"Könner durch Er-Fahrung" zu wenig genutzt

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Der Leiter des Projektes "Könner durch Er-Fahrung", Stefan Scherrer von der Polizei-Inspektion Haßfurt, ruft dazu auf, dass junge Fahranfänger an dieser Aktion teilnehmen sollten.Helmut Will
Der Leiter des Projektes "Könner durch Er-Fahrung", Stefan Scherrer von der Polizei-Inspektion Haßfurt, ruft dazu auf, dass junge Fahranfänger an dieser Aktion teilnehmen sollten.Helmut Will
Für unfallfreies Fahren über 30, 40 und 50 Jahre wurden von der Verkehrswacht diese Personen geehrt; hinten, Sechster von links, Tilmann Fischer, der Vorsitzende der KreisverkehrswachtH. Will
Für unfallfreies Fahren über 30, 40 und 50 Jahre wurden von der Verkehrswacht diese Personen geehrt; hinten, Sechster von links, Tilmann Fischer, der Vorsitzende der KreisverkehrswachtH. Will
 
Dominique Heim (von links) und Matthias Krapf von der Polizei-Inspektion Haßfurt informierten über die Verkehrssicherheitsarbeit im Landkreis HaßbergeH. Will
Dominique Heim (von links) und Matthias Krapf von der Polizei-Inspektion Haßfurt informierten über die Verkehrssicherheitsarbeit im Landkreis HaßbergeH. Will
 
Berufskraftfahrer Thomas Schnitzer wünscht sich mehr Rücksicht von Pkw-Fahrern für sich und seine Kollegen, die mit ihren "Brummis" unterwegs sind.Will
Berufskraftfahrer Thomas Schnitzer wünscht sich mehr Rücksicht von Pkw-Fahrern für sich und seine Kollegen, die mit ihren "Brummis" unterwegs sind.Will
 

Die Kreisverkehrswacht Haßberge zog in Pfaffendorf ihre Jahresbilanz. Zusammen mit der Polizei wurde wieder viel für die Verkehrssicherheit geleistet.

Vorsitzender Tilman Fischer ging bei der Jahresversammlung der Kreisverkehrswacht am Montag im Gasthof "Zur Sonne" überwiegend auf verwaltungstechnische Dinge ein, mit denen die Verkehrswacht konfrontiert ist.
In einem Tätigkeitsbericht, den er für sich und seine Kollegen vortrug, zeigte Dominique Heim von der Polizei-Inspektion (PI) Haßfurt vielfältige Maßnahmen auf, die das Ziel hatten, die Verkehrssicherheit im Landkreis Haßberge zu erhöhen. Eine wichtige Aktion ist das Programm "Könner durch Er-Fahrung". Hier werden junge Fahranfänger in einem geschützten Verkehrsraum von erfahrenen Fahrlehrern im sicheren Umgang mit ihren Fahrzeugen geschult. Wer daran teil nimmt, kann mit tollen Gewinnen rechnen. "An acht Könner-Kursen im Jahr 2017, die auf dem Gelände des Eurorast-Parkplatzes stattfanden, nahmen 27 Männer und 37 Frauen teil", sagte Heim. Projektleiter Stefan Scherrer, Sachbearbeiter Verkehr bei der PI Haßfurt, ergänzte dazu, dass etwa 1000 Fahranfänger angeschrieben und auf die Möglichkeit der Teilnahme an dem Kurs aufmerksam gemacht werden. Von etwa 100, die sich angemeldet haben, seien letztlich 64 gekommen. "Das finde ich schade, ist es doch eine gute Möglichkeit, das Fahrverhalten meines Autos unter fachlicher Anleitung besser kennenzulernen. Teilnehmer fühlen sich nach dem Könner-Kurs besser für die Verkehrswirklichkeit gewappnet", erklärte Scherrer. Am 17. März 2018 beginnen die neuen Kurse.


