Jugend büffelt Knigge-Regeln für den Beruf

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"Knigge-Trainerin Yasmin Birk (Mitte) beim Thema Tischmanieren mit Mona (links) und Kevin am Tisch beim Umgang mit der Serviette. Foto: gg
"Knigge-Trainerin Yasmin Birk (Mitte) beim Thema Tischmanieren mit Mona (links) und Kevin am Tisch beim Umgang mit der Serviette. Foto: gg

Für viele Schüler geht in diesen Tagen die Schulzeit zu Ende, sie gehen ihren Weg ins Berufsleben. Erstmals lief - finanziert durch den Elternbeirat- ein ganz spezielles Unterrichtsprojekt in der Wallburg-Realschule, um die Entlassschüler fit zu machen für besondere Anforderungen: der "Kniggekurs" fürs Leben.

Die jungen Damen und Herren erfuhren erst einmal, wer dieser "Knigge" war. Vor über 200 Jahren ist sein Buch "Über den Umgang mit Menschen" erschienen. Nach seinem Tod wurde es auf einen Benimm-Ratgeber reduziert. Dabei enthält das Buch weit mehr Lebensweisheit; Knigge wollte das steife Korsett der Rituale eigentlich aufschnüren, erfuhren die Realschüler.

Moderne Umgangsformen

Yasmin Birk ist zertifizierte "Knigge-Trainerin", und sie erzählten den Zehntklässlern in Kleingruppen über mehrere Tage hinweg diese Hintergründe sowie vor allem Regeln und Umgangsformen. "Kenntnis moderner Umgangsformen des persönlichen Auftretens bilden das Fundament für ein souveränes Erscheinen eines jeden Einzelnen. Stilvolles Auftreten ist entscheidend für den persönlichen Erfolg. Die Welt hat sich zwar verändert und auch die Gesellschaft ist stets im Wandel.
Aber dennoch ist Knigge heute genauso modern wie damals", bemerkte Yasmin Birk zu Beginn.

"Wer im Verkehr mit Menschen die Manieren einhält, lebt von seinen Zinsen. Wer sich über sie hinwegsetzt, greift sein Kapital an", sagte Hugo von Hofmannsthal - und so übte man ganz praktisch für verschiedensten Verhaltensgebiete.

Schon das Grüßen hat es in sich, und das gibt es einige Dinge, die man leicht vergisst: Beim Handgeben Blickkontakt halten; auch Frauen stehen beim Grüßen auf; der Händedruck muss passen - nicht lasch, aber auch nicht so fest, dass man dem anderen die Hand fast zerquetscht. "Wenn ich bei der Begrüßung einer Gruppe mit dem Handschlag anfange, muss ich weiter machen und darf ja keinen auslassen", unterstrich Birk und gab damit einen Hinweis, der oft nicht beachtet werde, wie sie sagte. Auch die Reihenfolge muss man beachten - besonders im Beruf.

So sitzt man richtig bei Tisch

Pikantes Thema: Tischmanieren. Als Yasmin Birk Teller und Besteck aufstellte, zeigten sich Kevin und Maxi mutig und stellten sich für eine Demonstration zur Verfügung. Amüsiert war die Klasse, als die Knigge-Trainerin auch noch zwei Hilfsmittel hervorholte: Plüschkatze und Plüschmaus. "Damit zeige ich euch den richtigen Abstand zum Tisch, wenn man davor sitzt. Die Katze muss quer zwischen Tisch und Bauch passen. Die Maus zwischen Rücken und Stuhl. Anlehnen ist nicht erlaubt." Ja, das konnten sich die Jugendlichen gut merken.

"Was geschieht mit der Serviette?" "Das Essen geht zum Mund und nicht umgekehrt!" "Wie werden Appetithappen richtig gegessen?" und vieles andere mehr kam zur Sprache, "denn vielleicht muss man ja auch einmal mit zukünftigen Mitarbeitern essen gehen".

Und nicht zu vergessen: die Kleiderordnung. Natürlich ist der Anlass jugendlicher Natur, und Yasmin Birk fragte auch mal die Schüler selbst, wie sie die Sache sehen. Viele lagen richtig: "Man kann schon in Jeans kommen, aber es darf dann keine löchrige sein und sie muss ordentlich eingefärbt sein," riet Birk, und: "Keine Turnschuhe, sondern Lederschuhe, eine Hose und ein Hemd sind Minimum. Noch schöner ist natürlich ein Sakko."

Auch das Handy war Gesprächsstoff. Es gehört in der Öffentlichkeit nicht auf den Tisch, erfuhren die Jugendlichen: "Es bleibt in der Tasche oder Hosentasche, ist still. Wenn man wirklich telefonieren muss, geht man raus, auch beim Essen im Restaurant."

Diskretion, Wertschätzung, Takt und Respekt, das sind die Schlagworte, die für den Umgang mit den Menschen gelten, trichterte die Trainerin der Jugend ein. Und sie tat das so gut, dass sich am Ende Schüler und Lehrer einig waren, dass der Knigge-Kurs eine tolle Sache war. Offen wurde auch überlegt, ob so ein Kurs nicht schon für jüngere Klassen angeboten werden sollte. Gutes Benehmen wirkt sich nämlich auch bei Bewerbungsgesprächen und vielen anderen Gelegenheiten positiv aus.