"Filzburg" nutzt das Weihnachtsgeschäft

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Die Schulpatinnen überzeugen sich natürlich immer wieder von den Arbeiten; von links Finanzvorstand Alina Rippstein, Susanne Müller und Beate Reiser sowie Vorstandsvorsitzende Mandy Artzt. Foto: gg
Die Schulpatinnen überzeugen sich natürlich immer wieder von den Arbeiten; von links Finanzvorstand Alina Rippstein, Susanne Müller und Beate Reiser sowie Vorstandsvorsitzende Mandy Artzt. Foto: gg
Geld raus, Herr Heckel! Eine Aktie wurde natürlich auch dem Schulleiter Hendryk Heckel (rechts) angeboten. Foto: gg
Geld raus, Herr Heckel! Eine Aktie wurde natürlich auch dem Schulleiter Hendryk Heckel (rechts) angeboten. Foto: gg
 
Hier werden eifrig Anhänger für den Weihnachtsbaum geschnitten. Foto: gg
Hier werden eifrig Anhänger für den Weihnachtsbaum geschnitten. Foto: gg
 
Die Filz-Enden mit einem Metallband durch Hammerschläge zu verschließen, gestaltete sich für die Mitarbeiterinnen nicht so einfach. Von links Alina Rippstein, Alexandra Rauscher, Anna Fischer und Mandy Artzt. Foto: gg
Die Filz-Enden mit einem Metallband durch Hammerschläge zu verschließen, gestaltete sich für die Mitarbeiterinnen  nicht so einfach. Von links Alina Rippstein, Alexandra Rauscher, Anna Fischer und Mandy Artzt. Foto: gg
 

Wirtschaft? Langweilig. Falsch! Mit "learning by doing" kann es für Schüler schon spannend sein. Zum Beispiel als Existenzgründer in der Schülerfirma. Ein solches Junior-Unternehmen gründeten die Jugendlichen in den letzten Tagen an der Wallburg-Realschule Eltmann. Die "Filzburg" stellt Schlüsselbänder her und verkauft sie.

So einfach in der Schulbank sitzen und bei dem Wahlfach mitmachen, das ist nicht drin: Seit Ende 2011 konnten sich die angehenden Neuntklässler um eine Stelle für die Firma bewerben, die Schulpaten und Lehrerinnen Beate Reiser und Susanne Müller hatten die Qual der Wahl: Von den 16 Mitarbeitern sind elf Mädchen und fünf Jungen.

Die Mädchen übernehmen Verantwortung

Auf der Führungsebene ist der weibliche Anteil noch deutlicher, und das lässt für die Statistik in der allgemeinen Wirtschaft hoffen. Allerdings der eine junge Mann, der es in den Vorstand schaffte, Maximilian Benkert aus Trossenfurt, ist Verwaltungschef.
Die übrigen Vorstandsmitglieder sind weiblich und nehmen folgende Positionen ein: Mandy Artzt, Oberhaid (Vorstandsvorsitzende), Alina Rippstein, Sand (Finanzvorstand), Melanie Neblicht, Ebelsbach (Marketing-Chefin) und Lea Att, Ebelsbach (Produktionschefin).

Mitarbeiter und die Führungskräfte gingen die Sache zielstrebig an.
Für Marketing-Chefin Melanie Neblicht ging ein Wunsch in Erfüllung. "Ich bin schon in der Schule im Zweig Betriebswirtschaft und möchte auch einmal in der Wirtschaft und einer Firma arbeiten. Die Arbeit in der Schülerfirma ist ein guter Einstieg und zudem auch gut für zukünftige Bewerbungen."

Einiges zu tun für die Präsenz auf drei Veranstaltungen

Wie wurde sie Führungskraft? Was sind ihre Aufgaben? "Ich habe mich einfach für den Marketingbereich gemeldet und dann ist abgestimmt worden. Jetzt muss ich natürlich für die vorweihnachtliche Zeit die entsprechenden Aktivitäten und den Verkauf organisieren. Für die ,Burgweihnacht‘ an der Wallburg bedeutet dies, einen Stand zu besorgen und Werbung mit Plakaten und Handzetteln zu machen. Dann geht es weiter mit dem Verkauf auf dem ,Hummelhof‘ und bei einer vorweihnachtlichen Schulfeier."

