Für Autofahrer ist im Herbst die Gefahr groß

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Vor allem im Herbst sterben immer wieder Wildtiere wie dieser Rehbock im Straßenverkehr. Foto: Jagdverband
Vor allem im Herbst  sterben immer wieder Wildtiere wie dieser Rehbock im Straßenverkehr. Foto: Jagdverband

Vor gut einem Jahr hat die Unfallkommission des Kreises Haßberge sechs riesige Wildwechsel-Warnschilder aufgestellt, um Autofahrer auf die Gefahr aufmerksam zu machen und die Unfallzahlen zu reduzieren. Hat es funktioniert?

In dunkler Nacht plötzlich ein Schatten im Scheinwerferlicht. Ein Schrei, ein Knall - ein verletztes Tier. Wildunfälle gehen für Vierbeiner meistens tödlich aus. Autofahrer sind geschockt, ihr Wagen ist verbeult und der Schaden für Mensch und Tier groß.
Die steigende Zahl von Wildunfällen hat vor gut einem Jahr die Unfallkommission des Landkreises Haßberge auf den Plan gerufen. Diese machte als Hauptursache für die vielen Unfälle eine hohe Wilddichte im Landkreis sowie einen gewissen Gleichmut der Autofahrer aus. Viele schienen die "normalen" Wildwechsel-Verkehrsschilder am Straßenrand gar nicht mehr zu registrieren und bretterten achtlos daran vorbei.

Deutlich weniger Unfälle
Das war vor dem 8. September 2011.
Danach wurden sechs großflächige, auffällige Wildwechsel-Warnschilder an neu-ralgischen Unfallstellen aufgebaut - und die Unfallzahlen gingen deutlich zurück. Das bestätigte Wolfgang Busch, Verkehrsexperte bei der Polizeiinspektion Haßfurt, auf Anfrage unserer Redaktion.
Am Straßenabschnitt Ebelsbach-Stettfeld kam es 2010 zu zehn, aber nach der Beschilderung (der Vergleichszeitraum ist jeweils vom 8. September bis zum 30. Juni) zu drei Zusammenstößen mit Tieren.
Bei Eschenbach reduzierte sich die Unfallzahl von fünf (2010) auf einen (im Vergleichszeitraum); auf dem Streckenabschnitt Oberhohenried-Prappach von 16 auf acht; auf der B303 bei Hofheim von 13 auf eins; im Haßfurter Stadtteil Uchenhofen blieb die Zahl mit zwei konstant und auf dem Streckenabschnitt bei Wonfurt passierten im ersten Halbjahr 2011 sechs Wildunfälle, nach der Beschilderung aber nur noch vier.

Auch wenn diese Zahlen nahe legen, dass die neuen Schilder funktionieren, überzeugt davon ist Rudolf Meyer noch nicht. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Haßfurt im bayerischen Landesjagdverband bewertet die Zahlen vorsichtig: "Ein Jahr ist zu wenig." Um sagen zu können, dass die Schilder tatsächlich im Zusammenhang mit den Unfallrückgängen stehen, müsste man die Situation "drei bis fünf Jahre beobachten", glaubt Meyer. Für ihn gibt es nämlich auch eine andere Erklärung für die bessere Statistik: Seit einiger Zeit haben die Tiere im Landkreis Haßberge ein üppiges Nahrungsangebot in den Wäldern. "Das Wild muss gar nicht so oft raus." Sehr viele junge Pflanzen in den Wäldern sind den Rehen und Wildschweinen zur Zeit ein leicht gefundenes Fressen im geschützten Gehölz. Deswegen ist "die Bewegung des Wildes nicht hoch", erklärt Meyer. Und bei Straßen, die direkt durch Waldgebiet führen, gebe es in der Dämmerung "nach wie vor" Unfälle, weil die Tiere dann bevorzugt unterwegs seien.

Gefahr in der Dämmerung
Wildunfälle passieren besonders häufig im Herbst. Denn die Tiere sind, nicht zuletzt wegen des menschlichen Einflusses, in der Morgen- und Abenddämmerung unterwegs - und gerade zu dieser Jahreszeit fallen die Stoßzeiten des Berufsverkehrs in den Sonnenauf- und Sonnenuntergang.

Das ist einer der Gründe dafür, dass die Gefahr von Wildunfällen zur Zeit höher ist als zu anderen Jahreszeiten, sagt Thomas Schreder, Pressesprecher beim Bayerischen Jagdverband.

Zudem liegen im Herbst die Felder brach. "In Maisfeldern finden Wildtiere Unterschlupf", erklärt Thomas Schreder. "Ist der Acker blank, sucht sich das Wild andere Einstände und zieht beispielsweise in nahe gelegene Wälder", fährt Schreder fort und ergänzt: "Natürlich sind auch immer mehr und immer schnellere Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs."
Wegen ihres vermuteten Erfolges wurden die Warnschilder im Kreis Haßberge vor kurzem umgesetzt. Die neuen Einsatzorte wählte Wolfgang Busch anhand der Zahl der Wildunfälle im Zeitraum September 2011 bis Juni 2012 aus.
Die Verkehrsschilder warnen künftig auf den Straßenabschnitten Haßfurt-Hofheim zwischen den Abzweigungen Hellingen und Junkersdorf (sechs Wildunfälle), Knetzgau-Haßfurt (sechs), Sylbach-Oberhohenried (fünf), Prappach-Altershausen (sechs), auf der Zuckerstraße bei Zeil (sechs Verkehrsunfälle) und Oberhohenried-Königsberg (14 Unfälle ).