Eltmann: Drei Standesämter in Einem

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Die Personenstandsakten von Oberaurach und Rauhenebrach sind bereits übersichtlich im Standesamt Eltmann einsortiert. Standesamtsleiterin Simone Schöpplein (rechts) und Bürgermeister Michael Ziegler sind mit dem Zusammenschluss zufrieden. Foto: Günther Geiling
Die Personenstandsakten von Oberaurach und Rauhenebrach sind bereits übersichtlich im Standesamt Eltmann einsortiert. Standesamtsleiterin Simone Schöpplein (rechts) und Bürgermeister Michael Ziegler sind mit dem Zusammenschluss zufrieden. Foto: Günther Geiling
Im Amtszimmer von Standesbeamtin Simone Schöpplein stapeln sich die alten Personenstandsbücher der beiden neuen Gemeinden Rauhenebrach und Oberaurach. Foto: Günther Geiling
Im Amtszimmer von Standesbeamtin Simone Schöpplein stapeln sich die alten Personenstandsbücher der beiden neuen Gemeinden Rauhenebrach und Oberaurach. Foto: Günther Geiling
 
Urkunden tragen nur noch das Siegel des Standesamtes Eltmann.
Urkunden tragen nur noch das Siegel des Standesamtes Eltmann.
 

Zum Jahreswechsel hat Eltmann die Standesämter von Oberaurach und Rauhenebrach übernommen. Andere Gemeinden haben sich schon getraut und Untermerzbach überlegt. Sterben die Standesämter auf dem Land aus?

Das Standesamt Eltmann hat mit dem neuen Jahr die Aufgaben der Standesämter von Oberaurach und Rauhenebrach komplett übernommen.

Der Standesamtsbezirk Eltmann umfasst damit die 12.561 Einwohner der drei Kommunen und wird ab sofort Geburt, Eheschließung und Sterbefälle beurkunden. Trauungen können weiterhin von den örtlichen Bürgermeistern in den Heimatgemeinden vorgenommen werden.

Weil durch ein neues Gesetz höhere Kosten auf die Standesämter zukommen, gibt es seit einiger Zeit Überlegungen, Standesämter zusammenzulegen.

Auslöser für die Kostensteigerung ist unter anderem die Reform des Personenstandswesens mit der Einführung eines zentralen Registers für Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle. Diese Maßnahme ist spätestens zum 1. Januar 2014 für alle bayerischen Standesämter verpflichtend.
Teuer sind dabei nicht nur die Kosten für das Software-Programm "Autista", sondern auch Ausgaben für die Technik und die Schulungen der Standesbeamten.

Personal fehlt

Die Gründe für diesen Schritt sind vielschichtig und liegen nicht nur an der anstehenden Gesetzesänderung. In den Gemeindeverwaltungen Oberaurach und Rauhenebrach stehen altersbedingt personelle Umstrukturierungen und Veränderungen an. Sie gaben den Anlass, sich dem Standesamt Eltmann anzuschließen. "Die Initiative ging nicht von der Stadt Eltmann aus, sondern von den Gemeinden Oberaurach und Rauhenebrach zusammen mit der Standesamtsaufsicht im Landratsamt Haßberge", betont Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler (CSU).

Günther Brandt, Geschäftsleiter der Gemeinde Rauhenebrach, nennt gute Gründe für den Schulterschluss: "Die Standesamtsaufgaben werden von ihrem Aufwand her immer umfangreicher, während die großen Personenstandsfälle wie Geburten, Sterbefälle und Eheschließungen zurückgehen", meint er.

Dazu komme, dass es die Vorschrift gibt, drei Standesbeamte vorzuhalten, die immer wieder fortgebildet werden müssten. Dies sei für eine kleinere Gemeinde gar nicht so leicht. Er ergänzt: "In unserer Gemeinde scheidet im nächsten Jahr der langjährige Standesbeamte Ferdinand Karbacher aus, der schon jetzt in der Altersteilzeit nur halbtags arbeitet, und weitere personelle Änderungen kommen. Für die Zukunft würden wir einen Voll-Standesbeamten benötigen.

Da Oberaurach vor einem ähnlichen Problem stand, haben wir uns kurz geschlossen und sind diesen gemeinsamen Schritt nach Eltmann gegangen." Auch den finanziellen Aspekt lässt Brandt nicht unerwähnt: "Unsere Motivation geschah mit Blick auf die Zukunft. Wir hätten eine neue Version für das ,Autista 9 neun' (Anm. der Redaktion: das Softwareprogramm für Standesämter) benötigt, was wir nicht mehr leisten konnten. Der Anschluss an ein Rechenzentrum und die Umstellung hätten bei uns die Kosten verdoppelt, und deswegen haben wir eine günstigere Lösung gesucht."

Auch Bernhard Denner, Geschäftsleiter der Gemeinde Oberaurach, führt personelle Gründe in der Verwaltung als Ausgangspunkt für die Fusion an. "Drei Kolleginnen gehen in die Freistellungsphase, und deswegen müssen wir zwangsläufig personelle Umstrukturierungen vornehmen. Die bisherige Hauptstandesbeamtin Beate Heß wird mit anderen Aufgaben betraut, und wir sparen uns die Vorhaltung der neuen Technik und die laufenden Schulungen der Stellvertreter."

Denner ist sich sicher, "dass diese Zusammenlegung eine sinnvolle Lösung ist. Das Recht wird immer spezieller, die Tätigkeit des Standesbeamten immer komplizierter, die Ausländerbeteiligung höher und damit die Verantwortung auch immer größer."

