Die Eberner Truppe feiert groß ihr 150-Jähriges und denkt dabei an die kleinen Anfänge.
"Wir und die Schläuch": Das ist das inoffizielle Motto des Feuerwehrjubiläums, das ab Donnerstag in
Ebern gefeiert wird. Denn ohne Schläuche keine Feuerwehr - und sie prägen auch den Feuerwehrdienst.
Montags ist Schlauchtag: Nur das Eberner Gerätehaus verfügt im Stadtgebiet über einen Schlauchturm und eine Waschvorrichtung. Nach den Einsätzen und Übungen müssen die Schläuche gewaschen und getrocknet werden. Montags können die Stadtteilwehren die Einrichtung im Gerätehaus nutzen, deshalb ist das Gerätehaus jeden Montagabend geöffnet.
Ehrenamtlich, versteht sich: Der Montagsdienst gehört für die Aktiven zum Feuerwehralltag wie die Übungen, das Warten der Geräte, die Pflege der Fahrzeuge. Ohne eine gewisse Leidenschaft für die Sache der Feuerwehr geht das nicht, und darin gleichen die Aktiven von heute ihren Vorgängern vor 150 Jahren. Glaubt man den damaligen Chronisten, so wurde die Idee einer Freiwilligen Feuerwehr damals freudig begrüßt. Am 6. September 1868 hat laut den überlieferten Protokollen die Gründungsversammlung stattgefunden.
Mehrere Gründungsdaten
Dann wäre das 150. Jubiläum aber erst nächstes Jahr fällig. Aber mit dem Gründungsdatum ist das so eine Sache: Die erste Gründung erfolgte 1868, die zweite 1883. Das war damals aber mehr so eine Wiedergründung - die Feuerwehr hatte sich spontan aufgelöst, weil sie sich über die Stadtverwaltung geärgert hatte. Schon damals ging es um "Wir und die Schläuch".
Denn die Freiwillige Feuerwehr unterschied sich von der damals üblichen Pflichtfeuerwehr vor allem in einer Hinsicht: Die Freiwilligen übten regelmäßig und hatten sich auch eine feste Struktur gegeben mit Hauptmann, Obersteigern und so weiter. Zur Pflichtfeuerwehr gehörte jeder erwachsene männliche Eberner, und es gab einmal im Jahr eine "Ausprobierung der Spritze". Mehr passierte da nicht, und auf den Ernstfall war dementsprechend niemand vorbereitet.
Das Bezirksamt blockte
Die Freiwillige Feuerwehr schon. Doch das ging zu Lasten des Materials, und der Stadtrat war wenig erfreut, dass das Bezirksamt (vergleichbar mit den heutigen Landkreisbehörden) immer wieder darauf drängte, dass die Stadt neue Schläuche kaufen müsse. In diesem Zusammenhang soll ein Mitglied der Stadtverwaltung geäußert haben, dass man die neuen Schläuche "den Buben" von der Freiwilligen Feuerwehr aber nicht geben dürfe, da sie sonst schnell wieder ruiniert wären.
Es gab zwar damals weder Facebook noch Twitter, trotzdem sprach sich diese Äußerung schnell herum und wurde erregt "an den Wirtstischen" diskutiert, wie der Feuerwehrchronist berichtet. "In der ersten Erbitterung und nachdem durchaus nichts geschah, der Freiwilligen Feuerwehr für die ihr von einem Vertreter der Stadt zugefügte Beleidigung eine Genugtuung zu verschaffen, fand die Auflösung statt."
Wie gesagt, folgte wenige Wochen später die Wiedergründung. Doch schon zwei Jahre später löste sich die Feuerwehr erneut auf, diesmal, weil sie sich vom Bezirksamt ungerecht beurteilt sah. Es wurde also erneut eine Pflichtfeuerwehr eingerichtet, und erst im September 1887 gelang es, die Freiwillige Feuerwehr erneut zu gründen.
Die anerkannte Gründung
1887 gilt auch als offizielles, das heißt, vom damaligen unterfränkischen Feuerwehrverband anerkanntes Gründungsjahr. Aber mit den Gründungsdaten haben es die Eberner Vereine nicht so - der TV wurde, so ist es in den Feuerwehr-Annalen nachzulesen, aus der Feuerwehr heraus gegründet. TV-Gründer Michael Bandorf war nämlich eins der Gründungsmitglieder der Feuerwehr und führte dort das Turnen ein, nachdem sein Antrag auf Zulassung eines Turnvereins 1863 verschlampt wurde. Deshalb konnte der Turnverein erst 1873 ins Leben gerufen werden. Trotzdem beruft sich der TV aufs Jahr 1863.
Vereine Hand in Hand
Aber ohne die Zusammenarbeit der Vereine geht es heute genauso wenig wie vor 150 Jahren. Wenn am Freitag in der Halle unterhalb vom Feuerwehrgerätehaus der Festbetrieb beginnt, dann haben im Vorfeld der Musikverein Knabenkapelle Ebern, die Fleisch- und Wurstfreunde und einige andere Feuerwehren im Stadtgebiet ihren Beitrag geleistet oder sie stellen Helfergruppen während des Festes.
Den offiziellen Festakt feiern Feuerwehr und Stadt bereits am Donnerstag, 4. Mai, zusammen mit dem Florianstag: Langjährig aktive Feuerwehrleute aus dem Stadtgebiet erhalten um 19 Uhr im historischen Rathaus das Feuerwehrehrenzeichen, die Freiwillige Feuerwehr ehrt langjährige Mitglieder, Schirmherr Wilhelm Schneider hält die Festansprache und Bürgermeister Jürgen Hennemann gibt einen kurzen geschichtlichen Rückblick.
Im Anschluss daran lädt die Stadt zum geselligen Beisammensein ein.
Eher gemütlich läuft der Freitagabend an, wenn ab 19 Uhr die Original Feuerwehrkapelle spielt und unterhält. Ab 21 Uhr steht DJ Peet van Henz am Mischpult. Die Feuerwehr und die Blasmusik aus Strass im Zillertal werden anreisen.
Die Feuerwehr nimmt an der Gaudiolympiade teil (Samstag, ab 15 Uhr), die Bundesmusikkapelle Strass spielt am Samstag ab 18 Uhr in der Festhalle, bevor ab 21 Uhr die Volxxliga übernimmt.
Über 80 Vereine, Gruppen, die Grundschule und Kindergärten haben sich zum Festzug am Sonntag (ab 13.30 Uhr) angemeldet. Stärken für den Marsch durch die Stadt kann man sich beim Frühschoppen ab 11 Uhr in de Festhalle. Zum Festausklang spielt das Blasorchester Ebern.