Eltmanner Jugendliche sind tief betroffen nach KZ-Besuch

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Die Gedenkplatte in Buchenwald ist genau 37 Grad warm. Die Jugendlichen aus Eltmann fühlen die Temperatur. Foto: privat
Die Gedenkplatte in Buchenwald ist genau 37 Grad warm. Die Jugendlichen aus Eltmann fühlen die Temperatur. Foto: privat
So sieht das Krematorium des Konzentrationslagers Buchenwald heute aus. Foto: privat
So sieht das Krematorium des Konzentrationslagers Buchenwald heute aus. Foto: privat
 

Blankes Entsetzen, ungläubige Blicke und teilweise sogar die eine oder andere Träne standen in den Gesichtern der 60 Eltmanner Jugendlichen, die sich mit ihren Begleitern und Diakon Joachim Stapf auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte einließen: die Zeit der Nationalsozialisten.

Beim Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald konnten manche Jugendliche ihre Gefühle nicht mehr verbergen, so tief waren die Eindrücke. "Diese NS-Zeit liegt noch gar nicht so weit in der Vergangenheit und betrifft vielleicht sogar noch die Großeltern des einen oder anderen", erklärte einer der Mitarbeiter, der durch das Lager führte.

Kälte ist spürbar

Es ist ein großer Unterschied, ob man nur von diesem Ort und all seinen Geschichten erzählt bekommt, oder ob man selbst auf dem Ettersberg, auf dem riesigen Gelände steht, die Kälte spürt, die von diesem Ort ausgeht, die in der Vergangenheit schon so viele Häftlinge erfrieren ließ, und wenn man selbst durch das große Eingangstor mit der Aufschrift "Jedem das Seine" und durch das Krematorium läuft.


Während der Führung in zwei Gruppen kamen den Jugendlichen eine Vielzahl an Gegenständen, Orten und Foltermethoden vor Augen, von denen sie nie gedacht hätten, dass Menschen zu so etwas fähig sein könnten.
Im Leichenkeller, einem heute noch kalten und schauerlichen Ort, wurden Leichen gebunkert und lebende Menschen an Wandhaken gehängt, bevor sie in den Öfen verbrannt wurden. "Ein Häftling war drei Mal weniger wert als ein dort eingesetzter Bluthund", erzählte der Führer der Gruppe. "Auf mich persönlich machte der Raum, in dem früher Operationen an den Inhaftierten stattfanden, den größten negativen Eindruck und vielen in der Gruppe ging es ebenso", meinte ein Jugendlicher aus der Firmgruppe.

Bestialische Versuche

Die Jugendlichen erfuhren vom Kinderblock, von Einzelhaft ohne Essen und Trinken, von Giftspritzen, von bestialischen Versuchen an Menschen, von Schrumpfköpfen als Dekoration und Lampen aus Menschenhaut, einer Genickschussanlage, mit der 8000 Menschen ermordet wurden, und von fast 60 000 Menschen, die in Buchenwald brutal ums Leben kamen. Viele Gedenksteine für Sinti und Roma, Juden, Homosexuelle, Kinder, Geistliche und weitere "Gemeinschaftsfremde", wie diese Menschen damals genannt wurden , regen heute zum Nachdenken an.

Der einzige warme Fleck

Diakon Joachim Stapf versuchte bei einer gemeinschaftlichen abschließenden Gedenkfeier, einen Impuls wider das Vergessen zu setzen. Hierzu trafen sich alle an der zentralen Gedenktafel. Es ist eine Metallplatte, in die im Mittelteil in alphabetischer Reihenfolge die Namen der über 50 Nationen, deren Angehörige hier ums Leben kamen, eingraviert sind. Die gesamte Platte ist das ganze Jahr über auf 37 °C beheizt und strahlt Wärme an diesem Ort der menschlichen Kälte aus. Ein Gebet für den Frieden beendete diese nachdenkliche Reise zum Ettersberg nahe Weimar. red