Junge Aktionäre machen Kohle

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Der Rubel rollt: Die Versammlungsteilnehmer sorgten am Verkaufstisch für weiteren Umsatz. Foto: gg
Der Rubel rollt: Die Versammlungsteilnehmer sorgten am Verkaufstisch für weiteren Umsatz.  Foto: gg
Für die Vorbereitung der Aktionärsversammlung leistete die Sparkasse Ostunterfranken mit Azubi Edith Schmidtke (von links) und Ausbildungsleiter Uli Firsching viel Unterstützung. Daneben die Vorstandsmitglieder Tim Grubert und Mandy Artzt. Fotos: Günter Geiling
Für die Vorbereitung der Aktionärsversammlung leistete die Sparkasse Ostunterfranken mit Azubi Edith Schmidtke (von links) und Ausbildungsleiter Uli Firsching viel Unterstützung. Daneben die Vorstandsmitglieder Tim Grubert und Mandy Artzt. Fotos: Günter Geiling
 
Auf dem Podium (von links): die Vorsitzende Mandy Artzt, Finanzchefin Alina Rippstein, Verwaltungsvorstand Maximilian Benkert und Protokollführer Tim Grubert.
Auf dem Podium (von links): die Vorsitzende Mandy Artzt, Finanzchefin Alina Rippstein, Verwaltungsvorstand Maximilian Benkert und Protokollführer Tim Grubert.
 
Mit Stolz präsentierten die Firmenvertreter Maximilian Benkert, Julia Zenk, Anna Größ und Lea Alt (von links) ihre Produkte wie Handytaschen und Schlüsselanhänger.
Mit Stolz präsentierten die Firmenvertreter Maximilian Benkert, Julia Zenk, Anna Größ und Lea Alt (von links) ihre Produkte wie Handytaschen und Schlüsselanhänger.
 

Vor der ersten Hauptversammlung ihrer Firma "Filzburg" hatten die Schüler der Wallburg-Realschule in Eltmann richtig Bammel. Glücklicherweise hatten die Anteilseigner an der Arbeit der 16 Jungunternehmer nichts auszusetzen.

Aktionärsversammlungen von Firmen oder Unternehmen finden meist nur in den Metropolen der Republik statt. Diesmal war aber Eltmann der Tagungsort. Dort lud die Schülerfirma "Filzburg" der Wallburg-Realschule zu ihrer ersten Hauptversammlung ein.

Mit der Teilnahme an einem Programm der deutschen Wirtschaft, durch das Schüler wirtschaftliche Zusammenhänge direkt erleben sollen, haben sich die Schüler ein sehr ehrgeiziges Projekt gesetzt. Unterstützung bekommen sie dabei von den beiden Lehrkräften und Schulpaten Beate Reiser und Susanne Müller. Zu Anfang galt es erst einmal ein Produkt auszuwählen, das gefertigt werden kann und die Gewähr bietet, es auch an den Kunden zu bringen.

Großer Aufwand

Die 16 Schüler der Firma entschieden sich schließlich für Schlüsselanhänger aus Filz.
Produktionschefin Lea Alt begründete dies: "Wir haben natürlich auch im Internet gesucht, was man gut herstellen kann, und sind dann auf große Filzplatten als Ausgangsmaterial gekommen. Wir dachten, das geht schnell und sieht auch ordentlich aus. In der Vorweihnachtszeit dachten wir ebenso an kleine Streudekos. Aber als wir die wirtschaftliche Seite beleuchteten, kamen wir schnell darauf, dass man diese ja nicht einzeln verkaufen kann, und Stanzarbeiten hätten einen zu großen Aufwand bedeutet."

Wirtschaftliche Überlegungen begleiteten die Schüler nun auf Schritt und Tritt. Auch die Rohstoffbeschaffung am freien Markt gestaltete sich gar nicht so einfach. "Manche Teile waren erst einen Tag vor dem Verkauf oder der Ankündigung für einen Weihnachtsmarkt bei uns. Aber es halfen alle zusammen, so dass der Verkauf doch noch klappte", erzählte Lea Alt. So wurde vor allem das Weihnachtsgeschäft ein großer Erfolg.

Zehn Euro Grundkapital

Eine große Herausforderung war auch die Vorbereitung der ersten Hauptversammlung der Anteilseigner. War es schon nicht leicht, 90 Aktionäre zu finden, die ihre Anteile in Höhe von jeweils zehn Euro als Grundkapital einbrachten, so wollten diese jetzt wissen, wie mit ihrem Geld bisher gearbeitet wurde.

