Allergiker plagt seit Wochen der umherfliegende Blütenstaub. Dann läuft die Nase, die Augen tränen. Wie lindert man Beschwerden und welche Therapie hilft?
"Seit acht Wochen ist wieder aktuell Heuschnupfenzeit", weiß der Allgemeinmediziner Dr. Engelbert Schröpfer senior. Sobald die Pflanzen im Frühling anfangen zu blühen, kommen die ersten Allergiker wieder in seine Praxis in Eltmann. Haselnüsse sind die ersten Allergieauslöser, die blühen. Dann beginnt der Pollenflug. Engelbert Schröpfer sagt: "Es ist auch immer jahreszeitlich bedingt, heuer hat es recht bald angefangen." Das Wetter spielt außerdem eine große Rolle: An Sonnentagen führe der hohe Luftdruck dazu, dass mehr Pollen fliegen. Wenn es regnet, gibt es weniger Pollen.
Was können Allergiker tun?
Engelbert Schröpfer rät Heuschnupfen-Geplagten, lieber nicht rauszugehen, wenn viel Blütenstaub in der Luft ist, zum Beispiel an warmen, sonnigen Tagen. Vor allem Hänge und Wiesen sollte man dann meiden. Falls Allergiker trotzdem hinausgehen müssen, hilft eine Brille oder sogar ein Mundschutz. Im Auto am besten auf Umluft schalten und einen Pollenfilter einbauen lassen. Wer zu Hause eine Lüftungsanlage in der Wohnung hat, kann dort ebenfalls solche Filter installieren. Aber auch ohne kostspielige Lüftungsanlage kann man etwas tun, um Allergene aus den eigenen vier Wänden fern zu halten. Kleidung, an der Pollen hängen bleiben, am besten nicht mit ins Schlafzimmer nehmen. Vor dem Schlafengehen die Haare waschen und die Fenster nur kurz und im besten Fall bei schlechtem Wetter lüften.
Ist der Heuschnupfen so schlimm, dass man extrem unter den Beschwerden leidet, sollte man zum Arzt gehen. Engelbert Schröpfer erklärt, dass er seinen Patienten in diesem Fall Medikamente geben kann. "Als erstes gäbe es die Antihisaminika. Dann die lokalen Mittel: Cromoglicinsäure oder auch Kortikoide", benennt sie der Mediziner. Antihistaminika sind Tabletten, die die Allergie zwar zeitweise stoppen können, aber nicht heilen. Auch die lokalen Mittel, also Nasensprays oder Augentropfen, können Allergikern akut Linderung verschaffen. Nasensprays zum Beispiel führen dazu, dass sich die Gefäße in der Nase wieder zusammenziehen und der Allergiker wieder Luft bekommt. "Diese Mittel kann man relativ gut nehmen, was auch keine Nebenwirkungen hat", meint der Eltmanner Allgemeinmediziner.
Wenn man jedes Jahr mit dem Pollenflug zu kämpfen hat, können Betroffene einen Allergietest machen, erklärt der Arzt. Dort wird geschaut, welcher Blütenstaub der Hauptauslöser für den Heuschnupfen ist. Allergiker können sich am Pollenflug-Kalender orientieren, in dem steht, wann welche Pflanzen am intensivsten blühen. Den Kalender kann man im Internet einsehen unter:
www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflug-kalender/ - und man bekommt ihn in der Arztpraxis.
Desensibilisierung
"Und dann gibt es die Desensibilisierungsbehandlung. Die ist sehr aufwendig, deswegen sollte die sich jeder gut überlegen, aber sie hilft schon", meint Engelbert Schröpfer. Die Therapie dauert zwei bis drei Jahre. Sobald man die Auslöser für den Heuschnupfen identifiziert hat, lässt der Arzt von der Pharmaindustrie Spritzen mischen, in denen die allergieauslösenden Stoffe in niedriger Dosis enthalten sind. Diese Spritzen werden dem Patienten einmal in der Woche, von Oktober bis Januar verabreicht. "Das machen wir laufend. Man gewöhnt den Körper an die Allergene.", erklärt der Mediziner. Der Nachteil: Die Desensibilisierungstherapie nimmt viel Zeit in Anspruch. Nach jeder verabreichten Spritze müsse der Patient noch eine halbe Stunde in der Praxis bleiben, weil allergische Reaktionen auftreten können. Engelbert Schröpfer sagt, dass die Desensibilisierung sehr vielen Menschen helfe. Der Arzt wendet die Therapie in seiner Praxis zunehmend häufiger an.
Dabei gibt er allerdings zu bedenken: "Wobei die Allergien allgemein deutlich mehr werden. Man schätzt, dass zwölf Millionen Bundesbürger allergische Reaktionen haben." Laut Robert-Koch-Institut haben zwölf Prozent der Kinder und Jugendlichen eine ärztliche Heuschnupfen-Diagnose erhalten. Bei Erwachsenen sind es 16,5 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer.
Stress löst Allergie aus
Für Engelbert Schröpfer liegt die Ursache für die hohe Zahl der Allergien unter anderem an der übermäßigen Hygiene im Alltag. Der Arzt argumentiert: "Man weiß, dass Kinder, die auf dem Land oder auf dem Bauernhof aufwachsen, weniger von Allergien betroffen sind." Deren Immunsystem sei oft besser an körperfremde Stoffe angepasst. Deswegen sei es durchaus problematisch, dass die Keimbelastung in der Bevölkerung zurückgegangen ist. Einen besonderen Tipp hat er noch für alle Allergiker: Stress vermeiden. "Meiner Meinung nach ist die Belastung durch Stress ausschlaggebend", sagt der Arzt. Eine Allergie ist eine Störung des vegetativen Nervensystems, die durch Stress ausgelöst werden kann. "Deswegen sind viele junge Leute Allergiker. Bei den meisten wird es mit zunehmendem Alter besser", sagt Engelbert Schröpfer.