Kommentar: Anerkennung für Erzieher reicht nicht!

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Während viele Erzieher in Deutschland streiken, haben Foto: Philipp Schulze/dpa
Während viele Erzieher in Deutschland streiken, haben Foto: Philipp Schulze/dpa

Neben dem Streik der Lokführer fordern auch die Gewerkschaften der Erzieher eine höhere Eingruppierung im Tarifvertrag. Zurecht, schließlich spielen die pädagogischen Fachkräfte eine immer wichtigere Rolle in der Erziehung des Nachwuchses. Ein Kommentar.

Den Eltern von Morgen bleibt kaum eine Wahl: Noch früher als früher sollen sie ihren Nachwuchs in einer Betreuungseinrichtung anmelden. Wenn möglich direkt nach dem Zeugungsakt - weil neun Monate ganz schön knapp sein können, sich in der Warteliste des angesagtesten Kindergartens nach oben zu kämpfen. Und wenn der Erdenbürger dann einmal da ist, weiß man(n) und frau am besten schon, wann genau er wieder abgegeben wird, um endlich zu lernen, sich durchzusetzen. Unsere Kinder sollen nämlich Profis werden, Profis im Selbstständigsein.

Schade nur, dass die Menschen, die - weil Mamas und Papas für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinhalten müssen - als Erzieher im wahrsten Sinne des Wortes einstehen, nicht zufrieden mit dem sind, was sie für ihre Leistung bekommen. Ein Erzieher im öffentlichen Dienst bekommt ein Einstiegsgehalt von 2590 Euro brutto (Tarifstufen im Netz). Jetzt fordern die Gewerkschaften eine höhere Eingruppierung im Tarifvertrag für Beschäftigte im öffentlichen Erziehungs- und Sozialdienst.

Zurecht: Malen und Basteln - von neun bis zwölf Uhr - reicht schließlich auch nicht mehr. Von musischer Früherziehung bis zur interreligiösen Dialogbereitschaft soll alles ab dem ersten Lebensjahr abgedeckt sein. Und: Die wichtigen Lebensfragen stellt ein Kleinkind nicht erst beim Abendbrot mit Mama und Papa, sondern dann, wenn es diese Welt nicht versteht: Warum darf Mehmet mittags kein Schweinefleisch essen? Warum hat Helena gleich zwei Väter?

Die pädagogischen Betreuer von heute übernehmen Aufgaben, die für vergangene Generationen noch zum Elternsein dazu gehört haben. Obwohl das Wort "Kindergärtner" überholt und oft verpönt ist, steckt in ihm so viel Wahrheit wie nie zuvor: Unter der Obhut der Erzieher wächst der Nachwuchs heran. Während Eltern die erzieherische Prägung des eigenen Nachwuchses abgeben, um Geld zu verdienen, muss es doch möglich sein, dass die Menschen, die währenddessen die Kinder prägen, anständig bezahlt werden.
Denn, freiwillige Berufswahl hin oder her: Anerkennung alleine reicht nicht!