Vorstandsvorsitzende Mandy Artzt verbindet mit der Schülerfirma ebenfalls einen Berufswunsch. "Ich würde gern ins Büro, eine Verwaltung oder in einen kaufmännischen Bereich gehen." Sie hatte sich in der Gruppe für den Hauptposten im Vorstand interessiert und wurde tatsächlich gewählt. Jetzt muss sie Verantwortung beweisen: "Meine Hauptaufgabe ist es auf jeden Fall, die Mitarbeiter zu animieren und zu motivieren, dass sie ihre Aufgaben zeitgerecht erfüllen. Außerdem wird es meine Aufgabe sein, auch die notwendigen Zeitschritte mitzuplanen." Für das Startkapital ist demnach nicht nur der Finanzvorstand verantwortlich. Mandy hat jedem Mitarbeiter fünf Aktien mitgegeben, die sie Lehrern, Familie oder Bekannten anbieten müssen.

Ideengeber: Institut der deutschen Wirtschaft

Die Idee Schülerfirma hat das Institut der deutschen Wirtschaft ausgeknobelt. Jugendliche sollen Wirtschaftsthemen erleben: Produktentwicklung, Buchführung, Marketing. Da erkannt man erst in der Praxis, was darinnen steckt.

Das Grundprinzip ist einfach: Die Schüler müssen eine Geschäftsidee entwickeln, eine Firma gründen und dann bis zu 90 Anteilsscheine zu je zehn 10 Euro verkaufen, die das Startkapital bilden. Im Geschäftsjahr müssen Lohn, Steuern und Versicherungsbeiträge gezahlt, Geschäftsberichte erstellt und das Produkt auch hergestellt werden. Von jeder Sitzung sind Protokolle zu schreiben, am Ende eines Monats muss die Buchhaltung abgeschlossen sein - ganz zu schweigen von den Hauptversammlungen, die abzuhalten sind.

Die "Filzburg" hat sich als Hauptprodukt für Schlüsselbänder entschieden, die das Jahr über im Angebot sind. Das Weihnachtsgeschäft will man noch nutzen. Aktuell produziert man Anhänger für den Weihnachtsbaum und Sterne.

Und schon schiebt man Überstunden

Schulpatin Beate Reiser schmunzelt über die Emsigkeit, die die Schüler entwickelten: "Nach der Gründungsphase musste schnell eingekauft werden und die Schüler spürten, dass schon die Auswahl der Produkte ein besonderes Problem darstellt. Auch für die Produktion der Schlüsselbänder reichte die Arbeitszeit in der Schule keineswegs aus. Da gab es Überstunden in der Schule oder auch zu Hause." Filzplatten schneiden und mit Schmuckbändern benähen - dafür haben die Jugendlichen sogar Nähmaschinen beschafft. Es sind arbeitsintensive Vorgänge.

Eine Nuss zu knacken hatte der Vorstandes mit der Preiskalkulation. Die ist schwierig. Denn alle Materialkosten, Löhne und Abgaben muss man erfassen, außerdem wollen die Aktionäre einen Gewinn. Und erst einmal die 90 Aktien an den Mann zu bringen, um Unkosten und Rechnungen zu bezahlen, das war ebenso eine Herausforderung.

Patin Susanne Müller freut sich: "Die Schüler waren von Anfang an mit Begeisterung dabei. Das merkte man an den Produktionstischen, und auch in der Verwaltung und am Computer entstanden schon in den ersten Tagen Tabellen und die Buchführung wurde immer umfangreicher."

Marketing-Chefin Melanie Neblicht hat ihren Job gemacht: Sie belegte Termine für das Weihnachtsgeschäft. So sind die Realschüler dabei bei der Eltmanner Burgweihnacht am 1. Dezember, sie verkaufen am Samstag/Sonntag, 8./9. Dezember, beim Adventsmarkt im "Hummelhof" und beim vorweihnachtlichen, musischen Abend in der Schule am Mittwoch, 19. Dezember. Mal gucken, ob in der ersten Hauptversammlung Ende Januar gute Stimmung unter den Aktionären gibt?