Für Janinas Tod soll laut Polizei ein 53-jähriger Unterschleichacher verantwortlich sein. Die Dorfbewohner sind entsetzt, vor allem, weil der Mann angeblich gezielt auf Personen geschossen hat.
Fast jeder in dem 450 Einwohner-Dorf
Unterschleichach kennt den Tatverdächtigen. Der 53-jährige Roland E., der nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Bamberg und der Polizei die elfjährige Janina getötet hat, ist hier aufgewachsen. Der Mann hat in unmittelbarer Nähe gewohnt, wo das Mädchen in der Silvesternacht durch eine Kugel aus einem Kleinkaliberrevolver in den Kopf getroffen worden ist.
Einen Unfall in Hinblick auf einen fahrlässigen Umgang mit der Waffe schließen Polizei und Staatsanwaltschaft aus, sie ermitteln jetzt wegen Mord. Weil sich der 53-Jährige durch Böllerlärm vor seiner Haustüre gestört gefühlt hatte, soll er mehrmals gezielt auf eine Gruppe von Personen geschossen haben, die sich in der Nähe seines Grundstücks aufhielt. Janina überlebte diese Wahnsinnstat nicht.
"Ich bin sprachlos", sagt Sabine Weinbeer. Sie hat als örtliche Pfarrgemeinderatsvorsitzende noch vor wenigen Tagen für trauernde Dorfbewohner eine Andacht und einen Schweigemarsch zum Tatort organisiert, um dem gestorbenen Mädchen zu gedenken. Und auch, wenn es für Janinas Tod keinen Unterschied macht, so hätten viele Unterschleichacher gehofft, dass es sich um einen tragischen Unfall gehandelt hat. Aber Mord? "Es ist jetzt das Schlimmste eingetreten, das man sich vorstellen konnte", sagt Weinbeer.
Der Mann, der dieser unfassbaren Tat beschuldigt wird und bereits ein Geständnis abgelegt hat, war offenbar enorm frustriert: "Er stand deutlich unter psychischem Druck und war sichtlich erleichtert, dass man ihm auf die Spur kam", sagt Oberstaatsanwalt Christopher Rosenbusch bei der gestrigen Pressekonferenz. Wegen seiner psychischen Probleme sei der Mann seit längerem in Behandlung gewesen. Betrunken war er laut Rosenbusch nach eigener Aussage zur Tatzeit nicht.
Endlich aufgeklärt
Der dringend Tatverdächtige Roland E. ist in Unterschleichach weitläufig bekannt, wie Sabine Weinbeer erklärt. Es sei zu befürchten gewesen, dass es sich bei dem Täter um ein Mitglied der Dorfgemeinde handelt, damit haben die Unterschleichacher durchaus gerechnet. Aber dass jemand absichtlich auf Menschen schießt, damit nicht. Dennoch: "Wir sind erleichtert, dass es aufgeklärt ist", sagt Weinbeer.
Eine Unterschleichacherin, die namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet unserer Zeitung, dass sie den Mann seit über 20 Jahren kennt. Er habe Kinder gemocht, sagt sie, und er sei ein umgänglicher Mensch. Eine andere Frau, die unserer Zeitung Auskunft gibt, sieht das ganz anders. Sie sagt, er habe zurückgezogen gelebt und sei selten gut gelaunt gewesen.
Als er gestern die Details zu dem Fall erfährt, ist Thomas Sechser, der Bürgermeister der Gemeinde Oberaurach, schockiert. "Es ist für mich entsetzlich, dass jemand so etwas machen kann." Auch er kennt Roland E. Erklären kann er sich dessen Verhalten freilich nicht. "Unbegreiflich. Sowas kann man sich gar nicht vorstellen."
Die Nachricht, dass ein Tatverdächtiger gefasst ist, helfe nun der Familie, bei der Janina Silvester gefeiert hatte, mit den schrecklichen Ereignissen umzugehen. Und allen voran dürfte es eine große Erleichterung für Janinas Eltern sein, Gewissheit zu haben, was in jener schrecklichen Nacht mit ihrer Tochter passiert ist. Das sei ein weiterer Schritt in der Trauerbewältigung.
Keine Spekulationen mehr
Erleichtert ist Sechser aber auch für seine Gemeinde, denn endlich bestehe die Möglichkeit, dass in Unterschleichach wieder Normalität einkehrt. Die Tage zuvor wurde in der Bevölkerung viel über den ungeklärten Fall gesprochen, auch spekuliert, erinnert er sich. Viele seien davon ausgegangen, dass es sich bei dem Täter um einen Unterschleichacher handele. Je länger die Ermittlungen gedauert haben, desto größer sei das Misstrauen geworden, was auch zu gegenseitigen Verdächtigungen führte.
Aber letztlich wollten alle nur, dass der Fall aufgeklärt wird. Positiv registriert Sechser, dass die Ermittler ausdrücklich die Bevölkerung von Unterschleichach für ihre Kooperationsbereitschaft und Unterstützung lobten. Dass das Dorf wegen des Geschehens als Gemeinschaft Schaden nimmt, glaubt Sechser nicht. "Es ist ein Dorf mit großem Zusammenhalt." Und: "Es war die Tat eines Einzelnen. Ich sehe jetzt für Unterschleichach kein Problem für die Zukunft."