Ewiger Frieden unter dem eigenen Ruhebaum

2 Min
Schlichte Schildchen tragen den Namen. Jeder Baum, ob für Einzelplätze oder Familienbaum, ist in einer Biotopliste vermerkt. Die Ruhezeit beträgt 99 Jahre ab dem einmaligen Erwerb des Platzes oder Baumes. Unser Bild entstand auf dem "Ruheforst"-Areal bei Weitramsdorf. Foto: Archiv
Schlichte Schildchen tragen den Namen. Jeder Baum, ob für Einzelplätze oder Familienbaum, ist in einer Biotopliste vermerkt. Die Ruhezeit beträgt 99 Jahre ab dem einmaligen Erwerb des Platzes oder Baumes. Unser Bild entstand auf dem "Ruheforst"-Areal bei Weitramsdorf. Foto: Archiv

In Ebern kursieren Unterschriftenlisten zur Schaffung eines Friedwaldes einsetzt. Über 300 Sympathisanten haben schon unterzeichnet.

Der 57-Jährige hatte eineinhalb Jahre Zeit zur Vorbereitung. Er wusste um seinen nahenden Tod, suchte sich selbst seine letzte Ruhestätte aus. Unter einem stattlichen Baum sollte es sein, in einem stillen Forst. Seit Anfang dieses Jahres liegt er dort begraben. Im Ortenburg'schen Wald bei Weitramsdorf.

Immer wieder zeigt seine Witwe die Bilder von "seinem Baum" im Freundeskreis. Mal mit Schnee, mal die Urnenstelle im Sonnenschein. Die Witwe blüht dabei auf. Erleichterung im Kreis der Freunde. Auch eine Form der Trauerarbeit. Sie lobt die würdige Bestattungsfeier, den pietätvollen Umgang und die gute Organisation. "Ich und meine beiden Kinder wollen auch mal unter diesem Baum begraben werden", hat die Familie entschieden.


In und um Ebern fehlt Angebot

Solche Entscheidung treffen immer mehr Familien. In Obertheres gibt es einen Ruheforst und in Weitramsdorf, ein Friedwald liegt bei Ebermannstadt, einer auf dem Schwanberg bei Rödelsee.

Aber keiner im Eberner Land, obwohl die Idee schon mehrfach vorgetragen wurde: Vom Dritten Bürgermeister Werner Riegel (SPD), auch Hermann Freiherr von Rotenhan aus Eyrichshof hat schon den Antrag auf Anlegen so eines speziellen Waldfriedhofs auf der Höhe zwischen Fierst und Kurze-wind bei der Stadtverwaltung eingereicht. Der Hauptausschuss hat dieses Ansinnen aber in Bausch und Bogen in nicht-öffentlicher Sitzung mit Hinweis auf die bestehenden 14 Friedhöfe im Stadtgebiet, deren Unterhalt stets für defizitäre Abrechnungen sorgt, abgelehnt. Eine öffentliche Beratung des Themas hat es in Stadtgremien bislang noch nicht gegeben.

Was sich ändern soll. Deshalb hat sich ein Initiativkreis gebildet, der sich für die Umsetzung der Friedwald-Idee einsetzt, und dazu vor 14 Tagen eine Unterschriftenaktion gestartet, da Unterstützungslisten in Geschäften des Stadtgebietes verteilt und ausgelegt wurden.

Am Freitag wurde eine erste Zwischenbilanz gezogen: Über 300 Bürger aus Ebern, aber auch aus dem Umland unterstützen die Idee, diese neuartige, naturverbundene Bestattungsform im Eberner Stadtgebiet umzusetzen. Weitere Listen liegen während der Karwoche auf jeden Fall noch bis Karsamstag in fast allen Geschäften und Gaststätten auf.

Wer seine Sympathie für so eine Ruhestätte bekunden will, hat also noch eine Woche Zeit, seine Unterschrift zu leisten.

Hinter der Aktion stehen neben dem Eyrichshöfer Baron einige namhafte Bürger/innen und Geschäftsleute, die im politischen Agieren bislang total unerfahren waren. "Wir machen das zum ersten Mal", bekennt Hermann von Rotenhan ob der Kritik, dass auf den Unterschriftenlisten keine Ansprechpartner zu finden sind. Er selbst, so Rotenhan, wollte sich zurückhalten, da ihm so nur Eigennutz unterstellt worden wäre. "Mir und den Mitstreitern geht es zunächst aber nicht um einen meiner Wälder, sondern um eine Grundsatzentscheidung der Stadt, ob so ein Friedwald machbar wäre."


Pflicht der Kommunen

Das Bestattungswesen ist stets eine Pflichtaufgabe der jeweiligen Kommune. Falls sich die Stadt aufgrund bereits vorhandener Friedhöfe und deren Unterhalt außerstande sieht, einen Waldfriedhof einzurichten, wozu sie am Käpelle, wie von Drittem Bürgermeister Riegel vorgeschlagen, gefordert wäre, stünde von Rotenhan bereit. "Dann ist die Stadt das Kostenrisiko los, weil es bei mir als Betreiber läge. Ich sehe ja ein, dass die vielen Friedhöfe für die Stadt fast ein Millionengrab sind."

Viele der Befürworter - eine Witwe: Es werden jeden Tag mehr" - sehen im Ruhefriedhof sogar eine Chance für Ebern und dessen zentrale Lage.
Das Argument, dass die bestehenden Friedhöfe weniger genutzt werden, lässt eine Befürworterin nicht gelten: "Es werden sowieso immer mehr Verstorbene außerhalb auf Waldfriedhöfen bestattet. Ich allein fahre 50 Kilometer zur Grabstelle."
Der Mann liegt in Weitramsdorf-Tambach. Er wollte es so...