Im Landkreis Haßberge ist die Welt noch in Ordnung

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Marieluis Baum (rechts), die eine Ausbildung zur Fachkraft in der Altenpflege im Haus St. Bruno des Caritaskreisverband absolviert, liebt ihren Beruf. Mit im Bild Adelinde Dettelbacher aus Gädheim, die seit zwei Jahren in St. Bruno wohnt.Ulrike Langer
Marieluis Baum (rechts), die eine Ausbildung zur Fachkraft in der Altenpflege im Haus St. Bruno des Caritaskreisverband absolviert, liebt ihren Beruf. Mit im Bild  Adelinde Dettelbacher aus Gädheim, die seit zwei Jahren in St. Bruno wohnt.Ulrike Langer
Laut Berufsberater Peter Stretz von der Arbeitsagentur Haßfurt (links) haben 76 Prozent der Bewerber im Landkreis Haßberge einen Ausbildungsplatz gefunden - in ganz Bayern waren es 61, in ganz Deutschland sogar nur 51 Prozent. Mit im Bild Walter Seit von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt und die neue Leiterin der Geschäftsstelle Haßfurt, Franziska SchnitzerUlrike Langer
Laut Berufsberater Peter Stretz von der Arbeitsagentur Haßfurt (links) haben  76 Prozent der Bewerber im Landkreis Haßberge  einen Ausbildungsplatz gefunden  - in ganz  Bayern  waren es 61, in  ganz  Deutschland sogar nur 51 Prozent. Mit im Bild   Walter Seit von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt  und die neue Leiterin der Geschäftsstelle Haßfurt, Franziska SchnitzerUlrike Langer
 

"Derzeit ist die Situation für Bewerber um einen Ausbildungsplatz im Landkreis Haßberge sehr gut" , sagt Berufsberater Peter Stretz.

Diese erfreuliche Mitteilung traf Peter Stretz bei einem Pressegespräch im Büro der Agentur für Arbeit Haßfurt. Es lohne sich für jeden Jugendlichen, Einsatz in der Schule zu zeigen. Gleichzeitig sollten Betriebe, die händeringend nach Lehrkräften suchen, auch vermeintlich schwächeren Schulabgängern eine Chance geben. "Die Berufsberatung steht ihnen mit ausbildungsbegleitenden Hilfen zur Seite."

Mit Walter Seit, dem Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, präsentierte Peter Stretz die neuesten Zahlen zum Lehrstellenmarkt im Landkreis.

Früher Kontakt ist wichtig

So standen zum 1. September den 517 Bewerbern um einen dualen Ausbildungsplatz (Vorjahr 523) immerhin 621 offene Ausbildungsplätze (618) zur Verfügung. Wobei die Statistik nur Jugendliche zählt, die Kontakt mit der Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit aufgenommen haben.

"Schon im vorletzten Schuljahr nehmen die fünf Berufsberater im Landkreis Haßberge Kontakt zu den Schülern auf und weisen, falls notwendig, auf mögliche Defizite hin", berichtete Stretz. Diese Jungen und Mädchen würden dann bis maximal ein halbes Jahr nach Ausbildungsbeginn betreut. "Wir sind mit den Schülern auf freiwilliger Basis laufend in Kontakt und helfen ihnen, ihr Ziel zu erreichen. Denn das ist unser ureigenster Wunsch. Das funktioniert sehr gut, da die Zusammenarbeit hervorragend ist."

Die Agentur fördere mit den Schulämtern auch das Berufsorientierungsnetzwerk an den Mittelschulen mit fast 245 000 Euro. "Durch den hohen Praktikumsanteil finden mittlerweile viele Mittelschüler direkt einen Ausbildungsplatz, ohne die Agentur hierfür einschalten zu müssen", teilte Walter Seit mit.

Deutliches Ungleichgewicht

Peter Stretz freut sich, dass 76 Prozent der Bewerber einen Ausbildungsplatz gefunden haben. "Hier im Landkreis ist die Welt noch in Ordnung", sagte er. Denn mit diesem Wert liege der Landkreis im Vergleich zu Bayern (61 Prozent) und Deutschland (51) sehr gut.

