Fachkräfte an den Landkreis binden

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Der Landkreis ist jetzt Partner der "Initiative Familienorientierte Personalpolitik". Landrat Rudolf Handwerker hat mit seiner Unterschrift den Beitritt besiegelt. Im Bild (von links): Arbeitsagentur-Chef Thomas Stelzer, Handwerker und Landrat Florian Töpper (Schweinfurt). Foto: S. Meißner
Der Landkreis ist jetzt Partner der "Initiative Familienorientierte Personalpolitik". Landrat Rudolf Handwerker hat mit seiner Unterschrift den Beitritt besiegelt. Im Bild (von links): Arbeitsagentur-Chef Thomas Stelzer, Handwerker und Landrat Florian Töpper (Schweinfurt). Foto: S. Meißner

Familienfreundliche Unternehmenspolitik soll helfen, Fachkräfte an den Landkreis binden. Die Nachbarlandkreise Haßberge und Schweinfurt gehen hierfür eine Kooperation ein.

Seit Donnerstag ist der Landkreis Haßberge Partner der "Initiative Familienorientierte Personalpolitik". Landrat Rudolf Handwerker unterzeichnete in Schweinfurt in der Agentur für Arbeit die Urkunde, die den Pakt besiegelt.
Netzwerke, Leuchttürme, Pilotprojekte, das sind klangvolle Namen für zum Teil wenig transparente Initiativen mit unterschiedlichem Erfolg. Der Begriff "Networking" habe es gar als Unwort des Jahres 2012 auf den dritten Platz geschafft, erinnerte Thomas Stelzer, Chef der Agentur für Arbeit Schweinfurt, im Sitzungssaal seiner Behörde. "Wir werden alle damit konfrontiert, Teil irgendwelcher Netzwerke zu sein", meinte er, "aber dieses, um das es heute geht, soll eine Substanz haben."

Bei der neuen Konstruktion, die Arbeitgeber mit Kooperationspartnern aus Politik, Wirtschaft, dem sozialen und anderen Bereichen verbindet, ist das Ziel die Sensibilisierung von Unternehmen.
Im Hinblick auf den demografischen Wandel soll familienfreundliche Personalpolitik helfen, Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen.
Landrat Handwerker bezeichnete das Vorhaben als "außerordentlich wichtiges Netzwerk". Kommunen und Betriebe müssten kooperieren, um die Aufgaben der Zukunft zu meistern. "Es ist eben heute so, dass beide Ehepartner arbeiten müssen", sagte der Landrat, deshalb könne man sich den Fragen wie Kinderbetreuung, Pflege kranker oder älterer Menschen und aller anderen Schwerpunkte der Familien nicht verschließen.

Unter ländlichen Verhältnissen sei die Lösung dieser Probleme besonders schwierig, deshalb bräuchten die Haßberge ein "flächendeckendes Netz". Aufgrund der Alterung der Gesellschaft ginge die Zahl der Arbeitskräfte im Kreis Haßberge um etwa 30 Prozent zurück, legte Handwerker dar. "Ich habe keine Ahnung, wie das von der Wirtschaft aufgefangen werden kann. - Die Initiative ist wichtig." Es gehe hier um die Attraktivität der Region als Lebensraum. Einige größere Betriebe würden schon mitarbeiten, aber "mittelständische Unternehmen haben den Sinn des Netzwerkes überwiegend noch nicht erkannt".

Warum nicht schon 2007?

Handwerker sprach aus, was ihn offenbar in den letzten Tagen seiner Amtszeit beschäftigt: "Warum sind wir eigentlich nicht schon 2007 beigetreten?"
Von Agentur und Landkreis Schweinfurt ins Leben gerufen, erstreckte sich der Einzugsbereich der Initiative anfänglich auf die Region Schweinfurt. Seit 2011 werden laut Agentur "alle Unternehmen und Institutionen aus der Region Main-Rhön" eingeladen und beteiligen sich zahlreich an Veranstaltungen und Arbeitskreisen.

Je mehr mitmachen, desto besser

Seit Donnerstag ist der Landkreis Haßberge beteiligt. "Maßstab für den Erfolg beziehungsweise die Sinnhaftigkeit dieses Netzwerkes" ist laut Stelzer die Zahl der Mitwirkenden. Einige Haßberge-Unternehmen haben sich bereits aktiv beteiligt. Vorreiter sind: Maintal Konfitüren, Uponor und das Institut für berufliche Bildung aus Haßfurt sowie FTE Automotive Ebern, ESN Hofheim, aber auch die Stadtverwaltung Ebern.

Damit Arbeitgeber qualifizierte Mitarbeiter an sich binden können, müssten sie große Anstrengungen unternehmen. Bei kreativen Lösungen will die "Initiative Familienorientierte Personalpolitik" helfen. Zentrale Themen sind Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, flexible Arbeitszeitregelungen sowie Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit oder der Pflege von Angehörigen. Ute Suckfüll, Familienbeauftragte des Landkreises Schweinfurt, sagte: "Es gibt viele Möglichkeiten und nicht alle sind in den Unternehmen bekannt." Doris Küfner-Schönfelder, Gleichstellungsbeauftragte der Arbeitsagentur, nannte ein Beispiel: "Einige Unternehmen meinen, sie können sich einen Betriebskindergarten nicht leisten, und übersehen, dass Kooperation mit anderen Unternehmen die Lösung bringen kann." Nur eine von vielen Varianten.

Beispielsweise könne eine im Betrieb angestellte Tagesmutter Probleme lösen. "Die Firma Uponor in Haßfurt hat eine Partnerschaft mit dem Mehrgenerationenhaus geschlossen", so Küfner-Schönfelder. Die Ferienbetreuung werde rege genutzt.

Weitere Informationen und eine Checkliste, was bei der Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen zu tun ist, gibt es bei Doris Küfner-Schönfelder, Rufnummer 09721/547533, sowie bei Ute Suckfüll unter der Nummer 09721/55465.