Gemeinsame Sprache ist Schlüssel

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Beim "Frühjahrsempfang der Wirtschaftsjunioren Haßberge" (von links) Vorsitzender Sebastian Pollach, Staatssekretärin Dorothee Bär, Larissa Schneider, IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard und Landrat Wilhelm Schneider.
Beim "Frühjahrsempfang der Wirtschaftsjunioren Haßberge" (von links) Vorsitzender Sebastian Pollach, Staatssekretärin Dorothee Bär, Larissa Schneider, IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard und Landrat Wilhelm Schneider.
Beim Gespräch über die Integrationspolitik (von rechts) Staatssekretärin Dorothee Bär, Landrat Wilhelm Schneider, Vors. Sebastian Pollach (von rechts) sowie 1. Bürgermeister Jürgen Hennemann (links)
Beim Gespräch über die Integrationspolitik (von rechts) Staatssekretärin Dorothee Bär, Landrat Wilhelm Schneider, Vors. Sebastian Pollach (von rechts) sowie 1. Bürgermeister Jürgen Hennemann (links)
 
Von links 1. Bürgermeister Jürgen Hennemann, Vors. Sebastian Pollach, Staatssekretärin Dorothee Bär, Landrat Wilhelm Schneider und IHK-Hauptgeschäftsführer Deinhard.
Von links 1. Bürgermeister Jürgen Hennemann, Vors. Sebastian Pollach, Staatssekretärin Dorothee Bär, Landrat Wilhelm Schneider und IHK-Hauptgeschäftsführer Deinhard.
 
Bürgermeister Jürgen Hennemann (links) beleuchtete die Flüchtlingspolitik und Integration von Seiten der Kommune; rechts Vors. Sebastian Pollach.
Bürgermeister Jürgen Hennemann (links) beleuchtete die Flüchtlingspolitik und Integration von Seiten der Kommune; rechts Vors. Sebastian Pollach.
 
IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. DeinhardFoto: Günther Geiling
IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. DeinhardFoto: Günther Geiling
 

Politik, Unternehmen und IHK sprachen beim Frühlingsempfang der Wirtschaftsjunioren Haßberge in Ebern über die Integration von Flüchtlingen.