Natürlich gibt es deutliche Ungleichgewichte in den Bereichen Gastronomie, Maler, Stuckateur, Bautenschutz, Verkauf von Lebensmitteln, Handel, Tiefbau sowie Lebens- und Genussmittelherstellung. Dort hätten teils deutlich mehr junge Menschen ausgebildet werden können. Andererseits gab es für die Berufe Arzt- oder Praxishilfe, Verwaltung und Unternehmensorganisation 106 Bewerber mehr als Ausbildungsstellen (54). Insgesamt konnten heuer 113 Ausbildungsstellen (Vorjahr 165) im Landkreis Haßberge nicht besetzt werden. Die beliebtesten Ausbildungsberufe waren bei den männlichen Bewerbern Industriemechaniker, Elektroniker Energie- und Gebäudetechniker, Fachlagerist, Kfz-Mechatroniker und Verkäufer. Bei den Mädchen standen Industriekauffrau, medizinische Fachangestellte, Verkäuferin sowie Kauffrau ganz oben.

Über fünf Millionen Euro ausgegeben

Wie Peter Stretz erläuterte, hält die Agentur für Arbeit in Schweinfurt an fast allen Mittel- und Förderschulen auch 150 Plätze im Bereich Berufsvorbereitung (30 alleine im Landkreis Haßberge), 360 Plätze bei den ausbildungsbegleitenden Hilfen (80 in den Haßbergen), 75 Plätze für Einstiegsqualifizierungen, 15 Plätze für eine außerbetriebliche Berufsausbildung sowie 24 für die assistierte Berufsausbildung bereit. So wurden im Agenturbezirk im vergangenen Jahr über fünf Millionen Euro zur Unterstützung junger Menschen ausgegeben.

Bei seinem Bericht über die Lage am Ausbildungsmarkt im Landkreis Haßberge (siehe Bericht unten) verhehlte Peter Stretz von der Agentur für Arbeit Haßfurt nicht, dass es gerade in den Pflegeberufen einen extremen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel gibt. "Die Chancen in diesen Berufen sind auch durch die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten sehr gut, und der Bedarf ist sehr hoch", sagte er.

"Ausbildung ist uns sehr wichtig"

So ist auch das Haus St. Bruno des Caritasverbands für den Landkreis Haßberge in Haßfurt an weiteren Auszubildenden sehr interessiert. "Wir haben derzeit vier Auszubildende im zweiten und dritten Lehrjahr, aber wir würden gerne in jedem Jahr mindestens zwei Frauen oder Männer ausbilden", so Olga Mikulski von der Pflegedienstleitung. "Denn Ausbildung ist uns sehr wichtig!"

Dass dieser Beruf sehr erfüllend sein kann, erzählt Marieluis Baum aus Haßfurt, die im Haus St. Bruno im zweiten Ausbildungsjahr zur Fachkraft für Altenpflege tätig ist. "Ich wollte gerne im sozialen Bereich und vor allem mit älteren Menschen arbeiten, die meine Hilfe in Situationen benötigen, in denen sie nicht mehr alleine zurechtkommen", sagt die 19-Jährige.

"Die Bewohner sind sehr dankbar und sehr lieb"

Sie hatte nach dem Besuch der Realschule im Rahmen einer berufsvorbereitenden Maßnahme unter anderem ein Praktikum in St. Bruno absolviert und dort dann eine Lehrstelle erhalten. Ihre bisherigen Erfahrungen bewertete sie als sehr positiv. "Die Bewohner sind sehr dankbar und sehr lieb. Für sie sind wir echte Bezugspersonen und damit sehr wichtig", sagt sie.

"Zudem finde ich die Kollegen echt super, das Arbeitsklima ist richtig gut. Das renovierte Haus ist sehr schön und die körperliche Belastung bei der Arbeit ist durch viele Hilfsmittel wirklich auf ein Minimum reduziert. Ich gehe voll gerne zur Arbeit", schwärmt Marieluis Baum.