Maulwürfe dürfen hier Gartenarchitekten sein

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Ein besonderes Naturparadies ist der Garten von Elke Meyer in Hafenpreppach. Unser Bild zeigt das Haus mit dem Vorgarten. Christian Licha
Ein besonderes Naturparadies ist der Garten von Elke Meyer in Hafenpreppach. Unser Bild zeigt das Haus mit dem Vorgarten. Christian Licha
Besonders viel Freude machte es den Kindern beim Erdfest, die frisch gepflanzten Bäume zu bewässern.
Besonders viel Freude machte es den Kindern beim Erdfest, die frisch gepflanzten Bäume zu bewässern.
 
Elke Meyer (links) öffnete ihren Wildgarten für Besucher.
Elke Meyer (links) öffnete ihren Wildgarten für Besucher.
 
Direkt vor dem Haus steht die Outdoor-Küche, in der fast nur frische Zutaten aus dem eigenen Garten verwendet werden.
Direkt vor dem Haus steht die Outdoor-Küche, in der fast nur frische Zutaten aus dem eigenen Garten verwendet werden.
 
Im hinteren Teil des Gartens hat man einen schönen Ausblick auf den nahegelegenen Dorfteich.
Im hinteren Teil des Gartens hat man einen schönen Ausblick auf den nahegelegenen Dorfteich.
 
Stolz ist Elke Meyer (links) auf ihren prächtig blühenden Jasmin.
Stolz ist Elke Meyer (links)  auf ihren prächtig blühenden Jasmin.
 
Auch alte Holzpaletten finden als Unterschlupf für Tiere eine Verwendung in dem Naturgarten.
Auch alte Holzpaletten finden als Unterschlupf für Tiere eine Verwendung in dem Naturgarten.
 
Bei einem sozialen Projekt wurde gemeinsam mit behinderten Menschen eine Benjeshecke angelegt.
Bei einem sozialen Projekt wurde gemeinsam mit behinderten Menschen eine Benjeshecke angelegt.
 
Im Waldgarten lässt es sich gut aushalten. Hier herrschen im Sommer bis zu sieben Grad niedrigere Temperaturen.
Im Waldgarten lässt es sich gut aushalten. Hier herrschen im Sommer bis zu sieben Grad niedrigere Temperaturen.
 
Auch der prächtige Rosengarten von Claudia und Simon Hafenecker konnte bestaunt werden.
Auch der prächtige Rosengarten von Claudia und Simon Hafenecker konnte bestaunt werden.
 
Im garten von Claudia und Simon Hafenecker
Im garten von Claudia und Simon Hafenecker
 

Elke Meyer aus Hafenpreppach öffnete ihren Garten, der ein bisschen wild aussieht, aber einem schlüssigen Konzept folgt.

Das Leben in seinen zahlreichen Facetten steht im Mittelpunkt des Gartens von Elke Meyer aus Hafenpreppach, die ihn auch gerne einen strukturierten Wildgarten nennt. Für den außenstehenden Betrachter scheint er auf den ersten Blick etwas sehr wild zu sein. Wenn man ihn sich aber näher anschaut, erkennt man seine natürliche Schönheit und den Nutzen für die Umwelt. Dieser Tage öffnete Meyer ihre Gartentür, um ihn einem breiten Publikum zu präsentieren. Dazu schloss sich die naturverbundene Frau einer bundesweiten Initiative an, die vom Verein "und.institut für Kunst, Kultur und Zukunftsfähigkeit " getragen wird und in ganz Deutschland und Österreich rund 60 Erdfeste zeitgleich feierte.

Besonders für die zahlreichen Kinder, die mit ihren Eltern zum Erdfest kamen, war das ein besonderes Erlebnis. Nach einem gemeinsamen Tanz wurden drei Obstbäume gepflanzt, für die mit bloßen Händen in der Erde gegraben wurde. Mit Basalt vom Zeilberg wurde ein Steinkreis um alle Bäume gelegt, die in Zukunft für Jedermann zum Ernten offen stehen. Das Angießen machte den Kleinen besonders Freude. Nachdem auch noch ein selbst gebautes Vogelwasserhaus des Obst- und Gartenbauvereins Hafenpreppach eingerichtet und eingeweiht wurde, gab es am Lagerfeuer leckeres Stockbrot. Das Sommerfeuer wurde von allen Kindern gleichzeitig entzündet. Mit in Papier eingelegten Tannenzapfen, getränkt in Öl, hatte man selbst gemachte Anzünder, die frei von Chemie und Plastik sind.

"Natur ist Leben", lautet das Motto von Elke Meyer, die eine wunderbare Geschichte über das Entstehen ihres Gartenreiches für die Interessierten parat hatte. Geboren in Schweinfurt, studierend in Würzburg, lange in Indien lebend und schließlich über Nürnberg den Weg nach Hafenpreppach gefunden, hat die Heilpraktikerin sich den Traum ihres Lebens erfüllt. Eigentlich auf der Suche nach einer alten Schmiede, fand sie vor 21 Jahren am Rande des Maroldsweisacher Gemeindeteils einen Bauplatz, den sie faszinierend fand. Um ganz sicher zu gehen, dass es das ist, was sie will, übernachtete sie vor dem Kauf ein paar Tage in freier Natur auf dem Grundstück, nur mit Isomatte und Schlafsack ausgerüstet. Danach war sie sich sicher, dass sie hier leben möchte.