Schulwegsicherheit

Die Schulwegsicherheit liege der Verkehrswacht und der Polizei gleichermaßen am Herzen, sagte Dominique Heim. Deshalb erfolgten verstärkt Beschulungen mit dem Programm "Schulwegsicherheit und Schulwegdienste". An sechs Schulstandorten im Landkreis gibt es Schülerübergänge, wo Schülerlotsen, aber auch Schulbuslotsen eingesetzt werden. Nach den Worten von Heim, der seinen Vortrag mit einer Powerpoint-Präsentation unterlegte, wurden im vergangenen Schuljahr 98 Schülerlotsen im Landkreis neu ausgebildet. "Insgesamt haben wir derzeit 120 im Einsatz", sagte Heim. Die Ausrüstung und sonstiges Equipment stellt die Verkehrswacht zur Verfügung. Zur Belohnung für die ausscheidenden Schülerlotsen, die sich bei Wind und Wetter für die Sicherheit ihrer Mitschüler auf die Straße stellen, gibt es eine Ausflugsfahrt in den Freizeitpark Geiselwind. Auch werden sie entsprechend geehrt. Es gibt auch einen Bezirksentscheid Unterfranken im Schülerlotsenwettbewerb. Marcel Bauer aus Pfaffendorf und Florian Häfner aus Maroldsweisach, beide von der Mittelschule Maroldsweisach, vertraten als Beste aus dem Landkreis diesen beim Bezirksentscheid und belegten einen guten Mittelplatz.
120 Frauen und Männer sind in 13 Orten des Landkreises als Schulweghelfer tätig und sorgen hier, meist an stark frequentierten Straßen, für einen sicheren Übergang der Schüler. "Prima, dass Erwachsene hier Verantwortung für die Kinder übernehmen", sage Dominique Heim erfreut.
Eine "ungewöhnliche Aktion" zur Sicherheit der Kinder wurde in Ebern angegangen. Hierzu sagte Tobias Kern von der PI Ebern, dass Kinder auf Fahrbahnen mit Gemälden auf sich aufmerksam machen durften, um ihr Schutzbedürfnis zu verdeutlichen. "Eine solche Aktion in Nittendorf unter dem Slogan "Sigst mi" hatte im Jahr 2015 den zweiten Preis bei einem Verkehrssicherheitswettbewerb der Verkehrswacht gewonnen", sagte Kern. Er lobte die Bereitschaft von Bürgermeister Jürgen Hennemann, der die Aktion in Ebern unterstützt habe.
Mit dem "Radfahren in der Jugendverkehrsschule" wird sichergestellt, dass alle Klassen der vierten Jahrgangsstufen im Landkreis im sicheren Umgang mit Fahrrädern unterrichtet werden. "786 Schüler aus 39 Klassen haben die Radfahrerausbildung absolviert", sagte Heim. Sie mussten sich nach Ausbildung auf dem Verkehrsübungsplatz in Knetzgau auch im realen Straßenverkehr beweisen. Im Rahmen dieser Aktion überprüfte die Polizei 820 Fahrräder auf ihre Verkehrssicherheit. Auch für diese Aktion ist die Verkehrswacht ein wichtiger Partner, was Ausstattung mit Fahrrädern und Schutzkleidung betrifft. Auch Behinderte der Rummelsberger Diakonie und des "Sonnenhofes" bei Untermerzbach schulte man und gab ihnen Ratschläge und Tipps.
In Kindergärten und Schulen wurden 666 Kinder von der Polizei "hautnah" mit dem Straßenverkehr konfrontiert und somit auf den Schulweg vorbereitet. Dazu sagte Elisabeth Endres, Leiterin des Kindergartens in Maroldsweisach, dass sie und ihre Kollegen für diese Maßnahme sehr dankbar seien. "Wenn die Polizei in die Kindergärten kommt, ist die Aufmerksamkeit um ein Vielfaches höher", meinte die Erzieherin.
In 18 Abschlussklassen der Berufsschule mit 310 Teilnehmern wurden Vorträge gehalten, wobei vor allem Unfallursachen bei jungen Verkehrsteilnehmern thematisiert wurden. Auch der radfahrenden Flüchtlinge nahm man sich an und brachte 220 Personen aus mehreren Nationen im Alter von 16 bis 30 Jahren in elf Klassen die deutschen Straßenverkehrsregeln näher. Dazu sagte Jochen Brüggemann, stellvertretender Leiter der Berufsschule in Haßfurt, dass in den Berufsintegrationsklassen (BIK) die Schüler auf ein Berufsleben vorbereitet würden. Auch der Aspekt Verkehrssicherheit spiele bei der ernstzunehmenden Verkehrsarbeit (EVA) eine wichtige Rolle.
16 Elternabende mit 815 Teilnehmern wurden abgehalten. Eltern künftiger Erstklässler gaben die Polizeibeamten Dominique Heim und Matthias Krapf aus Haßfurt sowie Tobias Kern aus Ebern Hinweise für einen sicheren Schulweg. "Basecaps" mit eingearbeiteten Reflektoren wurden von der Verkehrswacht für Schulanfänger beschafft, um die Sichtbarkeit der Kinder auf dem Schulweg zu erhöhen. "Sehen und gesehen werden" ist hier das Motto. Auch der "Tote Winkel" wurde von den Verkehrserziehern an der Realschule thematisiert, um zu verdeutlichen, dass ein Kraftfahrer nicht immer über die Rückspiegel alles im Blickfeld haben kann. Mit Spannbändern wie "Tempo runter - Schulanfang" wurden Kraftfahrer auf die beginnende Schulzeit nach den Ferien aufmerksam gemacht, oder auch mit dem "Spannband-Licht-Test" auf die dunkle Jahreszeit.
Auch an Senioren wurde unter dem Motto "Mobil - aber sicher" gedacht. Bei sieben Veranstaltungen wurden etwa 160 Senioren auf die Gefahren im Straßenverkehr hingewiesen. Dabei wurden unter anderem auch Neuerungen der Straßenverkehrsordnung behandelt. Dazu sagte Projektleiter Stefan Scherrer: "Vorträge bei Senioren halten wir für wichtig, da immer mehr Ältere am Straßenverkehr teilnehmen. Leider besteht hier eine Unsicherheit, ob bei so einer Schulung eventuell der Führerschein in Gefahr ist. Dazu gibt es keinen Grund. Wir wollen nur, dass unsere Senioren entsprechende Hinweise erhalten, welche Gefahren im Straßenverkehr lauern."
Die Leiter der Polizei-Inspektionen Haßfurt, Polizeioberrat Norbert Mohr, und Ebern, Polizeioberkommissar Joachim Hupp, betonten in ihren Grußworten, dass Verkehrserziehung ein unverzichtbarer Bestandteil sein müsse. "Das muss vom Kindergarten bis in den Erwachsenbereich durchgängig erfolgen", sagte Mohr. "Ich finde es bemerkenswert, dass sowohl Schüler- und Buslotsen als auch Schulweghelfer sich für ihre Mitmenschen einsetzen. Prävention ist ein wichtiger Aspekt, auch in der Verkehrserziehung", sagte Joachim Hupp.


