Jagdlicher Anstand und ein würdevoller Umgang mit Wildtieren sind laut Jürgen Vocke, dem Präsidenten des Bayerischen Jagdverbands, erforderlich, um die gesellschaftliche Akeptanz der Jäger zu fördern. Bei der Hegeschau in Memmelsdorf wurden auch Trophäen bewertet, zudem war eine finnische Delegation zu Gast.
"Der beste Garant für eine langfristige gesellschaftliche Akzeptanz unserer Jagd sind immer noch der jagdliche Anstand und ein würdevoller Umgang mit den Wildtieren." Dies betonte der Präsident des Bayerischen Jagdverbands, Jürgen Vocke, bei der Hegeschau der Eberner Jäger, die mit zahlreichen Ausstellungen und vor einer finnischen Jäger-Delegation präsentiert wurde. Die Finnen waren mehrere Tage zu Gast bei den Jägern aus dem Haßbergkreis.
Wie offen und aktiv die Jägerschaft mit anderen Verbänden zusammenarbeite, zeige sich an der Teilnahme von Landwirtschaft, Grundholden, Anglerverein, dem Bund Naturschutz und den Imkern, betonte Vorsitzender Helmut Sieghörtner.
2700 Hektar Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) wies darauf hin, dass die Gemeinde Untermerzbach auf einer Fläche von 2700 Hektar acht Jagdgenossenschaften und sechs Jagdpächter habe. Die Gemeinde selbst habe 100 Hektar Waldbesitz und verfolge dort das Ziel der Naturverjüngung. Deswegen müsse es auch ein gutes Miteinander mit der Jägerschaft geben. Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Direktor Herbert Lang, nahm gleich zu Beginn seiner Rede etwaige Schärfe aus Vorwürfen und meinte "es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl und nach der Jagd". Allerdings sei auch die Transparenz der Vorgänge gewachsen, die Gesellschaft durchsichtiger und der Informationsfluss grenzenlos. Oft werde auch nur schwarz-weiß gezeichnet, wie dies mit der "Vermaisung" geschehe. Solche Schlagworte verengten den Blickwinkel. Außerdem forsche auch die Landwirtschaft nach Alternativen. Er ging auf die Agrarreform ab dem Jahre 2015 ein, wo ein neues, geändertes Kulturlandschaftsprogramm-Programm (Kulap) komme. Es könne helfen hinsichtlich Hecken, Obstanbau, Äsflächen, Blühflächen, Zwischenfruchtanbau sowie einem Waldrand-Kulap. Dies sei eine Entwicklung, die breite Akzeptanz finden könne. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass die landwirtschaftlichen Flächen auch dadurch immer mehr abnähmen.
Einsatz für die Umwelt Der Leiter des Veterinäramtes und Kreisvorsitzender der Imker, Werner Hornung, ging auf das "Zerwirken" von Haarwild und die Registrierung zum Beispiel bei der Abgabe an den Endverbraucher ein. Im Vergleich zu anderen Landkreisen seien im Kreis Haßberge nur 25 Jäger registriert und das sei im Vergleich sehr wenig. Weitere Themen waren virologische und serologische Untersuchungen bei Wildschweinen. Als neues Problem stelle sich die Tuberkulose dar, die in der Alpenregion verstärkt auftrete, vor allem mit Erregern der Ziegentuberkulose. Als Vertreter der Imker dankte er den Jägern für ihren Einsatz für die Umwelt. Das Feuchtwiesenbiotop im Baunachtal sei ein tolles Programm, das noch ausbaufähig ist. Der Kreisimkerverband habe auch Blühflächensamen für 14 Hektar bereitgestellt, damit die Bienen in der blüharmen Zeit Rückzugsmöglichkeiten vorfänden.
Der Bayerische Jagdpräsident Jürgen Vocke ging eingangs auf die "Wildlandstiftung" ein, von der auch das Wiesenbrüterprojekt an der Baunach profitiere. Mit dieser Stiftung betreue man in Bayern 22 000 Hektar, wovon dem Verband 650 Hektar im Eigentum gehörten. "Dies ist eine der besten Werbungen und der Sympathieträger für die Jagd." Darüber hinaus gebe es viele Naturschutzaktivitäten der Jäger in Bayern. "Für viele Jäger ist es ein Stück Heimat, in das sie gerne investieren. Wenn ich aber weiß, dass ich es in drei bis vier Jahren verliere, mache ich das nicht." Damit ging er auf Vorschläge und Vorstellungen von politischen Gruppierungen ein, die Jagdpachtverträge nur noch auf höchstens 5 Jahre abschließen möchten. "Wenn ich alle drei bis vier Jahre vergebe, dann ist das Revier bald tot. Es hat schon etwas für sich, wenn wir unser Revier neun oder zwölf Jahre haben."