Den Beschluss zur Zusammenlegung hatten die örtlichen Gremien einmütig gefasst, eine Zweidrittel-Mehrheit wäre sowieso Voraussetzung gewesen. Josef Fuchs vom Landratsamt Haßberge erinnert daran, dass die Zusammenlegung von Standesämtern schon auf eine Initiative des Bayerischen Innenministeriums aus 2003 zurückgeht und seitdem immer wieder diskutiert wurde. Die Regierung von Unterfranken habe diese Form der interkommunalen Zusammenarbeit offensiv unterstützt. "Sie wird allerdings zwingend freiwillig gehandhabt", betont er. Auch Fuchs sieht den größten Vorteil darin, dass man in den einzelnen Gemeinden nicht mehr jeweils drei Standesbeamte vorhalten müsse, die laufend geschult werden müssten. "Dazu sind jährlich zwei Fortbildungen notwendig und zusätzlich eine im Fünf-Jahres-Rhythmus eine ganze Schulungswoche."

Die Zusammenlegung mit Eltmann ging zum Jahreswechsel reibungslos über die Bühne. Nun stapeln sich im Amtszimmer der leitenden Eltmanner Standesbeamtin Simone Schöpplein die alten Personenstandsbücher der Gemeinden Rauhenebrach und Oberaurach.

"Natürlich hat die Stadt Eltmann durch die Aufnahme auch höhere Kosten, insbesondere im Personal- und EDV-Bereich. Wir erhalten im Gegenzug aber die anfallenden Gebühren und haben uns mit den Gemeinden auf eine Pauschale von 1,80 Euro pro Einwohner geeinigt", erklärt Bürgermeister Michael Ziegler. Er zollte seinen Mitarbeitern bei der Gelegenheit ein großes Lob für die engagierte und zeitgerechte Umsetzung.

Schöpplein erzählt, dass im neuen Jahr schon 20 Eheschließungstermine aufgenommen worden seien. "Darunter waren auch Bürger aus den beiden Steigerwaldgemeinden. Die Leute von dort waren außerordentlich nett und freundlich. Die Zusammenlegung haben sie sehr offen gesehen und sogar sehr positiv begrüßt, dass dies nun über das Standesamt Eltmann läuft."

Die Bürgernähe in Oberaurach und Rauhenebrach bleibt dennoch vorhanden, weil die meisten Verwaltungsangelegenheiten weiter vor Ort in den Gemeinden erledigt werden können. Nur in bestimmten Einzelfällen wie einer Anmeldung der Eheschließung oder bei einem Religionsaustritt müssen die Bürger im Standesamt erscheinen. Die Abwicklung von Sterbefällen übernimmt in der Regel das Bestattungsunternehmen.

Bei den Eheschließungsstandesbeamten ist zum Jahreswechsel noch eine wichtige Änderung hinzugekommen. Künftig kann jede Gemeinde mehrere ihrer Bürgermeister bestellen, wenn sie eine entsprechende Fortbildung absolviert haben. Damit sollen Terminschwierigkeiten oder eine Verhinderung des Ersten Bürgermeisters intern abgefangen werden. "Diese Regelung ist ein weiteres klares Signal des Bayerischen Innenministeriums, die Akzeptanz für Zusammenlegungen beim Bürger zu steigern", sagt Josef Fuchs vom Landratsamt Haßberge.
Brautpaare könnten aber auch vor dem Standesbeamten in Eltmann die Ehe eingehen. Denn rechtlich gesehen gibt es nur noch dieses Standesamt.

In der benachbarten Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach mit den Gemeinden Ebelsbach, Breitbrunn, Kirchlauter und Stettfeld hat man erst in der letzten Sitzung neue Standesbeamte benannt. Der dortige Geschäftsleiter Jürgen Pfister begründet dies. "Wir beabsichtigen nicht, unser Standesamt aufzugeben, zumal wir auch personell gut aufgestellt sind. Bei uns vollzieht der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin ja nicht nur das Standesamt, sondern erledigt auch Personalabrechnungen und vieles andere mehr mit. Somit kämen wir auch nicht zu einer Personaleinsparung", erklärt er.


Wer traut sich noch

Fusionen Für die 26 Städte und Gemeinden im Landkreis Haßberge gibt es zehn Standesämter: Haßfurt (mit der VG Theres), Hofheim (mit der VG Hofheim und der Stadt Königsberg), Ebern (mit der VG), Eltmann (mit Oberaurach und Rauhenebrach), Ebelsbach (mit VG), Sand, Zeil, Maroldsweisach, Untermerzbach und Knetzgau.

Pläne Überlegungen gibt es derzeit auch bei der Gemeinde Untermerzbach, die mit den zwei Gemeinden Itzgrund und Großheirath aus Oberfranken eine Zusammenlegung anstrebt.

Eltmann Das neu gebildete Standesamt in Eltmann ist zuständig für die Stadt Eltmann mit ihren sieben Stadtteilen, die Gemeinde Oberaurach mit neun Dörfern und die Gemeinde Rauhenebrach mit ihren 15 Gemeindeteilen.

Statistik Im Kreis Haßberge ist die Zahl der Eheschließungen trotz Einwohnerrückgangs von 88 379 (2003) auf 84 932 (2011) nahezu gleich geblieben bei 426 (gegenüber 422). Die Geburten sind jedoch von 801 auf 651 zurückgegangen, und seit 2001 hat die Sterberate die Geburtenrate schon übertroffen. gg