Hülsen als Erinnerung an das Kriegsende

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Wilhelm Westphal zeigt hier die Geschosshülsen des amerikanischen Panzers, die er sich zum Kriegsende sicherte. Foto: Gerhard Schmidt
Wilhelm Westphal zeigt hier die Geschosshülsen des amerikanischen Panzers, die er sich zum Kriegsende sicherte. Foto: Gerhard Schmidt
Dieser deutsche Panzer machte in Ermershausen Halt und wurde sofort von den Kindern erklommen.
Dieser deutsche Panzer machte in Ermershausen Halt und wurde sofort von den Kindern erklommen.
 
Diese Aufnahme entstand bei der Einweihung des neuen Ehrenmals für die Kriegsopfer in Ermershausen. Repro: Schmidt
Diese Aufnahme entstand bei der Einweihung des neuen Ehrenmals für die Kriegsopfer in Ermershausen.  Repro: Schmidt
 
Kurz vor Kriegsausbruch überflog dieser Zeppelin den Ort Hafenpreppach, eine Sensation für die Bewohner. FOTO: SCHMIDT
Kurz vor Kriegsausbruch überflog dieser Zeppelin den Ort Hafenpreppach, eine Sensation für die Bewohner. FOTO: SCHMIDT
 

Kriegsende  In Hafenpreppach und Ermershausen kam es beim Einmarsch der Amerikaner im April 1945 zu Blutvergießen, doch beide Dörfer kamen glimpflich davon. Wilhelm Westphal erinnert sich.

70 Jahre sind vergangen, seit zum Kriegsende 1945 die Amerikaner die Haßberge besetzten. Einer der wenigen Augenzeugen, die noch von damals berichten können, ist der ehemalige Kreisbrandmeister Wilhelm Westphal aus Hafenpreppach.

Am Tag seiner Konfirmation hatten Tiefflieger Maroldsweisach angegriffen und bombardiert, wobei vier Tote zu beklagen waren. Westphal ist heute noch erregt, als er davon erzählt. Wegen der Tiefflieger musste der Umgang von Konfirmandenhaus zu Konfirmandenhaus aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Am Sonntag lagen die amerikanischen Soldaten bereits am "Streitholz" bei Wasmuthhausen.

Nachts kam , wie Westphal berichtet, ein deutscher Offizier an den Weiler der Westphals an der Straße nach Wasmuthhausen und bettelte um eine Landkarte, damit er den Rückzug sichern konnte. Auch suchte ein Landser aus Appendorf bei den Westphals vorübergehend Unterschlupf.

Akute Lebensgefahr

An dem Gehöft hatte Westphals behinderter Großvater die weiße "Fahne" gehisst. Am 9. April zogen die Amerikaner vom "Herrengarten" her ein, was Wilhelm Westphal mit seiner Mutter und Bruder Helmut vom Wohnzimmerfenster aus beobachtete. Kaum hatten die Soldaten den Ortseingang Richtung Pfaffendorf erreicht, fielen Schüsse. Sieben deutsche Soldaten hatten sich unterhalb des "Goldhügels" in einem ausgetrockneten Teich im Schilf verschanzt und beschossen die einrückenden Soldaten. Eine Aktion, die für viele lebensbedrohend war, denn die amerikanischen Panzer eröffneten das Feuer in Richtung Teich, wobei ein deutscher Soldat ums Leben kam. Die alliierten Truppen machten den Hafenpreppachern klar, dass sie die Ortschaft dem Erdboden gleichmachen würden, sollten sich die deutschen Soldaten nicht ergeben.

Hermann Heß, so berichtet Westphal, nahm seinen gesamten Mut zusammen, streifte eine weiße Armbinde über, ergriff eine weiße Fahne und lief zum zu dem Teich. Dem Zeilbergarbeiter, der weniger die Amerikaner als die deutschen Verteidiger überreden musste, sei es zu verdanken, dass die Hafenpreppacher mit einem blauen Auge davonkamen. Die sieben deutschen Soldaten wurden auf die Motorhauben von Jeeps gesetzt und zum Schloss nach Wasmuthhausen gefahren, wo die Gefangenen untergebracht wurden. Für Hafenpreppach war der Krieg zu Ende, die drei Panzersperren wurden abgebaut.

Souvenirs gesammelt

Kaum waren die Amerikaner verschwunden, juckte es dem jungen Wilhelm Westphal in den Fingern und er lief zu der Stelle, wo die Amerikaner die Deutschen angriffen. Er fand dort leere Geschosshülsen, die er zur Erinnerung mit nach Hause nahm und noch heute zeigen kann. Eine dieser Geschosshülsen opferte er später, um nach dem Motto "Schwerter zu Pflugscharen" einen Rechen für seinen Gartenzwerg herzustellen.

Westphals Sammeleifer war noch nicht gestillt. Er erfuhr damals, dass bei Muggenbach eine JU 52 abgestürzt war. Dort wollte er sich noch ein besseres Erinnerungsstück, einen Propeller, sichern, wurde dabei aber an Ort und stelle von bewaffneten Amerikanern ertappt. Zu seiner Erleichterung durfte er wieder unbeschadet nach Hause gehen.

SS-Soldaten leisten Widerstand

Von Sulzdorf aus hatten bereits am frühen Morgen des 9. April 1945 Tiefflieger Ermershausen angegriffen. Einige deutsche Flakgeschütze und andere Fahrzeuge waren wegen Treibstoffmangels im Dorf stehen geblieben, was wohl Grund für den Beschuss war. Dass "nur" eine Scheune am Ortseingang, ein Stall in Nähe des Rathauses und einige Pferde der Bauern getroffen wurden, kann als glückliche Fügung bezeichnet werden. Als die amerikanischen Panzer später anrollten, waren die Ermershäuser bereit, das Dorf friedlich zu übergeben. dennoch kam es zu einem Feuergefecht mit drei jungen SS-Soldaten, die sich mitsamt einer Panzerfaust in Kellern versteckt hielten. Unter dem Feuerhagel wurden zwei Häuser beschädigt. Zeitzeugen berichten, dass ein Soldat tödlich verletzt wurde, ein weiterer wurde leicht verletzt, während der dritte flüchten konnte.