Bäume, Blumen und Pflanzen auf kommunalem Grund kämpfen derzeit ums Überleben. Die Menschen wollen ein schönes Wohnumfeld. Die Mitarbeiter der Städte und Gemeinden stoßen derzeit an ihre Grenzen.
"Zwei, drei Bäume sind uns hier in Eltmann schon kaputtgegangen", sagt Bauhofvorarbeiter Nikolaus Schmitt. Die Bäume brauchen Wasser. Regenwasser reicht nicht - es regnet zu wenig, es regnet zu schnell. "Das Wasser fließt ab, bevor der Baum genug aufnehmen kann", erklärt Schmitt. Da hilft nur gießen, gießen gießen: mit Trinkwasser. "Für Wasser aus dem Main bräuchten wir eine Sondergenehmigung." Und Regenwassertanks? "Haben wir keine und die wären ja bei den wenigen Regentagen eh' nicht ausreichend gefüllt."
15.000 Liter Wasser pro Woche Also ist ein Mann in Eltmann an drei Tagen pro Woche insgesamt 22 Stunden unterwegs und macht nichts anderes außer zu gießen. 3000 bis 5000 Litern Wasser. "Etwa 1000 Liter für Blumen, der Rest ist für die Bäume." Da muss der Tankwagen vier bis fünf Mal am Tag nachgefüllt werden. Schmitt: "Wenn es nochmal eine Hitzewelle und Trockenperiode gibt, müssen wir eventuell eine Extraschicht am Wochenende fahren."
"Ich mach' fast nichts anderes", sagt auch Rudi Klarmann, als er kurz nach 9 Uhr am Zeiler neuen Kreisel in der Krumer Straße das Wasser auf die jungen Pflänzchen prasseln lässt.
Der Zeiler Gemeindearbeiter versucht, seine "Sorgenkinder" im Moment am Leben zu erhalten, das sind etliche Bäume im Stadtgebiet, auch ältere, "die kämpfen schwer".
Gießen braucht Zeit Bei anderen hat Klarmann schon nicht mehr viel Hoffnung, dass sie dieses Trockenjahr überleben. Jetzt auch noch die Hitze in den vergangenen Tagen. Ihm selber macht die pralle Sonne nichts aus: "Ich brauch' bloß die Kappe aufm Kopf", sagt der 63-Jährige und grinst, "die Sonn' halt ich aus". Würde ihm ein größerer Tankwagen helfen? Sein Kleinlaster mit dem 1400-Liter-Tank muss doch ständig nachgefüllt werden? Nein, der kommt durch alle Gassen und lässt sich gut an die Kreiselmitte ranparken. Bei Klarmanns nächster Station, dem Rundkurs an der Zeiler Straße zeigt sich augenfällig Klarmanns Problem: Das Gießen ist zeitaufwändig: Nicht nur der Kern ist bepflanzt, sondern auch noch die Verteilerspangen und die Randstreifen stadteinwärts - für Klarmann ist klar: Alles schafft er einfach nicht in diesen Tagen.
Manch bayerische Kommune bittet da schon die Anwohner um Hilfe. "Klar wäre das eine tolle Sache, wenn Anlieger die Bäume gießen würden", bestätigt Guntram Ulsamer, Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege. "Gerade in Neubaugebieten wäre es an sehr heißen Tagen erfreulich, wenn die Anwohner die Bäume vor der Haustür mal mit vier, fünf Gießkannen bewässern würden", sagt der Kreisfachberater.
Junge Bäume leiden Besonders Bäume, die etwa drei oder vier Jahre alt sind, leiden ihm zufolge. "Ein Baum kostet die Gemeinde etwa 1600 Euro im ersten Jahr. Ein Drittel davon macht alleine die Baumpflege, die meist eine Firma übernimmt, aus", also das Düngen, Wässern und Prüfen, erklärt Ulsamer. Im zweiten und dritten Jahr würden die Gemeinden die Pflege selbst übernehmen. Doch dann ist Schluss.
Normalerweise kein Problem. Aber das Wetter stellt die Natur auf ein harte Probe. Auch der Standort eines Baumes sei entscheidend. Bäume, die am Straßenrand stehen und nicht auf einer grünen Fläche, haben zusätzlich mit dem heißen Aspahlt zu tun - da leiden selbst die älteren und gut verwurzelten Pflanzen.
"Jeder will einen grünen Ort haben", meint Bauhofvorarbeiter Schmitt aus Eltmann. Doch selbst zur Gießkanne zu greifen, komme den wenigsten in den Sinn. "Einige wenige Anwohner bieten uns schon an, dass sie sich um ein paar Blumenkübel kümmern", erzählt Schmitt. Eine große Hilfe für die Gemeinden.