Glauben "to go" auf dem Mobiltelefon - auch im Kreis Haßberge

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Im Impuls vergangenen Samstag forderte das Bistum Würzburg "Selbstbeherrschung". Foto: Sarah Dann
Im Impuls vergangenen Samstag forderte das Bistum Würzburg "Selbstbeherrschung".  Foto: Sarah Dann

Seit Mai sendet das Bistum Würzburg täglich kurze Impulse aufs mobile Gerät. Unsere Reporterin Sarah Dann testete die himmlischen Botschaften auf ihre Alltagstauglichkeit.

Vergangenen Samstag, 16.43 Uhr, auf der A 70, irgendwo zwischen Haßfurt und Würzburg. Im Radio läuft Bayern eins, Bundesliga-Konferenz, was sonst. Der Radio reporter schreit: "Tor. Tor in Hamburg." Mit der Erkenntnis, dass einer der direkten Abstiegs-Kandidaten zu meinen Stuttgartern in der Fußball-Bundesliga ausgerechnet am letzten Spieltag Tore schießt, bin ich nicht mehr zu bremsen. Über die wüsten Worte, die in der 58. Spielminute nur so über meine Lippen sprudeln, möchte ich nach Abpfiff nicht mehr sprechen - erst recht nicht schreiben. Erwähnenswerter ist ein anderes Wort: Selbstbeherrschung.

Um 16.44 Uhr surrt mein Handy. Das Bistum Würzburg sendet mir den nächsten Impuls - ein Bild - über den Nachrichtendienst WhatsApp. Darauf zu sehen: Eine ausgestreckte Handfläche, im Hintergrund verschwommen eine rot leuchtende Ampel und das Wort: "Selbstbeherrschung". Im erbarmungslosen Abstiegskampf ist da plötzlich ein Signal, eine himmlische Botschaft. Verdutzt und schon nicht mehr fluchend lese ich den kurzen Text, den ich bereits am Vormittag bekommen habe: "Neunter Tag der Pfingsstnovene - Gott will in unserem Leben nichts ohne unser Zutun bewirken. Bitten wir um die Gabe der Selbstbeherrschung! Zornausbrüche, Schimpfen (...) sind oft nur schwer zu überwinden. Gott, hilf uns den richtigen Ton zu finden, stärke uns, (...) wenn Selbstbeherrschung einfach nötig ist."

Den Text von Generalvikar Thomas Keßler und das Bild haben neben mir noch mehr als 800 Menschen empfangen, die sich für den neuen Nachrichtendienst des katholischen Bistums in Würzburg angemeldet haben. Die Aktion läuft unter dem Motto "Wir senden".

Kirche wird mobiler
Als erstes Bistum nutzt Würzburg den mobilen Verbreitungsdienst, über den auch schon seit 2014 Leser von infranken.de zwischen drei- und sechsmal täglich mit Nachrichten versorgt werden, wenn sie sich mit ihrer Mobilnummer dazu anmelden.

Johannes Schenkel, Leiter der Internetredaktion der Diözese Würzburg, ist zufrieden mit den bisherigen Reaktionen: "Viele Empfänger fühlen sich durch die Impulse im Alltag bereichert. Ausdrücklich loben sie auch das Angebot der Kirche per Messenger." Im Landkreis Haßberge scheint der neue Kirchendienst zwar noch nicht Gesprächsthema Nummer eins zu sein, den Schritt der Würzburger findet Volkmar Gregori, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Gleisenau, aber spannend: "Das ist ein guter Tipp. Ich werde das an unseren Jugendausschuss weitertragen und wir können überlegen, wie das auf eine Gemeinde wie Gleisenau runter zu deklinieren wäre." Als Jahrgang '53 sei er zwar "zwischen den Welten", wie der Kirchenvertreter über seinen eigenen Umgang mit unterschiedlichen Kommunikationsmedien - vom Handzettel bis Twitter - sagt, findet es aber "natürlich", dass die Kirche sich weiterentwickelt. Auch der Buchdruck von Martin Luther sei damals genau so ein neuer Weg gewesen, Menschen zu erreichen, so Gregori.

Jugendliche erreichen
Auch Uwe Holschuh, Diakon der Pfarreigemeinschaft Ebern, findet, "dass die Kirche gucken muss, welche Medien die Jugendlichen nutzen" und wie man sie erreichen kann. WhatsApp nutzt er, um Firmvorbereitungen mit den Jugendlichen zu koordinieren. Allerdings dient für Holschuh WhatsApp eher dazu, "untereinander zu kommunizieren". Nachrichten oder Impulse würde der Diakon im Sozialen Netzwerk verorten.

Den Wunsch nach einer Rückmeldung erleben auch die Erfinder des Bistum-Dienstes: "Einige erwarten auch mehr als nur einseitige Kommunikation. Sie stellen Fragen, suchen Antworten und wünschen ein Gespräch", erklärt Schenkel.

Noch könne man keine Seelsorge per Messenger-App anbieten, so wie zum Beispiel der Zeiler Pfarrer Michael Erhart immer wieder Menschen über Facebook berät (der FT berichtete am 14. November 2014).
In ein bis zwei überschaubaren Texten pro Tag versuchen Generalvikar Thomas Keßler oder aktuell Bruder Martin jungen Menschen das Christsein verständlich und greifbar - und vor allem möglichst prägnant - nahe zu bringen. Für Pfarrer Gregori aus Gleisenau ist das ein "ganz wichtiger Aspekt". Morgen, am Sonntag, wird zum Beispiel Trinitatis - das Fest der Dreieinigkeit - im Gottesdienst gefeiert. Doch, "wer versteht das?", sagt Gregori. "Wie sage ich Gnade? Barmherzigkeit? Hölle?..." Diese entscheidenden Botschaften der Kirche in "ein, zwei Sätzen" zu übersetzen, beschreibt er "als lohnende Aufgabe, darüber nachzudenken".

Demnach bieten neue Kommunikationswege wie der Impuls-Geber zwei Aufgaben: Die Fortschritte der Technik nutzen, aber auch auf die Sprache achten: "Wir verstecken uns gerne hinter Wortlawinen und klugen Worten und vergessen dabei, die Botschaft auf den Punkt zu bringen." Das Prinzip "Selbstbeherrschung" hätte mir mitten im Alltag wohl nicht eindrücklicher erklärt werden können...