Für Walter Dold aus Sendelbach (Marktgemeinde Rentweinsdorf) geben sich Symphoniker, Professoren, Bühnenmusiker und Laien im Marktsaal gleichermaßen die Ehre. Profis und Amateure haben Spaß am Singen und Musizieren.
"Das ist der Unterschied zwischen Stadt und Land", erklärte Walter Dold am Ende eines stimmungsvollen Nachmittags mit Gebrauchsmusik im allerbesten Wortsinn . "In Ebern beim Altstadtfest herrsche eine "Bierschwemme" ergänzte der Musikus augenzwinkernd mit Verweis auf ein Klassikkonzert im Schloss am Vortag, "aber wir am Land haben die "Kulturschwemme".
Dold rief auf, in den Saal der Marktgemeinde zu kommen, mit ihm ein offenes Singen zu gestalten und aus etlichen Orten des Landkreises Haßberge, aus Bamberg, Rhön-Grabfeld, ja sogar aus München reisten sie an, um mit dem Sendelbacher Unikum zu musizieren.
Viel beschäftigte Akteure Dabei ist es nicht so, dass ihnen die Gelegenheit zum Singen oder Spielen fehlen würde. Mitnichten, denn in großen Orchestern sind sie zu Hause, wie der "aktive" Bamberger Symphoniker, Kontrabassist Christian Hellwich oder die "Ehemaligen", der einstige Konzertmeister Walter Forchert und der frühere Solo-Oboist Otto Winter. Beide sind als Musikprofessoren gefragt und weit gereist. Elfie Arbinger, eine aus Leuzendorf stammende Musiklehrerin, lebt in Neubrunn. Den Leuzendorfer Musikern nach wie vor verbunden, spielt sie bei ihnen die Klarinette. An der Musikschule in Ebern unterrichtet sie Klarinette und Saxofon. Im Marktsaal gesellte sie sich unter Schüler und Kollegen.
Oder die Schwestern Lina und Nora Hartmann, zwei Schülerinnen aus Bamberg, die dort an der städtischen Musikschule Klarinetten- beziehungsweise Fagottunterricht erhalten. Walter Forchert hat seine Frau Gabriele mitgebracht. Sie musiziert ansonsten im Bamberger Kammerorchester Collegium Musicum. Nach München, woher Dold vor 54 Jahren selbst kam, hat er bis heute Verbindung. Von da kamen junge Musikschülerinnen mit ihren Streichinstrumenten und reihten sich in den musikalischen Reigen ein.
Auch Sänger fehlten nicht - Laien aus der näheren Umgebung trällerten gemeinsam mit den gestandenen Profis. Christine Ledermann und Susanne Sorgenfrei, die im Kammerchor Ebern bei Ulrike Zeidler singen, waren dabei. Ebenso Anna Bauer, die außer hier im Kammerchor auch im "Extra-Chor" des Coburger Landestheaters mitwirkt, wie auch Eric Fergusson, Dolds ehemaliger Schüler und jetzt in München lebender, konzerterprobter Sänger. Er war mit seiner Frau und deren Schülerinnen angereist.
Alle hören auf Dold Die Sopranistin Nina Romy Dörfler, Lehrbeauftragte für Gesang an der Uni in Bamberg war mit ihrem Freund Roland Assion, dem Musiklehrer vom Gymnasium aus Neustadt an der Waldnaab, erschienen. Gemeinsam mit den vielen Ungenannten folgten sie der Einladung Dolds. Ebenso brav gehorchten sie dessen Anweisungen. Ob beim Musikantenkanon, dem Hindemith-Kanon oder anderen von Dold vorgegebenen Liedern - von ihm dirigiert stellten sie sich auf und ließen in schönster Harmonie die Stimmen erklingen.
Von Profis und Laien schallte das "munter, munter, kunterbunter Kontrapunkt" durch den Saal. In das "hundertfach geschwungen, gehupft wie gesprungen, jeder Ton ein Fest" stimmten die Instrumentalisten fröhlich singend ein. Da war sie da: "die Harmoniaaa".
Lebensfreude pur Pure Lebensfreude sprach aus ihnen, und Symphoniker ohne Frack vereinten sich mit Laiensängern in Gala beim kunterbunten Kontrapunkt.
Wie war das doch vor einem Jahr? Als Phänomen wurde Walter Dold bezeichnet, als "Mann, der sich um seine Gemeinde verdient und diese über die Grenzen Frankens bekannt gemacht hat". Den Ehrenpreis der "Bücher-Dieckmeier-Stiftung" erhielt er dafür. Stifterin und Kurator aus der Landeshauptstadt hätten ganz sicher ihre Freude gehabt, wären sie am Sonntag im Marktsaal dabei gewesen.
Wie es bei Dold nicht anders sein kann, gab es auch Wissenswertes und erlesene Musik zum Anhören. Er selbst referierte locker über den Komponisten Hindemith, gab Musiktheorie zum Thema Solosonaten, bevor Walter Forchert diese auf seiner Violine meisterlich zum Besten gab. Christian Hellwich spielte mit seiner Schülern Lucie Meissner aus Ebern drei Sätze aus dem "Musikalischen Blumengärtlein und Leyptziger Allerley" für Klarinette und Kontrabass von Paul Hindemith. "Hier muss jeder alles spielen können", witzelte Hellwich und erklärte damit, warum seiner Schülerin nicht wie gewohnt der Part der Bassgeige zukam, sondern sie die Klarinette spielte. Sie tat es mit Bravour.
Als Walter Forchert spielte, zog absolute Stille im Saal ein. Erst Bach, dann die Sonate für Solovioline von Hindemith - begeistert und dankbar für die Darbietung des prominenten und mehrfach preisgekrönten Geigers lauschten alle andächtig.
Kompositionen von Dold Als ob es das Normalste der Welt wäre, dass neben Bach, Hindemith und anderen Berühmtheiten auch "ein Dold" gespielt wird, rief der zu "Spielereien um die Sechzig" auf. Vier junge Damen aus München mit ihren Streichinstrumenten, der Professor aus Bamberg als Erster Geiger und Eric Fergusson am Klavier musizierten diese drei Sätze "um die 60 Sekunden", die 2008 für Geigenschüler der Musikschule Ebern "Dolds Feder" entsprungen waren.
"Wer kommt, singt mit", war die Aufforderung an alle Sangeslustigen. "So etwas müsste es viel öfter geben", kommentierte Walter Forchert am Ende die Idee. Christine Ledermann sagte begeistert: "Toll ist es gewesen, und so gute Leute holt der Herr Dold hier in unser Dorf!"