsfahne.
Verhüllungsaktion Sonja Meister und Thomas Werner drapieren das Firmen-Logo mit einer Gewerkschaftsfahne.
 
Willkommen an diesem sonnigen Montagvormittag: die Gewerkschafts-Kappen.
Willkommen an diesem sonnigen Montagvormittag: die Gewerkschafts-Kappen.
 
Die Jugend rückt an.
Die Jugend rückt an.
 
Matthias Gebhardt und Jürgen Hennemann sprachen zu den FTE-Mitarbeitern.
Matthias Gebhardt und Jürgen Hennemann sprachen zu den FTE-Mitarbeitern.
 
Der IG-Metall-Chef aus Bamberg gab sich kämpferisch.
Der IG-Metall-Chef aus Bamberg gab sich kämpferisch.
 
Flagge gezeigt haben rund 350 Mitarbeiter der Frühschicht.
Flagge gezeigt haben rund 350 Mitarbeiter der Frühschicht.
 
 
Mehr als einen Krapfen oder ein Ei fordern die FTE-Beschäftigten.
Mehr als einen Krapfen oder ein Ei fordern die FTE-Beschäftigten.
 
Jürgen Hennemann und Matthias Gebhardt nahmen Stefan Goldschmidt, den Jugendvertreter, in die Mitte.
Jürgen Hennemann und Matthias Gebhardt nahmen Stefan Goldschmidt, den Jugendvertreter, in die Mitte.
 
 
 
Thomas Höhn, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt, spricht in Eltmann vor den Metallern. Foto: Andreas Lösch
Thomas Höhn, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt, spricht in Eltmann vor den Metallern. Foto: Andreas Lösch
 
"Wir lassen uns nicht verarschen", sagte Höhn, der damit das Angebot der Arbeitgeber für eine Lohn-Erhöhung von 2,3 Prozent entschieden zurückwies. Foto: Andreas Lösch
"Wir lassen uns nicht verarschen", sagte Höhn, der damit das Angebot der Arbeitgeber für eine Lohn-Erhöhung von 2,3 Prozent entschieden zurückwies. Foto: Andreas Lösch
 
Betriebsratsverseucht? - Paul Hümmer im Gespräch mit Werner Strätz.
Betriebsratsverseucht? - Paul Hümmer im Gespräch mit Werner Strätz.
 
Stefan Goldschmidt und Jürgen Hennemann.
Stefan Goldschmidt und Jürgen Hennemann.
 

5,5 Prozent mehr Lohn, das forderten die Mitarbeiter mehrerer großer Industriebetriebe vor den Toren von FTE-Ebern und FAG in Eltmann bei einem Warnstreik. Die Gewerkschaftservertreter sind sich sicher, dass den Belegschaften ein kräftiger Nachschlag zusteht.

"Ich hoff', es nützt was." Dieser Stoßseufzer entfuhr keinem der Hauptakteure, sondern einem Zaungast. Der Alteberner bezieht schon lange seine Rente, hegte am Montagvormittag aber Sympathien mit den rund 350 FTE-Mitarbeitern, die pfeifend und mit Transparenten vors Werkstor zum Warnstreik gezogen waren. Den Grund für den Massenauflauf formulierte ein Metaller kurz und knapp: "Ich will mehr Geld." Und der Kollege nebenan wurde noch deutlicher: "Die stecken sich die Taschen voll und wir gucken durch die Finger."

"Die", damit waren "die da oben" gemeint - oben in der Chefetage, von wo aus es sich bequem auf die Straße schauen ließ, wo sich die Unzufriedenen versammelten. Die wollen sich in der laufenden Tarifrunde nämlich nicht mit Almosen abspeisen lassen. Sarkastisch kommentierten sie die letzten "freiwilligen Leistungen", die ihnen die Geschäftsleitung vorgesetzt hatte: Einen Krapfen zu Fasching, ein buntes Ei zu Ostern.

Deshalb geht es mehr als um "einen Appel und ein Ei", meinte beispielsweise Betriebsratsvorsitzender Jürgen Hennemann. "Es geht auch nicht nur um ein paar Prozent mehr Lohn, sondern um die Wertschätzung der Arbeitskraft generell", wetterte der Belegschaftsvertreter übers Megafon.