Kraftfahrer geehrt

Bei der Jahresversammlung der Kreisverkehrswacht Haßberge wurden langjährige Kraftfahrer geehrt, die über 30, 40 und 50 Jahre unfallfrei unterwegs waren. Das zeige, dass sie sich im Straßenverkehr vorausschauend und verantwortungsvoll verhielten, sagte der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Tilmann Fischer. Alle Kraftfahrer erhielten entsprechende Auszeichnungen, Urkunden und Plaketten der Verkehrswacht.
Über 30 Jahre, und zwar 34 Jahre unfallfrei fährt Elke Baier aus Ebern, 36 Jahre Rudolf Geuppert aus Hofheim, 32 Jahre Harald Pascher aus Ebern, 33 Jahre Sybille Schäder aus Lendershausen und 34 Jahre Brunhilde Wirsing aus Maroldsweisach. Mehr als 40 Jahre, und zwar 48 Jahre unfallfrei fährt Gabriele Batzner aus Siegelfeld, 46 Jahre Sabine Klopfleisch aus Maroldsweisach, 42 Jahre Elisabeth Endreß aus Ditterswind und 40 Jahre Helmut Schäder aus Lendershausen. Mehr als 50 Jahre sind folgende Personen unfallfrei gefahren: 55 Jahre Eugen Batzner aus Siegelfeld, 60 Jahre Dieter Bayersdorfer aus Ebern, 52 Jahre Gisela Bayersdorfer aus Marbach, 54 Jahre Günther Bayersdorfer aus Marbach, 53 Jahre Karl-Heinz Blümm aus Ditterswind, 51 Jahre Liselotte Fertinger aus Ditterswind, 52 Jahre Jens Fertinger aus Ditterswind, 53 Jahre Walter Schmidt aus Ebern und 50 Jahre Günter Schnabel aus Ebern.
Besonders viel auf Straßen unterwegs sind Berufskraftfahrer. Hier wurden für mehr als 30 Jahre unfallfreies Fahren ausgezeichnet: Ralf Helmprobst, Weitramsdorf (32 Jahre), Horst Lehnert, Bischwind a.R. (30) und Thomas Schnitzer, Treinfeld (38). "Über eine Million Kilometer bin ich wohl schon als Berufskraftfahrer gefahren", sagte Thomas Schnitzer, der bei einer Firma aus Sandhof auf dem Bock sitzt. Seit 22 Jahren ist er Trucker und froh darüber, dass er bisher in keinen Unfall verwickelt war. "Gesehen habe ich schon viele, einmal wurde mir nach einem missglückten Überholvorgang zwischen zwei Pkw auf der Autobahn mal ein Pkw vor die Front meines Lkws geschoben. Da bist du ganz schön fertig", sagte Schnitzer. Er wünschte sich mehr Rücksicht der Pkw-Fahrer für sich und seine "Brummi-Kollegen."