Er kritisierte auch Vorschläge, ein grundsätzliches Verbot der Wildfütterung zu erlassen, oder das Verbot der Jagd in Naturschutzgebieten. So notwendig die Wildbestandsregulierung auch sei, so notwendig seien Grundsätze der Waidgerechtigkeit und des Tierschutzes. "Hierzu gehören aber eine artgerechte Notzeitfütterung, das Einhalten von Schonzeiten und das auf weite Strecken geltende Nachtjagdverbot. Ein Abschuss im Wintergatter oder eine Verkürzung der Rehwild-Schonzeit sind jagdethisch verwerflich und kontraproduktiv."
"Jagdgenossen und Jäger müssen zusammenstehen", so Vocke. Dass das Zusammenspiel von Jagdgenossen und Revierpächtern in den überwiegenden Fällen gut funktioniere, belege eine Umfrage zur Zufriedenheit der Jagdvorsteher mit ihren Revierpächtern. "95 Prozent der Jagdvorsteher sind sehr zufrieden oder zufrieden und lediglich fünf Prozent nicht zufrieden." Der Präsident ging ganz offen auf die Wünsche des Jagdverbandes ein und sprach die Erwartung aus, dass die Regierungspartei in Bayern die Interessen des Jagdverbandes vertrete.
Abschussplanung An der Abschussplanung und der damit verbundenen Politik im Landkreis Haßberge hat sich nach den Worten von Jagdberater Forstdirektor Hans Stark in den letzten Jahren nichts verändert. Wenn Jäger und Grundeigentümer einig seien, werde die Behörde nur eingreifen, wenn etwas aus dem Ruder laufe. Der Abschuss gehe aber völlig in Ordnung. Hans Stark fand es auch von Vorteil, forstamtliche Gutachten in die Abschussplanung mit einfließen zu lassen. Er forderte sogar dazu auf, das Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen.
Er ging auch auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes ein, nach dem Jagdgegner ihre Flächen aus der Bejagung herausnehmen könnten. So soll es einen derartigen Fall im Raum Hofheim geben. M "ich hoffe jedoch, dass bei uns vernünftige Menschen leben, dies nicht Schule macht und auch bei uns um sich greift."
Vereinzelt bereite auch die Wildschadensregelung bei Jagdverträgen Probleme. Hier sei einfach das Gespräch von Jagdpächter und Jagdgenossenschaft erforderlich. Allerdings dürfe man nicht verkennen, dass in einigen Revieren der Maisanbau und damit auch mögliche Schäden durch Schwarzwild zunähmen. Hinsichtlich der Diskussion um den Rehbockabschuss in der "Schonzeit" sprach er von einer bundesweiten Tendenz, die in manchen Bundesländern schon umgesetzt sei. Er sah dies skeptisch und stellte die Frage, ob dies auf Dauer in Bayern zu verhindern sei.
Martin Schrauder von der Unteren Jagdbehörde des Landratsamtes ging auf das Thema ein, ob das Amt des Jagdvorstehers und des Jagdpächters in einer Hand sein könne, nachdem dies in Theres, aber nicht in Gleusdorf zur Sprache gekommen sei. Er gab zu, dass dies in mehr Revieren schon über Jahrzehnte so sei. Aber seine ganz klare rechtliche Aussage war: "Es geht, denn es ist im Jagdgesetz nicht eindeutig geregelt. Aber es hat ein Gschmäckla, wenn alles in einer Hand ist."
Jagdberater Hans Stark ging dann auf das abgelaufene Jagdjahr ein und stellte fest, dass die "Rehwildstrecke" zu 100 Prozent erfüllt wurde, während man bei den Böcken 96 Prozent erreicht habe. Etwas gehakt habe es bei den Kitzen, wo man etwas zulegen könnte.
Bei der "Schwarzwildstrecke" habe man mit 408 Schwarzkitteln gegenüber 280 im Vorjahr eine deutliche Steigerung. Er führte dies auf die sehr gute Buchenmast vor zwei Jahren und die phantastische Eichelmast im Vorjahr zurück und erwarte auch für dieses Jahr noch mehr Schwarzwild. Aus diesem Grund sollten die Jäger die Augen offen halten. Auffällig sei, dass dabei nur 7 Prozent Keiler und über 50 Prozent Überläufer waren.
Natürlich schwanke die Schwarzwildstrecke sehr, deren Rekordjahr 2008 gewesen sei. Aber auch für dieses Jahr erwarte er im Landkreis etwa 2000 Abschüsse.
Bei der Streckenliste B sprach er von 535 Füchsen (Vorjahr 450), weil es Mäuse ohne Ende gegeben habe. Hasen blieben 370 auf der Strecke (Vorjahr 270). Bei den Enten fielen 430 zu Buche (Vorjahr 600), bei den Wildgänsen 0. Verzehnfacht habe sich der Abschuss bei den Hühnern, allerdings auf dem sehr niedrigen Niveau von elf Hühnern gegenüber einem Huhn im Vorjahr.