Von ihrem Wohnhaus aus, das in Holzständerbauweise errichtet wurde, gibt es gleich mehrere Ausgänge in die freie Natur, die weitgehend sich selber überlassen wird. "Seit Jahren habe ich nicht gegossen, aber sogar den Rekordsommer im letzten Jahr haben meine Pflanzen gut überstanden", erzählt Meyer stolz. Gemüse und Obst, ja sogar Kiwis gedeihen. Ein Kräutergarten liegt direkt vor der Outdoor-Küche auf der Terrasse, wo die von Italien begeisterte Frau am liebsten kocht: "Fast alle Zutaten kommen frisch und biologisch angebaut aus meinem Garten." Duftender Jasmin, eine kleine Himbeerplantage, Büsche, Sträucher, Bäume - die Vielfalt in Meyers Garten lässt sich nicht übersehen. Im Waldgarten, dessen Blätter im heißen Sommer eine bis zu sieben Grad kühlere Umgebung bieten, ist als zukünftiges Projekt eine Sitzecke und eine kleine Tanzfläche geplant. Zum abendlichen Entspannen gibt es schon einen romantischen Sitzplatz, von dem aus man den Sonnenuntergang über dem benachbarten Dorfteich beobachten kann. Auch Gegebenheiten, die andere Leute vielleicht als lästig betrachten, kann Meyer etwas Gutes abgewinnen. So hatte sie in der Anfangszeit unterirdische Mitbewohner, die regelmäßig neue Maulwurfhügel hinterließen. Die Naturliebhaberin nahm dies zum Anlass, wo auch immer ein Hügel war, dort Bäume und Büsche zu pflanzen. Der Maulwurf übernahm sozusagen die Gartenarchitektur.

Auch ansonsten ist das über 1300 Quadratmeter große Grundstück ein natürlicher Lebensraum für allerlei Tiere. Schwarze Eichhörnchen, Igel, Nattern, Blindschleichen, Frösche, Vögel und Insekten fühlen sich dort pudelwohl. Genauso wie die beiden ausgebildeten Therapiehunde, die Meyer ständig begleiten. Orza, ein weiblicher Schafpudel, und Sheela, spaßhaft als "Fränkischer Senfhund" bezeichnet ("Jeder hat seinen Senf dazugegeben"), genießen das Herumtollen im Freien genauso wie Besuche bei Patienten im Krankenhaus und der Geriatrie oder die Mitarbeit in der heimischen Praxis. Auch seltene Gäste wurden schon im Garten beobachtet. So machte vor einiger Zeit ein Schwarm von rund 25 Bienenfressern Station im Hafenpreppacher Naturidyll. Die farbenfrohen Zugvögel legten wohl auf ihrem Weg nach Afrika eine Pause ein.

Vor einiger Zeit konnte Elke Meyer auch das Nachbargrundstück erwerben, das direkt an ihr Anwesen grenzt und mit seiner hohen Wiese zusätzlich Lebensraum bietet. Auch das soziale Miteinander wird hiermit gefördert. Die Waldgruppe der Wefa gGmbH, einer anerkannten Werkstatt für Behinderte, beteiligte sich aktiv. Die Menschen mit Handicap haben zusammen mit Meyer das Grundstück gerodet und aus den Ästen und Zweigen eine Benjeshecke angelegt. Die Hecke, die durch linienhafte, lockere Ablagerungen von hauptsächlich dünnerem Gehölzschnitt entsteht, bietet Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung, so dass sie mit ihrem Kot oder ihren Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen beschleunigen sollen.

Im Sinne der Permakultur wird bei Elke Meyer nichts weggeworfen, sondern wieder in den Kreislauf eingegeben, so dass aus Altem Neues entsteht. Durch die Wirkung unterschiedlicher Pflanzen und Tiere soll die natürliche Artenvielfalt gefördert werden. Ziel der permakulturellen Planung und Ausführung ist es, durch einen geschlossenen Stoffkreislauf langfristig ein stabiles Ökosystem zu schaffen, das sich selbst erhält und nur noch minimaler menschlicher Eingriffe bedarf. So gibt es einiges Totholz, das Lebensraum für viele Kleinsttiere ist, genauso wie künstlich aus vermeintlichen Abfällen wie Holzpaletten geschaffene Verstecke.

"Man muss nicht nach England, dem Erfinderland der Permakultur, fahren, um diese zu erleben", machte auch Guntram Ulsamer, der Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege, bei seinem Besuch in Hafenpreppach deutlich: "Es ist fantastisch, wenn bei uns Gartenbesitzer von sich aus etwas tun und andere daran teilhaben lassen", sagt er. Unter www.gartenparadiese-hassberge.com werden im Internet alle Gärten im Landkreis Haßberge und darüber hinaus vorgestellt, die besucht werden können.

Auch in der Nachbarschaft von Elke Meyer konnte ein besonderer Garten bestaunt werden. Claudia und Simon Hafenecker haben dort rund um ihr Wohnhaus einen etwa 500 Quadratmeter großen Rosengarten. Vor kaltem Ostwind schützt eine über 50 Jahre alte Tujahecke, die mit ihrer Höhe von fünf Metern für ein perfektes Kleinklima sorgt. Rund 50 Rosensorten stehen in dem schweren Lehmboden, der perfekt für tiefe Wurzeln ist. Auf der verbleibenden Rasenfläche wachsen Staudenclematis und am Holzhaus ranken Kletterhortensien an Spalieren. Auch diese herrliche Naturoase war einen Besuch wert.