Hier ist die Heilige eine junge Frau

2 Min
Künstlerin Steff Bauer legt letzte Hand an die beinahe fertige Figur. Foto: Christian Ziegler
Künstlerin Steff Bauer legt letzte Hand an die beinahe fertige Figur.  Foto: Christian Ziegler
Mild lächelt die heilige Anna nun von ihrem Sockel herab. Umgeben von den zarten Rosenblüten, strahlt das Kunstwerk eine Atmosphäre aus, der sich der Betrachter nur schwer entziehen kann. Foto: Christian Ziegler
Mild lächelt die heilige Anna nun von ihrem Sockel herab. Umgeben von den zarten Rosenblüten, strahlt das Kunstwerk eine Atmosphäre aus, der sich der Betrachter nur schwer entziehen kann.  Foto: Christian Ziegler
 

Die Bildhauerin Steff Bauer hat eine neue Figur für den Platz vor der Stettfelder Annakapelle geschaffen.

Eingebettet in die hügelige Landschaft, ist die Stettfelder Annakapelle seit über 300 Jahren ein Ort für stille Gebete und innere Einkehr. Gleichzeitig ist der Anna-Tag am 26. Juli das bedeutendste Fest im Terminkalender der Gemeinde, weit vor dem Patrozinium der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt am 15. August und selbst der Kirchweih im November, ist sich der Arbeitskreis Geschichte einig. Kein Wunder also, dass man sich in besonderer Weise für die Schaffung eines neuen Schmuckstücks an der kleinen Kapelle stark gemacht hat.

Milde lächelnd, mit dem Blick in Richtung Stettfeld und der weitläufigen Flur als Hintergrund, schuf Künstlerin Steff Bauer aus Schweinfurt eine wenn auch ungewöhnliche, Interpretation der heiligen Anna. Die mit Sockel 1,90 Meter große Figur aus weiß-grauem Mainsandstein fand ihren Platz im Umgriff der Kapelle und bildet das Herzstück des im Rahmen der Sanierung neu gestalteten Vorplatzes.


Aktiver Arbeitskreis

Dem Arbeitskreis Geschichte rund um Doris Simon ist es zu verdanken, dass Stettfeld nun um dieses Kleinod reicher ist. Entstanden war die Idee, eine Figur zum 300-jährigen Bestehen der Kapelle zu spenden, im Rahmen der Krippenausstellung 2012. Krippenbauer Walter Kestler aus Haßfurt hatte seine Werke damals kostenlos zur Verfügung gestellt und die Mitglieder des Arbeitskreises hatten Spenden gesammelt, um der Kapelle zu einem weiteren Schmuck zu verhelfen.

Die Wahl der Initiatoren von Arbeitskreis, Pfarrgemeinde und Kommune fiel auf den Entwurf von Steff Bauer. War ursprünglich geplant, die Nische über dem Eingang als Standort zu nutzen, so entschied man sich zusammen mit der Künstlerin schließlich für den freien Platz rechts vom Eingang. Links fanden dann die beiden Ruhebänke, die im Zuge der 72-Stunden Aktion "Uns schickt der Himmel" von den Firmlingen angefertigt, ihren Platz.
Die Figur selbst weist eine Besonderheit auf. Die Heilige ist nicht, wie sonst üblich, als alte Frau mit Buch, sondern in der Blüte ihrer Jugend vor einer filigranen Rosenhecke dargestellt. So verknüpfte die Künstlerin die Entstehungssage der Kapelle mit der Darstellung der Heiligen. Eindrücklich schildert Steff Bauer ihre Intension, die sie zu dieser Version veranlasste: "Ursprünglich war mein erster Gedanke zur Ausführung der heiligen Anna so, wie ich es am Ende auch umgesetzt habe. Eine junge Heilige Anna von Stettfeld zu schaffen, in dem Moment in dem sie die Rosenhecke hat wachsen lassen um das Burgfräulein vor ihren Verfolgern zu schützen. Sie sollte eine gütige und mitfühlende Ausstrahlung haben, mit der sich der Betrachter und auch die Stettfelder identifizieren können."

Jung und schön

Die Sage sei schließlich ein Alleinstellungsmerkmal für Stettfeld und ein schönes Beispiel für eine friedliche Krisenintervention. Die heilige Anna habe das Burgfräulein vor Gewalt gerettet, indem sie mit der Rosenhecke etwas Gutes und Schönes als Gegengewicht geschaffen habe. Für die Darstellung der Anna als junge Frau nennt die Künstlerin ebenfalls einen triftigen Grund: "Dass ich die Anna in jungen Jahren darstellen wollte, hängt mit dem Burgfräulein zusammen. Das habe ich mir natürlich jung und schön vorgestellt. Beide im selben Alter würde eine stärkere Solidarität zum Ausdruck bringen." Augenzwinkernd ergänzt sie: "Und außerdem waren ja alle Mütter auch mal jung."

Doch auch abseits der Sage lässt sich die Darstellung der heiligen Anna interpretieren. Die Rosenhecke kann nämlich als Metapher für die Jungfrau Maria verstanden werden. Da diese nach katholischer Lehrmeinung unbefleckt empfangen, also frei von der Erbsünde geboren wurde, lautet einer ihrer Ehrentitel "Rose ohne Dornen".