Gemeindehaus in Ebern: Sie teilen das Essen und die Gemeinschaft

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Lendchen in Champignon-Rahmsoße servierte Gaby Pfeufer (Zweite von rechts) ihrer Kundschaft unterstützt von Pfarrer Bernd Grosser, Reverend Alan Stockbridge, Katrin Ruppert, Daniela Kerling, Helmtrud Hartmann und Laura Plagenetz (im Bild von rechts) aus dem Helferkreis. Foto: Ralf Kestel
Lendchen in Champignon-Rahmsoße servierte Gaby Pfeufer (Zweite von rechts) ihrer Kundschaft unterstützt von Pfarrer Bernd Grosser, Reverend Alan Stockbridge, Katrin Ruppert, Daniela Kerling, Helmtrud Hartmann und Laura Plagenetz (im Bild von rechts) aus dem Helferkreis.  Foto: Ralf Kestel

Im evangelischen Gemeindehaus in Ebern gibt es für Bedürftige und Alleinstehende einmal in der Woche ein warmes Essen. Auch nächstes Jahr wieder.

Adolf Vetter ist viel herumgekommen in der Welt. In Kalifornien war er, in Kanada und England hat er viele Jahre seines Lebens verbracht. In Belgien betrieb er ein Café, auf Teneriffa bediente er nur Millionäre. Zuletzt war er auf Gibraltar. Jetzt ist er in Bischwind gelandet. In einem Haus mit 20 Zimmern, das keiner kaufen will, ihm vom Sozialamt aber als Vermögen angerechnet wird.

Das lastet ebenso auf dem Geldbeutel des 72-Jährigen wie seine Weltenbummelei. Denn der Ruheständler hat während der Auslandsaufenthalte nichts in die Alterskasse einbezahlt. Entsprechend knapp fällt die Rente monatlich aus: "360 Euro und davon wird noch die Krankenkasse abgezogen", rechnet Vetter vor.

Seine Münzsammlung hat er verhökert. "Zum Nominalwert." Sein Auto auch.
Jetzt fährt er Mofa - und zwar jeden Donnerstag nach Ebern ins evangelische Gemeindehaus, wo die Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk jede Woche ein warmes Essen für Bedürftige und Einsame anbietet. Darauf freut sich Vetter jede Woche, wie auch viele seiner Leidensgenossen, mit denen er dabei Schach, Mühle oder auch Dame spielt.

Seit drei Jahren läuft dieses Projekt für Menschen mit geringem Einkommen ab 55 Jahren oder einsame Menschen, die "nicht mit Kontakten gesegnet sind", erklärt Helmtrud Hartmann vom Diakonischen Werk. Eine Erfolgsgeschichte, wie der Pfarrer Bernd Grosser meint: "Es ist eine milieu-übergreifende Gemeinschaft entstanden, die Essen und Erfahrungen teilt." Und die funktioniere trotz des abwertenden Kleinstadt-Tratsches bestens.
"Wir haben meist zwölf bis 15 Besucher, mehr lässt unsere kleine Küche auch nicht zu", blickt Helmtrud Hartmann zurück. Die Kundschaft kommt hauptsächlich aus dem Kreis der Kunden der mobilen Tafel.


Unterstützung läuft aus

Auch wenn die Unterstützung durch die Landeskirche jetzt ausläuft, wird das Projekt weitergeführt. Unter dem Schirm der evangelischen Kirchengemeinde, deren Kirchenvorstand bis zu 1500 Euro bereitstellen will. "Wir werden's weiter anbieten, brauchen für die Stabilität aber noch mehrere ehrenamtliche Helfer, vor allen Dingen Köche", werben Hartmann und Grosser. Und Spender, da die Stadt als möglicher Geldgeber Bedenken angemeldet hat.

"Der Hauptausschuss hat aus grundsätzlichen Überlegungen Probleme mit einer Zustimmung", hat Pfarrer Grosser auf seinen Antrag hin erfahren. Was ihn nachdenklich stimmt. "Die Stadt engagiert sich vorbildlich für die Asylbewerber, kümmert sich aber wenig bis gar nicht um die eigenen Armen. Wenn diese Symbolik ruchbar wird, ist das Wasser auf die Mühlen von Rechten und Quertreibern. Es bewundere wirklich das Engagement für Asylbewerber, bin ja selbst dabei, aber andere dürfen deswegen nicht runterfallen. Da wünschte ich mir mehr Sensibilität", äußert Grosser unverhohlen Kritik.

Von 10 bis 13 Uhr dauern die Donnerstags-Treffen des Kochkreises, dessen Mitglieder auch Anbindung an die Kirchengemeinde bei Veranstaltungen oder Ausflügen fanden. "Die nehmen wir kostenlos mit", so Bernd Grosser.


Eigenes Kochbuch erstellt

Entstanden ist in den zurückliegenden Jahren auch ein Kochbuch mit den Gerichten, die bisher kredenzt wurden. Original-Rezepte und -bilder vom jeweiligen Angebot haben Barbara Limpert, Erika Stockbride, Elvira Heunisch und Peter Klopf zusammengetragen.

Das Kochbuch gibt es im evangelischen Pfarramt, in der Lese-Insel und im Eine-Welt-Laden. Drei Euro vom Verkaufspreis sind für das Projekt bestimmt, das künftig noch mit 1000 Euro vom Dekanat Rügheim und 500 Euro von der Diakonie Bayern bezuschusst wird. "Wir kämen so hin auf Schmalhans", plant Helmtrud Hartmann voraus, womit keine der Küchenmeisterinnen wie Gaby Pfeufer, Marianne Friedrich oder Monika Gräf gemeint sind. "Aber mehr ehrenamtliche Köche bräuchten wir schon noch."

Und bei den Spenden ergab sich gestern schon ein Hoffnungsschimmer. Auf Vermittlung der FT-Redaktion kündigte ein Versicherungsmakler aus Ebern schon spontan eine Zuwendung von 750 Euro an.


Kontaktadresse

Wer Interesse am Mittagstisch im evangelischen Gemeindehaus oder an der Mithilfe hat, kann sich an Claudia Hempfling vom Diakonischen Werk Haßberge wenden, Telefonnummer: 09531/941094.