Der Holzofen in Wohnzimmer oder Küche liegt im Trend. Die Hersteller versprechen wohlige Wärme zu günstigen Preisen. Doch bevor die Flammen lodern, ist einiges zu beachten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Feuerzauber.
Gut fürs Wohlbefinden, aber schlecht für die Umwelt? Am Holzofen im Wohnzimmer entzündet sich nicht selten Streit. Fakt ist: Obwohl die Zahl der "häuslichen Feuerstätten" in Deutschland seit Jahren mit rund elf Millionen auf gleichbleibend hohem Niveau bleibt, haben sich die Emissionen um etwa ein Drittel verringert. Das geht nach Aussage des Branchenverbandes Haus, Heiz- und Küchentechnik (HKI) aus Daten des Umweltbundesamtes hervor. HKI-Geschäftsführer Frank Kienle sagt, dass von den rund 300 000 Öfen, die in Deutschland jährlich verkauft werden, etwa 75 Prozent keine Neuanschaffungen sind, sondern Ersatz für ältere Geräte.
Der Gesetzgeber hat die Anforderungen an Holzfeuerungsanlagen verschärft. Was kaum bekannt ist: Das Gesetz sieht eine Ausnahme sprich Bestandsschutz für historische Öfen (älter als 1950) sowie für Öfen, die ausschließlich zum Kochen/Backen oder Räuchern verwendet werden. Die wichtigste Frage, die bei der Anschaffung eines Holzofens zu beachten ist, lautet folglich: Entspricht das Gerät den gesetzlichen Anforderungen? Worauf kommt es an? Die wichtigsten Punkte:
Die Ofen-Frage
Vom Fachmann gemauert, gilt der Grund- oder Kachelofen bis heute als Königsklasse des Ofens im Haus. Er speichert die Wärme lange und gibt gesunde Strahlungswärme ab, ist sehr wirtschaftlich, aber in der Anschaffung teuer. Die weit verbreitete Alternative ist der Kaminofen, der schon für wenige hundert Euro zu haben ist. Sein Charme ist die Tür mit dem Glasfenster, das einen Blick auf das Flammenspiel erlaubt. Teure Kaminöfen haben eine Steinverkleidung, die die Wärme länger speichert. Kaminöfen der Premium-Klasse können über Rohrleitungen an das Heizsystem des Hauses angeschlossen werden und in gut isolierten Gebäuden sogar als alleinige Heizung dienen.Als Alternative in Räumen ohne Kaminanschluss kommen Elektro- oder Ethanol-"Kamine" in Frage. Hier steht mehr die Optik als der Heiz-Effekt im Vordergrund, und die Betriebskosten sind sehr hoch.
Die Kamin-Frage
In Häusern älterer Generation gibt es oft zwei Kamine. Das ist praktisch, wenn man einen Ofen anschaffen will. Da am Kamin für die Zentralheizung keine zweite Feuerstätte angeschlossen werden darf, steht der zweite Abgasschacht dafür zur Verfügung. Schornsteine von "annodazumal" genügen den aktuellen Anforderungen in der Regel nicht, im schlimmsten Fall droht Lebensgefahr, wenn der Kamin nicht optimal zieht und der Ofen Kohlenmonoxid freisetzt.
Ältere Kamine kann man in der Regel nachrüsten (Verkleinerung des Querschnitts mit Edelstahlrohren und Isolierung). Ist das nicht möglich oder zu teuer oder steht gar kein Kamin zur Verfügung, kann man ein Haus nachrüsten, im einfachsten Fall mit einem Außen-Kamin aus Edelstahl. Optisch nicht immer schön, aber relativ preiswert (Bausatz). Die Alternative für Sparfüchse: Manchmal bekommt man einen Kamin gebraucht günstig.
Die Brennstoff-Frage
In Franken ist es Teil der ländlichen Lebensart: Brennholz wird selbst im Wald "gemacht" und zuhause gelagert. Wer sich gar nicht auf den Holzweg begeben will, greift zum mit Pellets befeuerten Kaminofen. Das macht dann nicht mal Schmutz: Die Holzpellets, Presslinge aus Holzspänen, kauft man in 25-Kilogramm-Säcken. Sie wandern in einen Vorratsbehälter des Ofens und werden dort vollautomatisch in die Brennkammer befördert. Wer mit Scheitholz heizen will, muss weniger Geld, aber eben Hand anlegen. Wichtig ist es, dass man über ausreichend Lagerraum verfügt, in dem das Holz luftig und trocken liegt. Ist der Ofen nur Zusatz- und Gelegenheitsheizung, kommt man mit zwei bis drei Ster Holz pro Saison aus. Kauft man frisches Holz (etwa ab 40 Euro pro Ster/Kubikmeter), muss es etwa zwei Jahre lagern, ehe es brennen kann.
