Am Sonntag feierten die ersten katholischen Pfarreien im Kreis Haßberge Kommunion. Die Kinder wurden an ihrem großen Tag reich beschenkt. Für die Eltern, gerade die Mütter, bedeutete der Tag aber vor allem eines: Stress.
Als am Sonntag (7. April) die ersten Kinder im Landkreis Haßberge mit der geweihten Hostie die heilige Kommunion empfingen, haben viele Eltern den großen Moment erschöpft von der Kirchenbank aus beobachtet.
Die meisten von ihnen waren dann schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Sie haben die Tochter zum Friseur gebracht, den Sohn zur Eile angetrieben und die Kaffeetafel eingedeckt. Die Vorbereitungen für den großen Tag liefen seit Monaten und jetzt - endlich - war er da.
Kim Engel aus Eltmann muss sich noch gedulden. Die Achtjährige wird erst am 14. April mit 21 anderen Kindern in der Gemeinde St. Michael und Johannes der Täufer in Eltmann die Eucharistie empfangen. Die Drittklässlerin freut sich darauf, endlich ihr neues weißes Kleid anziehen zu dürfen.
Mutter Katja dagegen dürfte froh sein, wenn am Ende des Kommunion-Tages acht Bleche Nussecken und eine Vielzahl geschnittener Hasen verteilt sind.
Engagierte Frau Doch die 40-Jährige beklagt sich nicht. Im Gegenteil. Die Eltmannerin gehört zu den Frauen in der katholischen Pfarrei St. Michael und Johannes der Täufer, die mit anpacken. Sie organisiert die Familien- und Kindergottesdienste mit und gehört auch zu den Kommunionmüttern, die in ihrer Freizeit die Erstkommunikanten in kleinen Gruppen unterrichtet haben. "Man kann nicht nur schimpfen, dass keiner etwas macht", erklärt die zierliche Frau ihre Motivation. "Dann muss man halt selber etwas beisteuern."
Unter den Drittklässlern, die Katja Engel vorbereitet hat, war auch ihre jüngste Tochter Kim. "Das hat sie sich so gewünscht", erzählt die Mutter.
Die 40-Jährige ist seit Wochen damit beschäftigt, den großen Tag vorzubereiten. Denn jeder, der Kim ein Geschenk vorbeibringt, bekommt dafür ein Gegengeschenk überreicht. "Das ist in Eltmann so üblich", erklärt Katja Engel. Mit der Kommunion sind gesellschaftliche Erwartungen verbunden, die wohl jede Mutter eines Kommunionskindes im Landkreis Haßberge erfüllen will. "Das ist ein großes Ereignis, auf das man sich freut und vorbereitet", erklärt Katja Engel.
Ein Dankeschön Früher bedankte man sich bei dem Schenkenden mit Brot und Wein. In Unterfranken wurde dieser Brauch aber bald vom traditionellen Schmalzgebäck, den geschnittenen Hasen, abgelöst. Mittlerweile revanchieren sich die Familien mit einem Potpourri aus selbst gemachter Seife, Pralinen oder anderen Geschenken.
Das kostet Zeit - und Geld.
Auch Katja Engel wird nicht nur Gebäck verteilen, sondern die Päckchen mit selbstgetöpferten Herzen und gebastelten Herz-Klammern aus Holz verzieren. Selbst die Serviettenhalter für die Feier hat sie von Hand beschriftet und verziert. Sie liegen fein übereinander gestapelt in einer Kiste in der Küche und warten auf ihren Einsatz an Kims Kommunion.
Am Ende dieses Tages wird sich der Küchentisch unter den Geschenken für die Achtjährige biegen. Der Geldbeutel der Familie Engel hingegen wird - wie der aller Kommunion-Familien - um etliche hundert Euro leichter sein. Schließlich müssen alle neu eingekleidet sowie der Kirchenschmuck, der Fotograf und noch einiges mehr bezahlt werden. Und auch die Verwandten wollen verköstigt werden.
Bei Familie Engel wird viel Wert auf die Vermittlung des Glaubens gelegt.
Doch den Geistlichen begegnen auch viele Familien, bei denen der kommerzielle Aufwand in keinem Verhältnis zur katholischen Glaubenstradition steht. Michael Erhart, Pfarrer der Pfarreiengemeinde Am Weinstock Jesu mit Hauptsitz in Zeil, gönnt den Kindern ihre Geschenke. "Kinder denken da noch anders. Ich freue mich aber natürlich auch, wenn sie sagen: Es ist schön, dass wir in der Gemeinschaft der Kirche feiern."
Den Stress, den sich viele Mütter bei den Vorbereitungen machen, kennt Michael Erhart nur zu gut. "Die Familien gehen sehr unterschiedlich mit den Erwartungen, die von außen an sie gestellt werden, um. Manche reagieren sehr souverän und sehen sich als Beschenkte. Für die freue ich mich", sagt der Seelsorger. Es gebe aber auch andere, deren Aufwand Michael Erhart für überzogen hält.
Der Pfarrer in Pfarrweisach, Pater Richard Brütting, findet noch deutlichere Worte.
"Je weniger sich die Familien mit dem, worum es bei der Kommunion eigentlich geht, identifizieren können, umso mehr konzentrieren sie sich auf das äußere Drumherum", sagt er. Pater Brütting hat beobachtet, dass nicht wenige Familien ihre Kinder nur zur Erstkommunion schicken, "weil sie ihnen etwas gönnen und sie nicht ausgrenzen wollen". Viele Kinder hätten vor ihrer Erstkommunion noch nie eine Kirche von innen gesehen. Das ärgert den Pater. Und mehr noch: "Ich habe wenig Hoffnung, dass in diesen Familien der Glaube gelebt wird", sagt er.