In der Stadt Ebern werden viele Kinder, deren Eltern bei FTE arbeiten, von der Awo betreut.
Eine Woche im Amt und gleich so starken Publikumsverkehr: Als Dritter im Bunde muss der Stellvertreter ran. Als amtierender Bürgermeister empfing Werner Riegel (SPD) am Freitagvormittag 14 Kinder als Teilnehmer am städtischen Ferienprogramm, das unter der Regie der Arbeiterwohlfahrt (Awo) die gesamten Sommerferien in der nahen Kujathvilla angeboten wird. Und er hatte viel zu erzählen und zu beantworten.
Zwei potenzielle Nachfolger meldeten sich auch zu Wort: Lea aus Buch, die in Untermerzbach bessere Chance haben dürfte, und Paul aus Heubach möchten einmal Bürgermeister werden, kündigten sie frank und frei an, ohne nach Gehaltsvorstellungen zu fragen.
Noch sind die Interessen anders gelagert. "Was passiert denn mit dem Kujath-Haus?", war ein brennendes Thema, da die Heimstatt der Awo-Mittagsbetreuung aus dem Leim zu gehen scheint.
"Die Wände haben Risse, bei manchen Böden droht man durchzubrechen", konkretisierte Sabine Ulrich die Sorgen ihrer Schützlinge. "Die Kinder lieben das Haus, das ist für sie wie eine Villa Kunterbunt. Ein Neubau wird diesen Charakter nie mehr bekommen. Das Haus samt seinem Umfeld hat einfach etwas", plädierte Ulrich für eine Sanierung anstelle eines Neubaus, den Riegel als aktuellen Planungsstand parat hatte.
Als Werner Riegel (56) die Stadtteile abfragen wollte, folgte die Retourkutsche: "Wo kommst Du denn her?" Aus Albersdorf, das kaum eines der Kinder kannte. Dennoch die Schlussfolgerung: "Du bist ja nur Stellvertreter, also musst Du aus einem Dorf kommen." Den Job habe er sich nicht ausgesucht, gab er auf Nachfrage zu. "Dauernd möchte ich das nicht machen."
Mit zwei Stunden am Tag sei das als Stellvertreter nicht zu schaffen.
"Da kommt ständig etwas", sagte er gegenüber unserer Redaktion: Rohrbruch im künftigen Asylbewerberheim, Störungen in der Hackschnitzelheizung, Übernahme eines neuen Lasters für den Bauhof. "Das geht bis zum 3. September so weiter, dann kommt unser Erster Bürgermeister mit dem neuen Feuerwehrauto zurück", schaute Riegel voraus. Dann dürften auch die ersten Asylbewerber eintreffen.
Von seinem Arbeitgeber wurde er für die Vertretungszeit freigestellt, hat aber nach einer Woche schon erkannt: "Das muss einem gegeben sein, auf Dauer möchte ich das nicht machen." Ein Aussage, die Lea aus Buch spontan auf eine Idee brachte: "Dann tauschen wir halt einmal, und Du gehst für mich in die Schule."
Die bis zu 20 Teilnehmer am Ferienprogramm sind zwischen sechs und elf Jahren alt. "Wir hatten auch schon zwei Chinesen aus Bamberg dabei, deren Eltern bei FTE arbeiten", erzählte Sabine Ulrich.