Aus dem geplanten Ruheforst wird ein Begräbniswald Ebern.
Unter diesem Arbeitstitel läuft das Projekt, das Herrmann Freiherr von Rotenhan am Dienstagabend bei einem Treffen mit Mitgliedern des Stadtrates, der Verwaltung und beider Kirchengemeinden sowie Mitgliedern der Bürgerinitiative, die so eine Form der Ruhestätte wünscht, mit einem ausführlichen Exposé sowie ergänzenden Erläuterungen vorstellte. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht.
Dass das Thema viele Menschen bewegt, zeigt nicht nur die Resonanz auf eine Unterschriftensammlung der Interessengemeinschaft, sondern auch die Teilnahme an einer Informationsfahrt, die Eberns Freie Wähler am Tag der deutschen Wiedervereinigung zum Naturfriedhof St. Ursula in Alsleben durchführte.
Laut einem Bericht der Freien Wähler beweise das kommunal geführte Unternehmen, dass es funktioniere, einen Naturfriedhof wirtschaftlich erfolgreich und in Gemeinderegie zu führen. "Damit wird den Menschen ein echtes Angebot gemacht. Allerdings ist dieses Modell nicht beliebig kopierbar, da wichtige naturgegebene Grundvoraussetzungen erfüllt sein müssen, die vor einer Planung zu prüfen sind", schreibt FW-Stadtrat Philipp Arnold.
Geschützte Titel
Erstaunlich sei, dass das durchdachte Konzept des Naturfriedhofes sich in vielen Teilen von den Konzepten der als markennamen-geschützten "Ruhewald" und "Friedwald" unterscheide, die hauptsächlich den jeweiligen privaten Betreibern finanziellen Erfolg bescheren würden, oft aber beim Thema Nachhaltigkeit eher kritisch zu betrachten seien, so der Stadtrat aus Jesserndorf.
Auch gehe es nicht darum, der bisherigen Bestattungskultur Konkurrenz zu machen, sondern eher um ein weiteres, qualitativ hochwertiges Angebot im Bereich der Bestattungen. "St. Ursula ist von den beiden christlichen Kirchen offiziell als Bestattungsort geweiht und explizit erlaubt worden. Anonyme Bestattungen sind damit nicht vorgesehen."
Die grenzsteingroßen Grabsteine seien in ihrer Form persönlich beschrift- und gestaltbar. "Sie erleichtern so das genaue Auffinden der jeweiligen Grabstätte und geben dem Ruheort ein würdiges und auch persönliches Ambiente", findet Arnold.
Vor allem die Beratung werde in Alsleben groß geschrieben. Dementsprechend kompetent war die kurzweilige und interessante Führung, die 25 interessierte Bürger aus Ebern erlebten, meint auch FW-Stadtrat Thomas Limpert, für den auch nach der Besprechung am Dienstag noch etliche Fragen offen blieben.
"Eins ist aber klar, es gibt kommunal geführte Bestattungsmodelle, die finanziell erfolgreich sind, die die Kommunen nicht belasten, die von den Kirchen anerkannt sind und eine echte hochwertige Bereicherung der bisherigen Bestattungsformen darstellen. Deshalb sollten wir uns sehr intensiv mit diesem Thema, das uns alle betrifft, auseinandersetzen", meinen die Freien Wähler nach ihrer Informationsfahrt.
Einschätzung des Bürgermeisters
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) zieht zur lange geforderten Aussprache in der Frauengrundhalle folgende Bilanz: "Herr von Rotenhan hat sein Projekt, das jetzt den neuen Arbeitstitel Begräbniswald Ebern trägt und in seinem Wald bei Fierst angesiedelt werden soll, den Stadträten und Kirchenvertretern sowie Mitarbeitern der Verwaltung vorgestellt. Es gab Nachfragen dazu, aber keinerlei Entscheidung."
Für die Stadt stellte der Bürgermeister die derzeitige Situation (immer mehr Urnenbestattungen, Leerstände auf den bestehenden 15 Friedhöfen, hohe Kosten für die Stadt 2016: eine Unterdeckung von 113 000 Euro im Haushalt, alternative Angebote auf den Friedhöfen) und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Stadt (Pflichtaufgabe der Stadt, Träger und Verantwortung bei der Stadt, Festlegung der Gebühren durch kommunale Satzung, finanzielle Absicherung) dar. Dazu hatte der Bürgermeister auch Informationen aus dem Landratsamt eingeholt.
Der Stadtrat müsse entscheiden, ob ein solches Projekt in Ebern verwirklicht werden soll und ob die Stadt selbst Waldbestattungen anbiete, oder sich eines Betreibers bediene. "Dazu werden weitere Gespräche geführt und Beratungen vorgenommen. Letztendlich wird der Stadtrat in öffentlicher den Punkt beraten und eine Entscheidung treffen", so der Bürgermeister abschließend.