Die Spanne bei den Noten war beachtlich. Sie reichte von 1,4 bis 4,1. Sei's drum. Die Firma FTE hat alle acht Auszubildenden, die in diesem Jahr zur Abschlussprüfung antraten, in feste Anstellungsverhältnisse übernommen.
Die konkreten Auswirkungen konnten sie bereits auf dem Lohn- und Gehaltskonto feststellen und jetzt hielten sie auch ihre Abschlusszeugnisse in der Hand. "Ein gutes Gefühl," versicherten die acht jungen Leute dem Personalleiter Olaf Fritsch. Er hielt die Rede bei der kleinen Freisprechungsfeier.
"FTE ist einfach das größte Unternehmen in der Gegend und da war es nahe liegend, sich hier zu bewerben," erinnert sich Lisa Stengel an ihre Anfänge bei dem Weltunternehmen vor der eigenen Haustüre. Sie hat ihre damalige Entscheidung nie bereut und so will die Ebernerin der Firma treu bleiben. Die 19-Jährige frisch gebackene Industriekaufmann hatte, gemeinsam mit dem Mechatroniker Timo Chamura den besten Abschluss an der Berufsschule erreicht. Das hatte beiden einen Buchpreis eingetragen.
Lisa Stengel und Heike Stubenrauch, die ebenfalls Industriekauffrau lernten, fanden die Prüfung "ganz schön schwierig." "Sehr umfangreich," sagen die beiden jungen Ebernerinnen, "und man musste ganz schön viel wissen."
Heike Stubenrauch war nach einem Besuch an der Euro-Fachschule für Wirtschaft und Fremdsprachen in Bamberg zu FTE gekommen. Die 21-Jährige wollte ihre Französisch- und Englischkenntnisse auch im Beruf einsetzen. "Dort wo ich momentan beschäftigt bin, kann ich die wirklich gut brauchen," sagt die 21-Jährige, denn die Firma hat Dependancen in Brasilien und Mexiko.
Offenheit ist gefragt Die Offenheit für andere Länder war eines der Anliegen, das Olaf Fritsch den acht jungen Mitarbeitern besonders ans Herz legte; ein weiteres war die Bereitschaft, ständig weiterzulernen und sich fortzubilden.
Jugendliche von heute müssten damit rechnen bis zu ihrem 68. Lebensjahr zu arbeiten; da seien Flexibilität und Mobilität gefragt.
Dass das Unternehmen seit mehr als 60 Jahren trotz teilweise schwieriger Rahmenbedingungen Ausbildung auf hohem Niveau garantiere, wertete Fritsch als "wichtiges Zukunftssignal".
Die demografische Entwicklung und der Wandel in der Wirtschaft stellten eine große Herausforderung dar. "Der Fachkräftemangel wird sich gravierend verschärfen und hierzu müssen wir uns Gedanken machen", sagte Fritsch. Die Qualifikationen, die FTE automotive benötigt, seien in vielen Fällen nur durch die eigene, gezielt auf die Besonderheiten des Unternehmens ausgelegte, Ausbildung sicherzustellen. Derzeit bilde die Firma in zehn bis elf Berufen aus, was man in dieser Form wohl nicht weiterführen könne.
Fritsch wörtlich: "Wir entwickeln die Aus- und Weiterbildung bei FTE automotive ständig fort, um den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden und für die Zukunft gewappnet zu sein." So kündigte eine Verlagerung von den technisch-metallisch geprägten Fächern hin zur Mechatronik und von den qualifizierten Facharbeiterberufen hin zum dualen Studium an: Es wird, laut Fritsch, eine Straffung der Ausbildungsberufe geben und eine Veränderung in der Struktur hin zu mehr Studierenden."Ausbildung," sagte der Personalleiter, " ist eine Investition in die Zukunft, in Ihre persönliche und in die unseres Unternehmens. "
Paul Hümmer, der für den Betriebsrat sprach, bezeichnete die Ausbildung als "Herzensangelegenheit" für die Mitarbeitervertretung. Er hatte in einem Online-Lexikon das Wort "Freisprechung" nachgeschlagen und war dabei auf Wurzeln im Zünftewesen des Mittelalters gestoßen.
Wenn sich auch mancher Brauch in diesem Zusammenhang inzwischen gewandelt habe, sei Bildung doch bis heute die wichtigste Grundlage, um sich eine Position zu schaffen und zu erhalten.
Sie erhielten Zeugnisse
Fachinformatiker Lukas Wöhner, Seßlach
Industriekauffrau Lisa Stengel und Heike Stubenrauch, beide Ebern
Maschinen- u. Anlagenführer Kenneth Bugner und Fabian Picquadio, beide Ebelsbach, David Schick, Zeil, Florian Schmidt Unterpreppach. (dies war der erste Abschlussjahrgang in diesem Ausbildungsberuf. Neben ihrer Arbeit im Werk Fischbach haben zudem Tobias Bezdeka, Unterpreppach, und Marcel Weinert, lauter, eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen.
Mechatroniker Timo Chmura aus Pfaffendorf Timo
60 Jahre bildet die Firma FTE (ehemals FAG Kugelfischer) in Ebern bereits
aus. Rund 1700 Fachkräfte hat die Firma damit herangezogen und viele blieben ihr erhalten.
2,3 war der Gesamtnotendurchschnitt des diesjährigen Prüfungsjahrgangs. "Ein Schnitt so im Schnitt", meinte dazu Elisabeth Schneider vom Fachbereich Aus- und Weiterbildung bei FTE.
8 Auszubildende haben ihren Prüfungen bestanden. Fünf erhielten einen Arbeitsvertrag in Ebern und drei im Werk Fischbach.
83 Mitarbeiter befinden sich derzeit in Ausbildung, sechs weitere studieren. Im Oktober kommen nochmals sieben hinzu, die ebenfalls ein duales Studium beginnen weden - darunter ist der frisch gebackene Mechatroniker Timo Chmura.
1,3Millionen Euro wendet die Firma FTE laut Auskunft von Olaf Fritsch jedes Jahr insgesamt für die Ausbildung auf. Ein Ausbildungsplatz kostet das Unternehmen damit rechnerisch etwa 24 000 Euro im Jahr.