Eltmanns Geld fließt nach Indien

3 Min
Die Eltmanner Kinder und Jugendlichen erhielten durch die Fotos von Gerhard Albert einen Einblick in die Verhältnisse in Südindien. So beispielsweise sehen die typischen Häuser der Einwohner dort aus.Fotos: gg und p
Die Eltmanner Kinder und Jugendlichen erhielten durch die Fotos von Gerhard Albert einen Einblick in die Verhältnisse in Südindien. So beispielsweise sehen die typischen Häuser der Einwohner dort aus.Fotos: gg und p
Wenn die Räume nicht reichen, findet der Unterricht in Gängen statt.
Wenn die Räume nicht reichen, findet der Unterricht in Gängen statt.
 
Die Eltmanner Realschüler zeigten bei der Schulversammlung großes Interesse an ihrer neuen Partnerschule. Von den südindischen Lebensverhältnisse haben nur wenige eine wirkliche Vorstellung gehabt. Der Vortrag änderte das ein wenig.
Die Eltmanner Realschüler zeigten bei der Schulversammlung großes Interesse an ihrer neuen Partnerschule. Von den südindischen Lebensverhältnisse haben nur wenige eine wirkliche Vorstellung gehabt. Der Vortrag änderte das ein wenig.
 
So sieht ein Schulraum in der Partnerschule in Südindien aus.
So sieht ein Schulraum in der Partnerschule in Südindien aus.
 
Eine Schulpartnerschaft begründete die Wallburg-Realschule Eltmann mit der St. Helena High School in Enayam in Südindien. Von links: Pfarrer Walter Ries, Werner Steger und Petra Wieland mit ihren Begrüßungsketten aus Sandelholz sowie Gerhard und Ulrike Albert.
Eine Schulpartnerschaft begründete die Wallburg-Realschule Eltmann mit der St. Helena High School in Enayam in Südindien. Von links: Pfarrer Walter Ries, Werner Steger und Petra Wieland mit ihren Begrüßungsketten aus Sandelholz sowie Gerhard und Ulrike Albert.
 

Schulpartner wollen die Realschule in Eltmann und die Helena-Highschool sein. Die Schüler wollen sich sozial engagieren.

Die Wallburg-Realschule in Eltmann ging eine Schulpartnerschaft mit der St.-Helena-Highschool in Enayam in Südindien ein und übernahm dazu für ein bedürftiges Kind eine Schulpatenschaft. Damit wird soziales Engagement für die Realschüler kein modisches Schlagwort, sondern wichtiger Bestandteil des Schullebens.

Seit vielen Jahren gibt jeder Schüler zu Beginn eines Schuljahrs einen "Solidaritäts-Euro", der auf ein eigens dafür eingerichtetes Schulkonto geht. Daraus hat die Realschule schon eine Kinderpatenschaft für einen Bu- ben in Ägypten übernommen sowie ein Schulpatenprojekt im Senegal mitgetragen, wo ein Mädchen in der Diözese Thies unterstützt wurde.
Die Eltmanner haben auch einem Haus für Waisen- und Slumkinder auf den Philippinen geholfen.

Patenkind ist nun erwachsen

Seit diesem Jahr ist das ägyptische Patenkind seinen Kinderschuhen im Großen und Ganzen entwachsen, und deswegen entschloss sich die Realschule, mehr auf einheimische wohltätige Organisationen zu setzen. Die Projekte sollten nachhaltig sein und das Geld zu 100 Prozent bei den Menschen ankommen. Herausgepickt hat sich Eltmann den Verein "Zukunft für Menschen in Südindien", 2008 gegründet.

Die Aula der Realschule platzte bei einer Schulversammlung jüngst fast aus allen Nähten: Zu Gast waren Vorsitzender Gerhard Albert mit seiner Frau Ulrike sowie sein Stellvertreter Pfarrer Walter Ries aus Stegaurach. Sie stellten den Verein "Zukunft für Menschen in Südindien" und seine Ziele vor.

Die Weltkarte zeigte es den Schülern: Südindien ist 9,2-fach größer als Deutschland. Hier leben viel mehr Menschen. Genau 555 Einwohner pro Quadratkilometer, also zweieinhalb mal mehr Menschen als in Deutschland. Gesprochen werden dort mehr als 100 Sprachen, 21 davon haben eine größere Bedeutung.