Holz mit einer Restfeuchte von mehr als 25 Prozent darf laut Gesetz nicht verbrannt werden. Als ideal gilt eine Restfeuchte von 15 Prozent. Geräte, die die Holzfeuchte messen, gibt es für 15 Euro.
Experte klärt auf: Wie umweltschädlich ist es, mit Holz zu heizen?
Umweltfreundliches Heizen, damit kennt sich Günter Lieberth, der Energieberater des Landkreises Haßberge, bestens aus. Was ist umweltfreundlicher und energetisch sinnvoller, mit einem Holzofen zu heizen oder die Heizung aufdrehen?
Lieberth: Ganz generell kann man sagen, dass eine zentrale Heizungsanlage mit Wärmeverteilungssystem (Flächenheizkreise oder Heizkörper) gegenüber mehreren einzelnen Öfen die Wärme für das Gebäude effizienter erzeugen und bedarfsgerecht den Räumen zur Verfügung stellen kann. Der Vorteil einzelner Holzöfen gegenüber einer Zentralheizung ist eher dann gegeben, wenn nicht alle Räume permanent beheizt sein müssen. Aber auch die Kombination einer Zentralheizung mit Einzel-Holzofen trägt dann zur Energieeinsparung bei, wenn zum Beispiel in der Übergangszeit die Zentralheizung länger ausgeschaltet bleiben kann, weil der/die benutzten Räume direkt nach Bedarf beheizt werden. Insbesondere wenn die Zentralheizung noch fossil mit Öl oder Gas betrieben wird, erwächst aus dieser Kombination auch unter Umweltaspekten ein großer Vorteil.
Was muss bei der Anschaffung eines neuen Ofens beachtet werden?
Es gibt seit 2018 auch für Kamin- und Kachelöfen ein Energielabel, wie es schon beispielsweise von Kühlschränken und Waschmaschinen bekannt ist. Auch hier gilt beim Vergleichen: Die Einstufung Grün mit A++ ist am umweltfreundlichsten und effizientesten - von den Einstufungen ab gelb bis rot lieber die Finger lassen.
Welche Kaminöfen müssen ausgetauscht/modernisiert werden?
Seit über zehn Jahren gibt es Grenzwerte für Staub- und Kohlenmonoxidemissionen von neu zu errichteten Kaminöfen, die per Typprüfung eingehalten werden müssen. Gleichzeitig wurden für bestehende Kaminöfen (Datum Typenschild vor 1. Januar 1975 bis 22.März 2010) in vier Schritten Grenzwerte und langfristige Austauschfristen festgelegt, die entweder durch Nachrüstungen eingehalten werden oder falls nicht möglich, der alte Kaminofen ausgetauscht werden muss. Aktuell sind davon Kaminöfen mit Frist zum 31.Dezember 2020 betroffen, auf deren Typenschild ein Datum vom 01 Januar 1985 bis 31.Dezember 1994 steht.
Wie umweltschädlich ist es, mit Holz zu heizen?
Das Heizen mit Holz zählt zu den Erneuerbaren Energien und steht bei nachhaltiger Forstwirtschaft immer wieder neu zur Verfügung. Es wird nicht mehr bei der Verbrennung freigesetzt, wie beim Wachstum aufgenommen wurde und damit entsteht ein umweltfreundlicher Kreislauf in überschaubaren Zeiträumen im Gegensatz zu fossilen Energieträgern, die wesentlich durch ihre Verbrennung zur Erderhitzung beitragen. Nicht ganz außer Acht lassen sollte man aber die Feinstaubbelastung, die beim Verbrennen von Biomasse entsteht. Deshalb sind bei den Austauschfristen vom Gesetzgeber Grenzwerte vorgegeben. Durch qualmende Schornsteine gerieten deshalb die Holzöfen und -heizungen in negatives Licht, was aber heutzutage bei modernen und besser regelbaren Anlagen kein Problem mehr darstellt - vorausgesetzt, die Betreiber halten sich an die Betriebsvorschriften.
Wie kann man möglichst umweltfreundlich mit Holz heizen?
Zunächst sollte man auf lufttrockenes Holz für die Verbrennung achten und vor allem kein beschichtetes oder chemisch behandeltes Material sowie andere Abfallstoffe einsetzen, sondern nur naturbelassenes Holz. Wichtig ist bei modernen Öfen und Heizungen auch immer die Beachtung der Betriebsanleitung des Herstellers, damit ein umweltfreundlicher Betrieb möglich ist. Beispielsweise unterscheiden sich manchmal die Reihenfolge des Aufschichtens und Anzündens bei den unterschiedlichen Ofentypen. Auch hier stehen sicher gerne die für das Haus zuständigen Kaminkehrer gerne für Fragen und Hilfestellung zur Verfügung. Auch wenn Holz eine Erneuerbare Energieform ist, sollte diese nicht verschwendet werden.
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