Ebern"Die Integration ist der logische nächste Schritt in der Flüchtlingsthematik", die parlamentarische Staatssekretärin beim Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Dorothee Bär, beim "Frühlingsempfang der Wirtschaftsjunioren Haßberge" im Restaurant "Weitblick" in Ebern, und in den letzten Monaten habe es immer wieder erfreuliche Signale aus der Wirtschaft gegeben, dass sich viele Unternehmer dieser Verantwortung bewusst sind und man den Menschen, die arbeiten und sich ausbilden möchten, auch die Chancen dazu bieten will.
Der Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren, Sebastian Pollach, sprach aktuelle Beratungen in Berlin an, bei denen die Flüchtlingspolitik und die Integration am Arbeitsplatz eine große Rolle spielten.
Dabei sei auch Ausdruck gekommen, dass die Integration nicht nur zentral in den Großstädten erfolgen müsse, sondern in den ländlichen Räumen viel leichter umgesetzt werden könnte.
Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) sagte, der Frühlingsempfang sei quasi die Steigerung des Neujahrsempfangs, weil man dem Jahr durch die Konnotation des Frühlings eine positive Entwicklung voraussage. Gerade als politisch Verantwortliche und Engagierte brauche man jene positive Grundeinstellung, um wohlgemut an die Herausforderungen der nächsten Zeit heranzugehen.
Das neue Integrationsgesetz sei in der Tat "historisch", da es genau dem Motto folge, das schon immer und in vielen Bereichen zur DNA von CDU und CSU gehört hätten: "Fordern und Fördern". Hilfe zur Selbsthilfe statt Bevormundung, auch bei der Integrationspolitik, sei "nicht nur ein dahingesagtes Mantra, sondern das Rezept für eine harmonische und gut funktionierende Gesellschaft."
Dabei stellte Dorothee Bär heraus, dass die Basis für ein Leben in der Gesellschaft immer die Sprache sei. Ohne eine gemeinsame Sprache werde es diese Verständigung niemals geben, sagte sie. Daher sei das Erlernen der deutschen Sprache auch in einem Integrationsgesetz verpflichtend. In Bezug auf den Arbeitsmarkt wolle man Ausbildungsangebote für Menschen mit guter Bleibeperspektive schaffen, betonte sie und erklärte Eckdaten des neuen Integrationsgesetzes.
Schließlich nahm die CSU- Bundestagsabgeordnete auch zur Verteilung innerhalb Deutschlands Stellung und meinte, "es gibt keinen Ort, wo man nicht leben kann." Die Flüchtlinge wollten meist in die Zentren, aber es gebe auch im ländlichen Raum viel Platz.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) ging auf die Situation im Landkreis Haßberge ein, wo man rund 1050 Asylbewerber habe. Das seien gerade einmal 1,3 Prozent der Landkreisbevölkerung. Auch bei den unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren sei man auf eine Höchstzahl von 85 Personen gekommen, die, je nach persönlicher Situation, intensiv betreut würden oder auch niederschwellig in Wohngruppen lebten. Auch er bestätigte die Auffassung, dass eine Integration nur über die deutsche Sprache erfolgen könne. Dies sei man vom Kindergarten bis zur Berufsschule schon angegangen. Je älter die Personen seien, desto schwieriger werde es aber, räumte er ein.
Einen Vorteil sah er darin, dass man im Landkreis nur drei Gemeinschaftsunterkünfte habe und alle anderen dezentral untergebracht seien. Hinsichtlich der Integration in den Arbeitsmarkt habe man derzeit erst einmal acht Klassen in der Berufsschule. "Wenn wir die hier ausbildungsfähig bringen, haben wir etwas erreicht", meinte er und dankte den Firmen, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Mit 60 solcher Plätze hätten die Betriebe hier eine tolle Leistung erbracht.
Nun müsse man natürlich auch schauen, dass ein Arbeitsplatz in der Nähe der Wohnung angeboten werden könne. In diesem Zusammenhang kam er auch auf die "Leerstände von Wohnungen", die aber aktuell in einem Zustand seien, dass man dort niemand unterbringen könne. Er sah hier auch eine Aufgabe der Wirtschaft , solche Leerstände zu revitalisieren und eventuell mit Flüchtlingen zu belegen. Positiv stellte Landrat Schneider noch heraus, dass man der einzige Landkreis in Bayern sei, der noch nie einen Sicherheitsdienst gebraucht habe.
Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) wies darauf hin, dass die ehemalige Kaserne heute ein Gewerbestandort sei und man sich auch gar nicht vorstellen könnte, wo man die 18 dort vertretenen Unternehmen hätte sonst hätte ansiedeln sollen. Alle 41 Gebäude seien verkauft und nur einige wichtige, wie die Frauengrundhalle, seien im Besitz der Stadt geblieben. Ein Gebäude habe man an die Regierung von Unterfranken vermietet für 100 bis 120 Asylbewerber. Außerdem seien in der Stadt noch einmal 100 Flüchtlinge dezentral untergebracht. Es sei eine "tolle Geschichte des Landkreises" gewesen, die Asylbewerber dezentral unterzubringen.
Natürlich gebe es auch Belastungen für die Kommunen, was die Infrastruktur angehe vom Kindergartenplatz bis zur Schule. Im Schulbereich gebe es einfach zu wenig Lehrer und im übrigen sei man sich unsicher, was man mit den Flüchtlingen hinsichtlich einer Beschäftigung alles machen dürfe. In Ebern habe man zehn Deutschkurse eingerichtet oder eine Fahrradwerkstatt, eine Kleiderkammer und die Ausgabe von Möbeln organisiert. Auch im Bauhof habe man drei Personen eingesetzt und es gäbe vielleicht noch andere Bereiche, wo man die Asylbewerber sinnvoll beschäftigen könne. Dagegen stünden oft bürokratische Hürden.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, Max-Martin W. Deinhard, erinnerte daran, dass Unterfranken seit Anfang des Jahres 205 mehr als 10 000 Flüchtlinge für eine Anschlussunterbringung neu zugewiesen wurden. "Das ist eine große gesamtgesellschaftliche Herausforderung, kann aber vielleicht angesichts unseres Demografie-Problems auch eine Chance mit sich bringen." Zu den besonders von der Überalterung betroffenen Landkreisen gehörten auch die Haßberge mit einem prognostizierten Bevölkerungs Rückgang von 7,7 Prozent im Vergleich zu 2012.
Auch die Ausbildungszahlen in den Haßbergen gingen zurück Deswegen müsse man in Zukunft alle Bewerberpotenziale erschließen. Offene Ausbildungsstellen in der Region könnten auch von Flüchtlingen besetzt werden, "wenn es uns gelingt, den Übergang in das Berufsleben gut vorzubereiten und ihnen damit auch eine Perspektive zu bieten." Auch er konstatierte: "Die Integration wird aber nur gelingen, wenn Flüchtlinge über die notwendigen Sprachkenntnis verfügen und Unternehmen bei der Integration und möglichen Problemen unterstützt werden."
Schon im nächsten Jahr würden in Unterfranken 1000 Asylbewerber in den Ausbildungssektor strömen. Diese wolle man in Ausbildung bringen und dafür müsse man auch noch die Betriebe überzeugen. Deinhard teilte mit, dass die IHK zum 1. Juni zwei "Willkommens-Lotsen" einstellen werde, welche den Auf- und Ausbau von Unterstützungsstrukturen für Ausbildungsbetriebe und Auszubildende voranbringen und beide Zielgruppen während der Arbeit und Ausbildungszeit betreuen sollen. Man wolle aber auch noch Menschen über 50 ansprechen und sie zu einer Teilqualifizierung bringen.
In diesem Zusammenhang wies er auf eine Veranstaltung der IHK am 2. Juni um 17 Uhr in der IHK-Geschäftsstelle in Schweinfurt hin mit dem Thema "Die Allianz für Fachkräfte Mainfranken", die Wege und Möglichkeiten der Beschäftigung von Flüchtlingen mit Beispielen aus der Praxis zeige.