Als Mitglied des Aufsichtsrates, dem vergangene Woche erst der Jahresabschluss 2012 vorgelegt wurde, wusste Hennemann, dass "FTE wieder sehr gut verdient hat und davon wollen wir etwas abhaben". In Zahlen: "5,5 Prozent mehr Lohn sind in diesem Betrieb drin, wenn man sich Finanzausstattung von FTE anschaut."
Seit langem schon fordere der Betriebsrat eine Gewinnbeteiligung, weil "wir gute Arbeit abliefern". Wenn solche Dreingaben an die Belegschaft auf betrieblicher Ebene nicht zu bekommen seien, müsse dies eben über den Tarifvertrag geschehen.

Hennemann gab auch den Personalentwickler. Derzeit seien bei FTE noch 28 Kollegen befristet angestellt, wobei einige schon an die Zwei-Jahres-Grenze stoßen würden. "Sie stehen zur Übernahme an, aber ihre Verträge werden nicht verlängert", wofür Hennemann keinerlei Verständnis aufbrachte: "Wir brauchen für die Zukunft doch junge Mitarbeiter."

Probleme durch den Winter?

Ein Aspekt, den auch Stefan Goldschmidt als Sprecher der Jugend- und Auszubildendenvertretung aufgriff. "Junge Leute werden gesucht, aber wir bekommen bei steigenden Kosten nicht mehr Geld. So wird Benzin immer teurer, aber wir müssen die Fahrten zur Berufsschule selbst bezahlen."
Den großen Bogen spannte der Erste Bevollmächtigte der IG Metallverwaltungsstelle in Bamberg, Matthias Gebhardt. Er reagierte auf einen Flyer, den der Metallarbeitgeberverband in Bamberg an alle Haushalte hatte verteilen lassen. "Der wurde auf Glanzpapier gedruckt, es hätte aber auch Klopapier gereicht."

Lächerlich fand Gebhardt die Klage über den langen und kalten Winter, was zu Lieferschwierigkeiten geführt hätte. "Wenn's im Sommer über 25 Grad warm wird, wird ja auch nicht mehr Lohn gezahlt." Gebhardt sprach von einer "Verhohnepipelung" seitens der Arbeitgeber, die nun den "ersten Warnschuss" bekommen würden, denn die Teilnahme an den Warnstreiks belege, dass "es sich nicht um eine Funktionärsforderung handelt, sondern ganze Belegschaften dahinter stehen". Falls es bis Pfingsten zu keiner Einigung komme, kündigte Gebhardt einen Arbeitskampf "noch in den Ferien" an. Der IG-Metall-Funktionär: "Wir sind gut vorbereitet mit einem intelligenten Streikkonzept", drohte er mit Hinweis auf eine Arbeitskampf- Schulung am Wochenende in Bamberg.

Daran hatten auch Belegschaftsvertreter von FTE teilgenommen. In der Führungsetage herrscht dennoch Gelassenheit: "Der heutige Warnstreik ist Teil des normalen Prozedere im Rahmen der derzeitigen Tarifverhandlungen. Wir gehen davon aus, dass auch in diesem Jahr eine für beide Seiten akzeptable Einigung gefunden wird", teilte Unternehmenssprecherin Antje Haase unserer Zeitung hin mit.

Proteste in Eltmann

Auch in Eltmann gingen die Gewerkschaftsmitglieder der Industriegemeinschaft (IG) Metall in den Warnstreik. Vor dem FAG-Gelände (Schaeffler) hatten sich Arbeiter in Position gebracht. Sie wurden von Arbeitnehmergruppen aus Augsfeld (Bosch Rexroth) und Königsberg (Fränkische) unterstützt, so dass etwa 150 Metaller versammelt waren, um ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck zu verleihen: "Tasche leer, Geld muss her - 5,5 Prozent, Danke sehr" lautete der plakative Spruch, der in Eltmann die Runde machte.

Diese 5,5 Prozent, so erklärte der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt, Thomas Höhn, seien mehr als gerechtfertigt. Die Arbeiter hätten viel Einsatz gezeigt und in Sonderschichten und an Wochenenden gearbeitet: "Ihr habt es Euch verdient." Klare Worte fand der Gewerkschaftsvertreter in Bezug auf das Angebot, das die Arbeitgeber gemacht hatten (zwei Nullmonate und 2,3 Prozent mehr Entgelt): "Verarschen lassen wir uns nicht."

Mit einem fairen Angebot habe das nichts zu tun, "da bleibt nichts übrig im Geldbeutel". Um mehr zu erreichen, sei der Warnstreik dringend nötig gewesen. "Wir müssen selbstbewusst auf die Straße. Freiwillig würden uns die Arbeitgeber niemals mehr geben", sagte Höhn.