Zum Glück fanden die Schüler in der Sparkasse Ostunter-franken einen Wirtschaftspartner, der sie in allen Finanzfragen und auch über den Ablauf einer solchen Aktionärsversammlung beriet. Ausbildungsleiter Uli Firsching erstellte mit drei seiner "Azubis" sogar eine Präsentation für die Firma und zeigte den Schülern Filmausschnitte von Veranstaltungen, an denen sie sich orientieren konnten.

Zu der ersten Hauptversammlung erschienen zwei Drittel der Anteilseigner. Vorstandsvorsitzende Mandy Artzt dankte allen Eignern für ihr Vertrauen und die finanzielle Unterstützung, "ohne die eine Gründung unseres Unternehmens nicht vorstellbar gewesen wäre. Sie haben es uns möglich gemacht, dass wir unsere ersten Anschaffungen zur Eröffnung der Filzburg finanzieren und mit der Produktion beginnen konnten".

Die Schlüsselanhänger stelle man in unterschiedlichen Farben und mit unterschiedlichen Bändern her. Momentan gehe man auch an die Produktion von Handytaschen und wolle zu bestimmten Tagen wie Valentinstag oder Ostern noch weitere individuelle Produkte aus Filz auf den Markt bringen.

Beifall der Aktionäre

Mandy Artzt erzählte, dass man seit der Firmengründung zu Schuljahresbeginn schon viel gelernt habe, wie den Umgang mit dem Startkapital oder die Preiskalkulation, Abführung von Sozialkosten oder Auszahlung von Löhnen.

Weitere Berichte aus den Abteilungen gaben der Leiter der Verwaltung, Maximilian Benkert, die Marketingchefin Melanie Neblicht, Produktionschefin Lea Alt und Finanzchefin Alina Rippstein.
Manuel Fischer, Wirtschaftslehrer an der Realschule, fungierte als Revisor und erstattete einen positiven Kassenbericht, der auf großen Beifall unter den Aktionären stieß. Es konnte nämlich ein Guthaben ausgewiesen werden, und mit den Rohstoffen und Materialien ist noch ein gutes Polster für das weitere Geschäftsjahr vorhanden. Darüber waren die Vorstände natürlich froh. Verwaltungschef Maximilian Benkert fand auch noch positive Worte für das Schulprojekt: "Diese Tätigkeit ist eine gute Erfahrung für mein späteres Berufsleben. Man wird dadurch nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern spürt jetzt schon, ob vielleicht in der Wirtschaft die Berufsperspektive richtig liegt."

Finanzfragen sind Zeitfragen

Zu seinen jetzigen Aufgaben gehört das Verbuchen von Rechnungen, das Protokollieren von Arbeitszeiten, das Abführen von Steuern und Sozialabgaben sowie die Zusammenarbeit mit der Finanzabteilung. "Das geht in unserer Firma sehr genau, wir müssen unsere Berichte pünktlich abgeben, sonst gibt es Mahngebühren. Wir müssen nämlich auch Kosten wie Körperschaftssteuer, Vorsteuer und Forderungen der Bank zum richtigen Zeitpunkt begleichen."

Die Finanzchefin Alina Rippstein hatte richtig Bammel vor dieser großen Hauptversammlung, zumal zu den Aktionären Persönlichkeiten wie die drei Bürgermeister Michael Ziegler, Eltmann, Thomas Sechser, Oberaurach, und Carsten Joneitis, Oberhaid, zählen. "Ich war am Anfang schon aufgeregt, das erste Mal vor so einer großen Zahl von Leuten über Finanzen zu sprechen. Aber dann wurde es immer besser".

Männerquote nicht erfüllt

Produktionschefin Lea Alt stand ebenfalls im Scheinwerferlicht "die Strahler leuchteten so hell, dass man gar nicht die Zuhörer richtig erkennen konnte. Ich war aber dann doch froh, dass sie keine bohrenden Fragen stellten und die Tagesordnungspunkte so schnell abgehandelt werden konnten."

Nur eine Wortmeldung kam , von Schulleiter Hendryk Heckl. Ihm war aufgefallen, dass im Vorstand der Schülerfirma nur ein Junge, aber fünf Mädchen vertreten seien. Dies sei wirklich nicht ausgewogen. Vorstandsvorsitzende Mandy Artzt hatte dafür gleich eine Erklärung parat: "16 Schüler haben die Firma gebildet und bei der Wahl hat es sich einfach so ergeben, weil mehr Mädchen zu Vorstandsposten bereit waren."