Bayerns Innenminister Joachim Herrmann diskutierte in Knetzgau mit den Rettungsdiensten, den Feuerwehren und dem Technischen Hilfswerk. Er würdigte ihre Arbeit und nahm Anregungen mit. In einem Punkt will er Druck machen.
Thomas Habermann ist ein engagierter Feuerwehrmann. Der Kreisbrandmeister aus Ebern hatte vor Jahren am Hochwassereinsatz in Dessau teilgenommen. Die Helfer bekamen die Fluten in den Griff.
Thomas Habermann wurde, wie andere Helfer auch, für seinen Einsatz ausgezeichnet. Von der Stadt Dessau, von der Stadt Ebern und vom Landkreis Haßberge - und von seinem damaligen Arbeitgeber erhielt er eine Abmahnung.
"Lebensretter stärken" Obwohl das Feuerwehrgesetz klar regelt, dass Feuerwehrleute von den Firmen, bei denen sie arbeiten, für den Einsatzfall abzustellen sind, bekam Thomas Habermann Ärger mit seinem Arbeitgeber. Dieses Erlebnis erzählte der Kreisbrandmeister beim Besuch des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) in Knetzgau. Unter dem Motto "Lebensretter stärken" diskutierte Herrmann auf Einladung der CSU Haßberge mit Vertretern der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und des Technischen Hilfswerkes. Als Innenminister ist Herrmann quasi der Chef aller Dienste, die mit Blaulicht unterwegs sind.
Die Sorgen von Thomas Habermann, der verstehen kann, dass Arbeitgeber nicht erfreut sind, wenn ihre Mitarbeiter zu Einsätzen gerufen werden, und sich deshalb Anreize für die Unternehmen wünscht, teilt der bayerische Innenminister. Die Freistellung der Feuerwehrleute sei zuletzt "in vielen Betrieben eher schwieriger geworden", weiß der Minister.
Herrmann machte in Knetzgau aber deutlich, dass auch für die Unternehmen das Feuerwehrgesetz gelte und sie ein Teil der Solidargemeinschaft seien. "Diesen Beitrag erwarte ich von jedem Arbeitgeber", sagte er. Auch die Chefs sollten wissen, dass es bei ihnen brennen kann und dass sie dann die Hilfe der Feuerwehr brauchen - und auch bekommen. Über die Wirtschaftsverbände will Herrmann einen neuen Anlauf unternehmen, wie er in Knetzgau versicherte, um die Firmen auf ihre Verpflichtungen hinzuweisen.
Nachwuchsproblematik in kleinen Feuerwehren Die Arbeit der Feuerwehren bildete den Schwerpunkt der Diskussion mit dem Innenminister im fast vollen Sportheim des TSV Knetzgau. Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel sprach die Nachwuchsproblematik an, vor allem in den kleinen Feuerwehren.
Der Landratskandidat Wilhelm Schneider (beide CSU) wünscht eine Neuregelung bei der kommunalen Finanzausstattung in Bayern, bei der besonders auf die Bedürfnisse der Gemeinden Rücksicht genommen werden sollte (die vor allem gefordert sind bei der Ausstattung der Feuerwehren). Und der Kreisbrandrat Ralf Dressel (Königsberg) lenkte den Blick gleich auf mehrere Themen: die finanzielle Belastung der Gemeinden im Landkreis bei insgesamt 160 Wehren mit 4700 Aktiven, die Förderpraxis des Freistaates, die nach seiner Ansicht differenzierter gestaltet werden sollte (mehr Geld für "arme" Kommunen), die Nachwuchssituation und die Altersgrenze für den aktiven Dienst, die zwar erst auf 63 Jahre angehoben wurde, aber nach Dressels Meinung weiter erhöht werden könnte.
Herrmann nahm die Anregungen entgegen. Er schlug vor zu versuchen, mehr Frauen für die Feuerwehren zu gewinnen. Beim Nachwuchs könnte er sich vorstellen, dass die Feuerwehren "kreative Wege" gehen. An der pauschalen Förderung der Feuerwehren will er festhalten, eine Differenzierung sei nur über den Finanzausgleich der Kommunen möglich, und er fordert eine stärkere Zusammenarbeit der Feuerwehren.
Nicht jede Truppe brauche jedes Fahrzeug, betonte der Minister. Bei der Altersgrenze ist Herrmann offen. Allerdings bat er zu bedenken, dass man manche Feuerwehrleute im Hinblick auf deren Gesundheit schützen müsse.
Joachim Herrmann nutzte seinen Besuch in Knetzgau, um die Feuerwehren, die Rettungsdienste, das Technische Hilfswerk und die Polizei für ihre Arbeit zu loben.
In Bayern gibt es nach seinen Angaben 470.000 Helfer in den Feuerwehren und Rettungsdiensten; davon seien rund 450.000 ehrenamtlich tätig. "Das ist großartig, das ist gigantisch", lobte der Minister. "Ihr Engagement ist unbezahlbar." Und das vor allem vor dem Hintergrund, dass es bei Einsätzen immer "ums Überleben in Not geht" - um Leben oder Tod.