In Rentweinsdorf werfen die Mitglieder des Sechserrates als Faschingskommittee die Brocken hin. Sie sind über Vorhaltungen ihres Bürgermeisters verärgert. Dabei haben sie die Büttenabend doch im Auftrag der Gemeinde organisiert. Ob es am 30. und 31. Jnauar nochmals Büttensitzungen gibt, erscheint höchst zweifelhaft.
Die FaschingsJecken nehmen ihren Hut und hängen die Narrenkappen an den Nagel. Der Sechserrat, aufgrund kommunalpolitischer Querelen in den vergangenen Monaten ohnedies schon zum Quintett geschrumpft, mag nicht mehr: "Wir organisieren keine Faschingsabende mehr für die Gemeinde", verkündeten die Räte in Gesprächen und einem offenen Brief. Nach 25 Jahren droht dem Rentweinsdorfer Fasching ein jähes Ende. Die Eröffnung der Session am 11.11. wurde vor Wochen schon abgeblasen.
Es brodelt gewaltig an den Biertischen und hinter den Kulissen. Es geht um verletzte Eitelkeiten, angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten, Steuerhinterziehung, kommunalpolitische Zwistigkeiten, Schwarzbauten, falsche Versprechungen.
"Ich fühl' mich vor den Karren gespannt", sagte Dieter Fürth, Sitzungspräsident und einstiger SPD-Ortsvereins-Vorsitzender, der aber längst aus der Partei ausgetreten ist. Fürth, eine rheinische Frohnatur, benennt, wie auch seine Mitstreiter, den Miesepeter ohne Umschweife: Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD).
Probleme im Gemeinderat Der hat im Marktgemeinderat zuletzt zum wiederholten Male moniert, dass die Gemeinde bei den Faschingsveranstaltungen draufzahle. "Das ist für uns nicht nachvollziehbar", wettern die Sechserräte in einem dreiseitigen offenen Brief, der unserer Redaktion vorliegt.
Darin belegen die Faschings-Organisatoren, dass sie in den zurückliegenden 25 Jahren nach Abzug ihrer Unkosten nach jeder Session stets zwischen 2500 und 3500 Euro an die Gemeindekasse überwiesen hätten, wohlwissend und berechnend, dass für die Gemeinde noch Gema-Gebühren, Heiz- und Stromkosten sowie Mietausfälle durch die Proben-Wochenenden anfielen.
"Und trotzdem blieb immer Geld übrig", sind sich die Sechserräte einig und fühlen sich in der Öffentlichkeit brüskiert. "Wir arbeiten im Vorfeld der Büttensitzungen 200 bis 300 Stunden lang ehrenamtlich und der Präsident noch viel mehr", zählt Albin Michel zusammen. "Und jetzt kommen so Bemerkungen aus der VG-Kämmerei, wonach der Haushaltsposten Fasching überzogen wurde, und der Bürgermeister lässt entsprechende Nachforschungen nicht zu."
Dennoch haben Michel und Fürth herausgefunden, dass ein Zuschuss für die Garde des FC Rentweinsdorf über den Haushaltsposten der Büttensitzungen abgerechnet wurde. "Die Beträge für Heizung und Strom erscheinen uns, wie aus dem Hut gezaubert ."
Was die Faschingsnarren stutzig macht: "In all den 25 Jahren, davon 21 Jahre unter Willi Sendelbeck, haben wir diese Veranstaltung in Eigenregie und mit voller Unterstützung des Marktgemeinderates durchgeführt. Es hat nie Kritik gegeben und jetzt heißt es, seit Matthias Sperber im Sechser-Rat ist, bleibt nichts mehr übrig . Dieser Satz suggeriert, dass Geld unterschlagen wurde, was wir entschieden zurückweisen ."
Noch Geld eingespart Das Gegenteil sei der Fall: Sperber, der wie auch Thomas Schnitzer und Ludwig Bock der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWG) angehört, habe durch seine berufliche Tätigkeit bei Bühnenaufbau und Reklameschilder viel Geld sparen helfen.
Dies führt Dieter Fürth und Albin Michel zu dem Schluss, dass politische Kontroversen aus dem Gemeinderat mit den Faschingsveranstaltungen vermengt werden. Zur Information: Die ÜWG, die von Matthias Sperber angeführt wird, stellte den Gegenkandidaten, der Bürgermeister Sendelbeck in der Stichwahl nur haarscharf unterlegen war. Dazu fällt Fürth ein Sendelbeck-Zitat ein: "Der Fasching ist ÜWG gesteuert."
Die Gründung des Sechserrates geht auf Bürgermeister Willi Schönmann (CSU) zurück, der mit der Fertigstellung des Marktsaales vorschlug, den etablierten "Traafelder Fasching" in größerer Form aufzuziehen.
Nach dem Tod Schönmanns sprach dessen Nachfolger Willi Vetter 1992 mit Dieter Fürth, der als gebürtiger Rheinländer sofort aufsprang: "Ich trau' mir das zu, so etwas aufzuziehen."
Mit Ebern gestichelt Dabei hatte Fürth auch eine Konkurrenz zu den Eberner Kulturringsabenden im Hinterkopf, wie sie im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder anklang.
War dies noch ein Reibungspunkt, der alle Beteiligten zu Höchstleistungen trieb, sorgt der Disput an der Heimatfront für Frust: "Auf dieser Basis ist leider keine Zusammenarbeit mit unserem Bürgermeister mehr möglich. Deshalb haben wir uns entschlossen, als Sechserrat für die Faschingssitzung ab 2015 nicht mehr zur Verfügung zu stehen", beschlossen die fünf Faschings-Jecken in dieser Woche, wobei schon während der Sitzung die Handys nur so klingelten, weil die Akteure wissen wollten, ob sie mit den Proben weitermachen sollen.
Das Quintett des Sechserrates versichert: "Die Entscheidung ist uns allen nicht leicht gefallen und wir waren deswegen mehrfach zusammengesessen. Und wir wissen auch, dass unsere Akteure, die sich zum Teil schon vorbereiten, die Leidtragenden sind, ebenso wie die vielen Zuschauer, die Jahr für Jahr zum Teil von weither gekommen sind und den Saal stets an zwei Abenden füllten. Aber uns blieb keine andere Wahl: Unser Bürgermeister hat die Wahrheit nicht nur für sich allein gepachtet", so die Räte in ihrem Brief.
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