Heubacher sucht Paten für Bienenweide

2 Min
Diesen Acker am Ortsrand von Heubach stellt David Pfeufer für sein Blühwiesenprojekt zur Verfügung. Interessenten können Flächen pachten, um den Artenschutz zu unterstützen.Eckehard Kiesewetter
Diesen Acker am Ortsrand von Heubach stellt David Pfeufer für sein Blühwiesenprojekt zur Verfügung. Interessenten können Flächen pachten, um den Artenschutz zu unterstützen.Eckehard Kiesewetter
In Einsatz für die Natur: eine Arbeitsbiene Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
In Einsatz für die Natur: eine Arbeitsbiene  Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
 

Politisch ist noch nichts entschieden, doch Landwirte in Bayern reagieren spontan auf das Volksbegehren. Wie David Pfeufer aus Heubach suchen manche von ihnen Umweltschützer als Paten für Blühwiesen.

Das Volksbegehren ist durch, der Volksentscheid naht und die Initiativgeist zur Rettung der Bienen nimmt bestechende Formen an. Während Initiatoren des Begehrens und Vertreter der Staatsregierung über Formulierungen für ein Gesetz streiten, schwirren Angebote zum "Bee-Sharing", "Bee-good-Aktionen" oder "Bee-nature-Projekte" durchs Internet; Imker registrieren lange nicht gekanntes Interesse. Die Initiative "Rettet die Bienen" hat in Bayern nicht nur annähernd 1,75 Millionen Unterstützer gefunden, sondern allgemein Bewegung in das Engagement für den Artenschutz gebracht.

Selbst Landwirte, die ihren Berufsstand durch das Volksbegehren in die Ecke gedrängt und sich zum Sündenbock gestempelt sahen, entwickeln inzwischen eigene Strategien, den Stachel, pardon den Spieß umzudrehen. Zahlreiche Bauern in Bayern bieten der Bevölkerung neuerdings an, Patenschaften für Blühstreifen an ihren Feldern zu übernehmen.

Einseitige Schuldzuweisungen

Dies tut auch David Pfeufer aus dem Eberner Stadtteil Heubach. "Der Titel ,Rettet die Bienen‘ war genial gewählt", gesteht er dem Volksbegehren zu, dennoch stört ihn, "dass es so eindeutig allein gegen die Landwirte ausgerichtet war".

Die fränkische Landschaft sei vielfältig strukturiert, und biete Insekten reichlichen Lebensraum. Daher dürfe man die Bauern nicht mit immer mehr Verboten gängeln. "Stattdessen sollte man sich doch gemeinsam an einen Tisch setzen," findet Pfeufer.

Seit Ende Februar sucht er, per Ebay-Anzeigen einen Teil seines Grund und Bodens an engagierte Naturfreunde zu verpachten, die sich "aktiv am Artenschutz, der Rettung von Biene, Hummel & Co. und dem Umweltschutz beteiligen" und dabei nicht auf die Politik warten wollen, bis sich etwas ändert. "Die Erhaltung der Natur geht uns alle an", argumentiert der 32-Jährige, und wirbt für Patenschaften für eine Blühfläche oder Bienenweide von je mindestens 100 Quadratmeter Größe.

Die Vereinbarung soll für das Jahr 2019/20 gelten. 50 Euro pro 100 Quadratmeter müssen die Paten berappen. Diesen Tarif setzen auch andere Bauern im Freistaat an, die ähnliche Patenaktionen bieten. Ohne Summen geht es beim Thema Bienen eben nicht.

Die gute Tat hat, sofern sie Resonanz findet, einen kaufmännischen Nebeneffekt: Dafür, dass er nicht Mais oder Getreide anbaut, sondern eine Blühfläche, bringt es der Landwirt rechnerisch auf 5000 Euro pro Hektar. Das ist etwa zehn Mal so viel, wie das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) für Blühflächen in der Flur verspricht. Zudem bleibt dem Anbieter einiges an bürokratischem Aufwand erspart.

Die Gegenleistung

"Wir verpflichten uns im Gegenzug dafür, die Fläche im Frühjahr anstelle von Weizen mit einer sortenreichen Blühmischung anzusäen, verzichten selbstverständlich auf sämtliche

Pflanzenschutz- und Dünge-Aktionen", verspricht der gelernte Maschinenbauingenieur Pfeufer, und "bis in den Spätherbst 2020 bleibt die Fläche von uns unberührt."

Um die Paten am Erfolg des Projekts teilhaben zu lassen, gibt es eine Urkunde und obendrein übers Jahr verteilt aktuelle Fotos der Blühfläche.

Damit seine Aktion realisiert werden kann, benötigt Pfeufer nach eigenem Bekunden für die auserkorene, fast 4000 Quadratmeter große Fläche am Ortsrand von Heubach in Richtung Eichelberg mindestens 18 Paten. Zehn hat er binnen kürzester Zeit aus dem näheren Umkreis bereits zusammengebracht.

Es sieht also gut aus, weshalb er am vergangenen Donnerstag ausrückte, um den im Herbst gesäten Weizen umzupflügen. Die Fläche ist günstig, sagt er, direkt an der Straße und nahe bei Heubach gelegen. Die Paten - rund 20 können noch "zuschlagen" - dürfen ihre Blühwiese dort nach Belieben aufsuchen.

Holztafeln mit den Namen der Geldgeber will Hobbylandwirt Pfeufer anbringen und kleine Wege zwischen den Parzellen schaffen.

  Das Saatgut "Veitshöchheimer Bienenweide" ist bereits bestellt, wird jedoch voraussichtlich erst Ende April geliefert. "Wir wollten mal austesten, wer bereit ist, nicht nur zu wettern, sondern auch tatsächlich etwas für sein grünes Gewissen zu tun,", sagt David Pfeufer zu seinem Grundanliegen: "Unterschrieben hat man leicht, aber selbst was machen, ist doch ganz was anderes."

Initiative aus Forchheim

Eine weitere Initiative ist zum Beispiel das Onlineshop-Portal Blühwiese-Kaufen.de. Dahinter stehen zwei junge Softwareunternehmen aus dem Raum Forchheim, die mit ihrem technischen Know-how einen Beitrag zum Naturschutz leisten möchten. "Landwirte", so heißt es auf deren Homepage, "verstehen und sehen die Notwendigkeit, artgerechte Lebensräume für Bienen und Co. zu schaffen." Doch die Furcht vor noch mehr Zwängen und Regulierungen sei groß. "Deshalb kam uns die Idee, mit Hilfe einer Plattform zwischen beiden Seiten zu vermitteln und so den Bienenfreunden, den Landwirten und der Umwelt zu helfen."