Jeremias ist der Urlaubspfarrer

Wie kam der Kontakt zustande? Gerhard Albert erzählte davon, dass bei Pfarrer Walter Ries in Stegaurach immer wieder Pfarrer Jeremias aus Südindien die Urlaubsvertretung übernimmt. Und Pfarrer Jeremias koordiniert in Südindien alle Projekte. So kommen alle Spendengelder zu 100 Prozent bei den Bedürftigen an, erfuhren die Schüler. Darauf ist der Verein stolz.

Viele Bilder zeigte Gerhard Albert vom Leben der Familien. Dank der Kinderpatenschaften können Kinder in die Schule gehen. Denn wenn die Familien arm sind, behalten sie lieber ihre Kinder zum Arbeiten daheim. Bei einer Patenschaft erhalten die Eltern Geld, damit ihr Kind zur Schule kann. Albert: "Es haben sich schon tolle Patenschaften entwickelt, weil wir alljährlich die Kinder fotografieren und ihren Pateneltern in Deutschland über sie berichten."

Ein weiteres Projekt des Vereins sind die Seniorenpatenschaften. Auch sie sind nötig, weil Familien nicht genug Geld haben, um die Großeltern mitzuernähren. Daher müssen die Alten auf der Straße oder bei Verwandten leben. Geld oder ein großer Sack Reis hilft: Sie können wieder in ihren Familien aufgenommen werden.

Aufbau nach dem Tsunami

Das Vereinsprojekt Hausbau war vor allem nach dem Tsunami 2004 eine sehr große Hilfe, erfuhren die Jugendlichen auch. Viele Menschen waren damals gestorben, anderen zerstörte die Flutwelle die Lebensbasis, Haus und Werkstatt. Der Verein half beim Bau von über 80 einfachen Häusern: Das war jeweils ein Raum mit Lehmboden.

Für 18 Familien, die wegen ihrer Lepra-Erkrankung aus ihren Dorfgemeinschaften ausgeschlossen wurden, hat der deutsche Verein sogar ein kleines Dorf geschaffen. Hier herrschen menschenwürdige Verhältnisse, eine Basis für neue Hoffnung.

Noch dramatischer berichteten Gerhard und Ulrike Albert von 300 blinden Familien am Rande der Gesellschaft. Für diese Menschen wurde eine kleine Werkstatt eingerichtet.

Die Not in Südindien ist überall groß, sahen die Eltmanner Schüler: Die neue Partnerschule in Enayam liegt nahe am Meer in der Region Kottar im Bundesstaat Tamil. Von der Größe her kann man sie mit der Wallburg-Realschule in Eltmann vergleichen. Dort sind es 948 Schüler. Die Kinder aber haben Unterricht in ganz primitiven Klassenräumen. Stühle und Bänke sowie Unterrichtsmaterial wären dringend nötig.

Ein weiteres Problem ist die Pflicht zur einheitlichen Schulkleidung in Indien - viele Familien können das nicht bezahlen. Also stattet der Verein pro Jahr etwa 2500 Kinder mit Schulkleidung aus. Viel schlimmer hingegen sind die fehlenden sanitären Anlagen. "Die Buben können ja leichter eine Ecke finden, aber für die Mädchen ist dies besonders schlimm. Sie trinken deswegen nicht, weil sie keine Toilette vorfinden und werden deswegen auch krank", schilderte Gerhard Albert die Situation. Für viele Jugendliche hier unvorstellbar. Nächstes Problem: Es gibt nur zeitweise Strom.

Da wollen die Eltmanner helfen: Stellvertretend überreichten die Lehrer Werner Steger und Petra Wieland 1000 Euro. Damit soll der Generator bezahlt werden, der künftig Strom für die Schule erzeugt.

Ebenso übernahmen die Eltmanner Schüler eine Patenschaft. Monatlich zehn Euro verhelfen einem Kind zu Schulbesuch, Schuluniform, Lernmaterial, Unterstützung des Unterhalts und sogar zu einer Rücklage von monatlich vier Euro für eine spätere Berufsausbildung oder ein Studium.