Inflation vor 90 Jahren: Milliardensummen für das täglich Brot

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Vor 90 Jahren kursierten diese Geldscheine, auf denen die Menschen die Nullen kaum zählen konnten. In Bamberg waren die Rückseiten mit Gedichten versehen. Foto: Eckehard Kiesewetter
Vor 90 Jahren kursierten diese Geldscheine, auf denen die Menschen die Nullen kaum zählen konnten. In Bamberg waren die Rückseiten mit Gedichten versehen. Foto: Eckehard Kiesewetter
Wie viele Nullen haben zehn Milliarden? Dieser Schein wurde im Oktober 1923 ausgegeben.Foto: Eckehard Kiesewetter
Wie viele Nullen haben zehn Milliarden? Dieser Schein wurde im Oktober 1923 ausgegeben.Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Einen Monat später hatten das Notgeld der Stadt Bamberg schon elf Nullen. Foto: Eckehard Kiesewetter
Einen Monat später hatten das Notgeld der Stadt Bamberg schon elf Nullen. Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Foto: Eckehard Kiesewetter
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Museumsdirektor Ingo Hafenecker. Foto: Will
Museumsdirektor Ingo Hafenecker. Foto: Will
 

Die rapide Geldentwertung vor 90 Jahren ist bis heute ein Schreckgespenst für die Menschen im Landkreis Haßberge. Geldscheine mit astronomischen Summen im Heimatmuseum Ebern erinnern an die Notsituation damals. Sie wurden zur Zeit der Weimarer Republik von der Stadt Bamberg ausgegeben.

Die Welt des Geldes steht mal wieder kopf. Der Billigdollar setzt dem Euro-Raum zu und die Menschen hierzulande fürchten um ihr Geld. "Inflation" heißt das Angstwort, das in Kombination mit Niedrigzins und hoher Teuerungsrate wahre Phobien auslösen kann. Mag der Euro als noch so stabil gelten: Die Banken- und Finanzkrisen der letzten Jahre haben Misstrauen gesät, und der Stachel der großen Geldentwertung zur Zeit der Weimarer Republik sitzt tief.

Damals mussten die Folgen des Weltkriegs finanziert, die Reparationsleistungen bezahlt werden und so hatte die Mark schon 1918 mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Als der Staat ab 1919 immer mehr Geld auf den Markt warf, um seine Schulden zu tilgen, galoppierten die Preise davon und Notgeld mit immer höheren Summen wurde zur bestimmenden Währung.
Eine verhängnisvolle Spirale begann: Den Millionen- folgten die Milliarden- und Billionen-Scheine.

Bamberger Notgeld im Heimatmuseum

Vor 90 Jahren kursierten auch in Bamberg Scheine, auf denen die Menschen die Nullen kaum zählen konnten. Eine Auswahl von diesem Bamberger Notgeld findet sich in einer Schublade des Heimatmuseums Ebern: Überdimensionale und erstaunlich schmuck gestaltete Geldscheine mit astronomischen Summen. Manche dieser im historischen Stil gestalteten "Gutscheine der Stadt Bamberg" tragen das Stadtsiegel samt Motto "Tat unser Wort - Gott unser Hort" und die Unterschrift des Oberbürgermeisters. Der Wert indes verfiel rascher, als das Geld nachgedruckt werden konnte. Wurden im August 1923 noch Scheine über eine Millionen Mark ausgegeben, so waren vier Monate später schon Noten über 500 Milliarden im Umlauf.

"Die Tausender haben wir längst überwunden, die Millionen sind uns dahingeschwunden, sie räumten gar bald der Milliarden das Feld, nun ist die Billion unser Hauptzahlungsgeld," liest Museumsdirektor Ingo Hafenecker von der Rückseite eines 100-Milliarden-Mark Scheines ab. Obwohl in Eile gedruckt, haben die Bamberger das Geld noch mit Gedichten versehen und dabei Humor bewiesen. "Was? Hundert Millionen? Die Nachwelt wird staunen: 'Die lebten wie Fürsten', wird man einst raunen", heißt es auf einer Banknote: "Doch kennt ihr des 'Multiplikators' Tücken? Vor seinem Steigen muss ich mich tief bücken!"

Eine Million für ein Pfund Butter

Tatsächlich war die Lage für die kleinen Leute verheerend. Der Wertverlust geschah so rasant, dass die Lohntüten nicht mehr wöchentlich, sondern täglich ausgegeben wurden, und doch hätte man oft schon am Abend des selben Tags die zigfache Summe hinlegen müssen, um seine Einkäufe bezahlen zu können. "Ein Pfund Butter eine Million, ein Pfund Fleisch eine halbe schon, zweihunderttausend Mark ein Liter Bier, zehntausend Mark ein Weckla hier," liest man auf einen Fünfhunderttausender vom August 1923. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung, die heute "Hyperinflation" genannt wird, trugen die Leute ihr Geld körbeweise zum Bäcker und Metzger.

Heute sprechen Historiker von einer der radikalsten Geldentwertungen, die eine der großen Industrienationen je erlebt hat. Erst die Währungsreform vom 15. November 1923 beruhigte die Lage, und das Notgeld verschwand vom Markt.

Für Sammler sind diese Geldscheine bis heute begehrte Objekte. Vor allem aber sind sie Mahnung dafür, wie wichtig eine stabile Währung ist.