Die Trophäenbewertung Vorsitzender Helmut Sieghörtner freute sich über sehr positive Bewertungen.
"So starke Trophäen hatten wir seit zwölf bis 13 Jahren nicht mehr. Wir lagen diesmal 23 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre."
Auszeichnung mit Gold:
Roland Rösler, Gereuth (360 Gramm Gewicht)
Fritz Storath, Recheldorf (330 gr)
Wolfgang Brandenburger, Jesserndorf (330gr)
Roland Rösler, Gereuth (310 gr)
Auszeichnung mit Silber:
Hans-Peter Sachs, Ebern (310 gr)
Roland Rösler, Gereuth (310 gr)
Wolfgang Jägla, Jesserndorf (310 gr)
Klaus Schindhelm, Untermerzbach (300gr)
Fritz Storath, Recheldorf (290 gr)
Theo Heusinger, Lohr (280 gr)
Thomas Wohlfahrt, Gückelhirn (280 gr)
Auszeichnung in Bronze:
Udo Tomberg, Lichtenstein (265gr)
Wolfgang Lappe, Fierst (265 gr)
Adolf Korn, Altenstein (260 gr)
Stefan Zettelmeier, Eyrichshof (255 gr)
Stefan Kolmer, Eichelberg (255gr)
Straßenverkehr, Voccawind (240 gr).
Weitere Ehrungen:
25 Jahre Mitgliedschaft: Peter Korn und Hans Grimmer
50 Jahre Mitgliedschaft: Wolfgang Elflein und Siegfried Pachulski
Eichenkranz in Silber des BJV:
Roland Rösler, Gereuth (59 Jahre Mitgliedschaft, zweitältestes Mitglied,
Hundeführer
Helmut Sieghörtner, Pettstadt (langjähriges Vorstandsmitglied,
1.Vorsitzender)
Weitere Ehrungen:
Werner Elflein (aktive Tätigkeit im Hundewesen)
Wolfgang Keller (langjähriger Jagdvorsteher)
Gäste aus Finnland Sechs finnische Jäger waren fünf Tage lang Gäste von Jägern der Hegegemeinschaft Ebern und zeigten sich glücklich über diese Gastfreundschaft, die vielen Erlebnisse und Informationen von deutschen Jagdfreunden. Sie gaben dabei aber auch den fränkischen Jägern einen Einblick in Jagdgewohnheiten im nördlichen Europa.
Martti Asunta, Berater für Forst- und Jagdangelegenheiten, schwärmte: "Die Buchen- und Eichenwälder haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es war ganz toll, Rehböcke und Wildschweine in dieser wunderschönen Landschaft zu jagen." Natürlich seien auch die deutschen Jagdbräuche interessant sowie Essensgewohnheiten mit lokalen Schnaps- und Biersorten sehr lecker gewesen. Ziel sei es, dass diese deutsch-finnische Freundschaft weiter lebe und sich noch mehr entwickle.
Seppo Matilla bezeichnete diese Jagdfreundschaft als eine sehr gute Sache. Dadurch lerne man andere Länder, ihre Jagd und Jagdbräuche kennen.
Dabei gab er einen Einblick in die finnische Jagd. "Bei uns ist ein Viertel der Fläche in staatlicher Hand. Der Staat vergibt aber weniger Lizenzen als Bewerber vorhanden sind. Im Privatbereich wird die Jagd kostenfrei übergeben unter der Voraussetzung, dass damit kein Profit betrieben wird. Hier ist die Zusammenarbeit wichtig und die wird bei uns noch gelebt."
Der erfahrene Jäger, der auf der nördlichen Kugel schon viele Bären und Elche erlegt hat, sah große Unterschiede zur Jagd in Deutschland. "Hauptgründe für die Jagd sind nach wie vor der Gewinn von Fleisch und Fell. Das ist der Unterschied zu Mitteleuropa." Durch den Beitritt zur Europa habe sich aber auch vieles geändert. 1,3 Mio Hektar seien geschütztes Gebiet und insgesamt sollen 12,5 Prozent der Fläche unter Schutz gestellt werden. Und hier herrsche absolutes Jagdverbot, was ein Problem für die finnische Jagd sei.
Obwohl Finnland sehr schwach besiedelt sei, hätten sich somit die Jagdmöglichkeiten verringert. Bei 5,4 Millionen Einwohnern gebe es aber immerhin 300 000 Jäger, davon seien 18 000 Jägerinnen. Mit sechs Prozent habe man die größte Jägerdichte in ganz Europa.
Seppo Matilla zeigte auch noch die "Jagd-Strecken" für Finnland auf: 50 000 Elche, 25 000 Hirsche, 500 Robben, 400 Luchse, 150 Bären und 130 Wölfe sowie 2 Millionen Niederwild. Als ein Problem sah er die Wölfe an, von denen man zehn Alpha-Paare mit 150 Tieren habe. Diese sollen aber auf 20 Paare mit etwa 300 Tieren erhöht werden.